Abu Dhabi, VAE; Berlin, Deutschland (MaDeRe). Glitzernde Skyline, architektonische Kunstwerke wie Louvre und Grand Moschee, Shopping-Vergnügen in exklusiven Malls oder modernen Souks. Abu Dhabi ist die perfekte Stadt, wo es Kreativität, exotische Atmosphäre und atemberaubende Bauwerke gibt. Aber es gibt mehr zu entdecken. Sogar viel mehr. Eine grüne Pracht in der Nähe der Stadt: Ein Mangrovendschungel und ein Mangrovenpark.

Für Naturliebhaber gibt es in Abu Dhabi viel zu entdecken. © DCT Abu Dhabi, Al Wathba Wetland Reserve

Plötzlich sind sie da, reihen sich wie eine Fata Morgana aneinander. Und das nach 30 Minuten Autofahrt aus der Stadt. Mangroven, Tamerisken und Palmen säumen die Wege und schützen die kleinen Salzseen und Wasserbecken. Und doch ist alles real. Auf der Suche nach einem Leckerbissen staksen vorsichtig rosa Flamingoküken im niedrigen Wasser entlang. Zwischen den langen dünnen Beinen der ausgewachsenen Flamingos entdecken sie die Welt des Wathba Wetland Parks. Tausende Jungtiere sind in den vergangenen Tagen aus den Eiern geschlüpft. Sie erleben wie ihre Eltern, dass ihnen die Flamingo-Lagune Schutz vor großen Wildtieren bietet. Denn in der freien Natur können jederzeit aus heiterem Himmel gefährliche Tiere auftauchen. Ein Team achtet auf die strengen Naturschutzauflagen. Sie sichern die Nester und passen auf die Jungen auf, damit sie nicht wegrennen.

Flamingos im Naturpark Al Wathba Wetland Reserve. © DCT Abu Dhabi, Al Wathba Wetland Reserve
Flamingos auf der Suche nach Futter im Naturpark. © DCT Abu Dhabi, Al Wathba Wetland Reserve

Wer ihnen außerdem zuschaut, wenn sie winzige Krebse und Insektenlarven suchen, um ihren Durst und Hunger zu stillen? Die Besucher aus dem Fenster der hölzernen Aussichtsplattform, die von den Engländern gebaut wurde. Als ob sie wüssten, wo es am schönsten ist, kommen jährlich tausende Vögel aus Zentralasien in das Reservat, um den warmen Winter zu genießen, wobei mehr als 4.000 ein ganzes Jahr bleiben.

Auf dem Wanderweg gibt es viele Bambusblättertunnel. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort und Datum der Aufnahme:Abu Dhabi, VAE, 16.11.2022
Geschütze Wege im Naturpark. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort und Datum der Aufnahme:Abu Dhabi, VAE, 16.11.2022

Auf ausgewiesenen Wanderwegen geht es im Zick-Zack-Kurs durch den Mangroven Park an natürlichen und künstlichen Gewässern, Salzseen und versteinerten Sanddünen vorbei, in der viele Tiere wohnen und seltene Pflanzen wachsen. Bambusblättertunnel bieten den Besuchern kühlen Schatten. Dank des natürlichen Materials sind die Menschen für die Tiere nicht sichtbar, so dass die Flamingos sich ganz ungestört um ihren Nachwuchs kümmern können und Weißwedelkiebitze in der Nähe rund um die Seen Nester auf dem Boden bauen.

Seit 2018 wurde das Reservat in die Grüne Liste der Schutzgebiete der IUCN aufgenommen.

Kanu fahren im Mangroven Nationalpark. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort und Datum der Aufnahme:Abu Dhabi, VAE, 16.11.2022

Wo einst nur Sand war wachsen Mangroven und Dattelpalmen, im Eastern Mangroves Nationalpark weil der Staatsgründer Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan († 2. November 2004 in Abu Dhabi) sie genau dort haben wollte und Kosten keine Rolle spielten. Die Wälder sollten zu den prächtigsten in den Vereinigten Arabischen Emiraten gehören, der Umwelt zuliebe. Denn sie sollen genügend CO2 und Schmutz aus der Atmosphäre binden. Vier Millionen Dattelpalmen ließ der Scheich pflanzen und Mangroven. So wie er es sich wünschte sind große Parks entstanden und in den Oasen wurden auf mehreren Zehntausend Hektar Ackerland Tomaten, Kartoffeln und Orangen angebaut. Grünanlagen und farbenfrohe Blütenteppiche lassen vergessen, dass hier in der Wüste im Sommer über 50 Grad sind. Gärten, Rasen und Pflanzen werden künstlich bewässert. Den Anfang aber hat die Natur selbst gemacht, denn Abu Dhabi erstreckt sich entlang einer 400 Kilometer langen Küste und über mehrere natürliche Inseln. Während die dem Meer zugewandte Seite der Inseln von herrlichen Stränden gesäumt ist, wachsen auf der anderen Seite üppige Mangrovenwälder. Eine Tour mit dem Kajak und schon ist man mitten auf dem Wasser von einer grünen Landschaft umgeben, die sich direkt ans Stadtzentrum anschließt. Die Bäume sind über 15 Meter hoch und wachsen immer weiter, da sie sich im salzigen, brackigen Wasser der Gezeitengebiete wohl fühlen.

