Korsakov, Sachalin, Tjuleni-Insel, Ochotskisches Meer, Russland (MaDeRe). Beim übernächsten Landgang in Korsakov spüren wir die hautnah. Penible Pass- und Gesichtskontrollen, untermalt von zackigen Marsch-Rhythmen einer Armee-Kapelle, ziehen sich hin. Schnell noch Brot und Salz zur Begrüßung, dann endlich dürfen die Busse in die 35 Kilometer entfernte Sachalin-Hauptstadt Yushno Sakhalinsk starten. Ein monumentaler Lenin steht dort, von Hochzeitsgesellschaften umschwärmt, unverändert an seinem Platz. Unsere erstaunte Frage nach dem Warum beantwortet Reiseleiter Nicolai Samarin dialektisch: „Warum nicht? Das ist Geschichte.“

Hochzeit mit Lenin auf Sachalin. © Foto/BU: Dr. Peer Schmidt-Walther

Vor 15 Jahren kam er von der Wolga in den Fernen Osten: „In der Hoffnung, hier mehr zu verdienen und besser zu leben, aber sehen Sie selbst.“ Fazit des Kultur-Ausflugs mit Stadtrundfahrt, Museums- und Kirchenbesuch, Spezialitäten-Essen, folkloristischer Gesangsvorführung und Shopping: Russland extrem – zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Luxus und Armut.

Seelöwen und Sturmmöwen. © Foto/BU: Dr. Peer Schmidt-Walther

Die 15 000 Nördlichen Seebären samt 400 Stellersche Seelöwen indes kümmert das alles nicht im geringsten. Sie bleiben ihrer Tjuleni-Insel, einem nur 700 Meter langen Felsen-Eiland, das wir anlaufen, nach langen pazifischen Wanderungen treu. Wegen der Jungenaufzucht. An Land und im Wasser wimmelt es von kleinen und großen braunen Körpern, die sich räkeln, spielerisch aus den Fluten katapultieren oder mit den Flossen winken.

Mit Seebären konfrontiert. © Foto/BU: Dr. Peer Schmidt-Walther

Beraterin Olga fühlt sich in der inzwischen heruntergekommenen Forschungsstation fast wie zu Hause. Dreizehn Jahre verbrachte sie hier als Biologin. „Rabota – ich hatte Arbeit“, lautet die schlichte Erklärung der rothaarigen Russin. Wie sie das ohrenbetäubende Gebrüll und den beißenden Gestank ausgehalten habe, wollen wir wissen. „Alles Gewohnheit“, winkt sie lächelnd ab.

Seelöwen. © Foto/BU: Dr. Peer Schmidt-Walther

„Das war“, prustet der triefnasse Dr. Christoph Sommer begeistert, „der tierischste Höhepunkt“. Ein überkommender Brecher hat ihn im rückkehrenden Zodiac voll erwischt.

Mit jeder Seemeile Kurs Zielhafen Hakodate auf der japanischen Insel Hokkaido versinkt Sachalin achteraus im „Meer der Verdammten“.

Fotoreportagen

Siehe auch die Fotoreportage: Das Ochotskische Meer und die Seelöwen und die Fotoreportage: Auf der „World Discoverer“ im Ochotskischen Meer von Dr. Peer Schmidt-Walther.

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