Eindruck einer Kajaktour. Die Skyline von Abu Dhabi im Hintergrund. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort und Datum der Aufnahme:Abu Dhabi, VAE, 16.11.2022
Mit dem Kajaj durch den Mangrove National Park © DCT Abu Dhabi

Lautlos gleitet das Kanu durch die Waldidylle. Klares Wasser und Vogelstimmen mischen sich in die Stille. Keine Spur mehr von dem Lebenstempo der Abu Dhabi Stadt. Die hoch aufragenden Wolkenkratzer im Hintergrund zeigen sich nur schemenhaft. Mit einem Begleiter sollte man die Tour starten. Denn der weiß wo die Flamingos sind. „Manchmal haben wir sogar Delfine beobachtet“, schwärmt der Guide des Anbieters „Sea Hawk“, der mehrmals täglich in den Eastern Mangroves von Abu Dhabi Touren startet. Kleine Lebewesen sind immer zu finden. Der Guide hält an einer Sandbucht, wo Rennkrabben wohnen und sich sofort verstecken, sobald die Bucht betreten wird. Manchmal fliegt kreischend ein Riffreiher auf. Im Gezeitenkalender sollte man nachschauen, wann Ebbe und wann Flut ist. Denn während der Flut schaut von vielen Sträuchern nur noch die Krone aus dem Wasser. Dann ist es für einen Besuch die beste Zeit, da der Wald auflebt. Die Vögel sind aktiver, schließlich kommt mit dem Hochwasser ein reichliches Angebot an Fischen.

Atemberaubend ist auch das Tempo, in dem Abu Dhabi wächst.

Die Nachgestaltung der Siedlung Heritage Village aus der Zeit vor dem Ölboom. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort und Datum der Aufnahme:Abu Dhabi, VAE, 16.11.2022
Die Wächter des Naturparks erklären die Natur. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort und Datum der Aufnahme:Abu Dhabi, VAE, 16.11.2022

Vor gerade mal 60 Jahren war nichts als Wüste, ein paar Hütten aus Korallen oder Palmenwedeln und viel Sand. Es gab keine Kanalisation und die Häuser hatten keinen Strom, kein Krankenhaus, nicht einmal einen Arzt. Wer wissen möchte, wie die Fischer und Perlentaucher in der Vergangenheit, bevor das Öl entdeckt wurde, gelebt haben, bekommt in der nachgebauten Siedlung „Heritage Village“, eine Ahnung davon. Boote sind am Strand angedockt. So als würden die Besitzer gleich zum Fischfang oder zum Tauchen nach Perlen aufs offene Meer fahren. Gearbeitet wird wie früher. In der Werkstatt hämmert ein Schmied am Schwert. Frauen besticken Kleidungstücke aus Leinen mit Goldfäden, Bändern und Perlen. Schon damals eine kunstvolle Handarbeit. Aus einer fast leeren Wüste ein Reisziel von Weltrang zu schaffen ist ebenfalls Kunst. Grandios ist die Scheich-Zayid-Moschee. Ihre weißen Marmor Kuppeln und Minarette ragen in die Höhe. Das Sakralbauwerk bietet Platz für 40.000 Gläubige. Die Besucher bewundern die kostbaren bunten und schweren Kronleuchter, an denen grüne, rote, gelbe und weiße Swarovski-Kristalltropfen glitzern und den größten handgeknüpften Teppich der Welt. 1200 Weberinnen haben in 18 Monaten 38 Tonnen Wolle verknüpft. Farbenfrohe Motive von Blumengirlanden schlängeln sich auf den Böden und an den Wänden entlang. Ein Kaleidoskop von islamisch architektonischen Designs, das sich zu einer Einheit formt.

Die Scheich-Zayid-Moschee ist eine der größten Moscheen weltweit. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort und Datum der Aufnahme:Abu Dhabi, VAE, 16.11.2022
Die Säulen sind aus weißem italienischen Marmor gefertigt und verziert mit floralen Mustern. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort und Datum der Aufnahme:Abu Dhabi, VAE, 16.11.2022

Reisehinweise zu Abu Dhabi

Abu Dhabi im Allgemeinen: https://visitabudhabi.ae/de

Kajaktouren: Buchungen von Kajaktouren durch den Mangrove National Park bei Husaak.

Das Al Wathba Wetland Reserve: Das Reservat ist jeweils von Dienstag bis Samstag von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Mehr Informationen auf der Heimatseite https://www.ead.gov.ae/Experience-Green-Abu-Dhabi/Places-To-Go/Al-Wathba-Wetland-Reserve im Weltnetz

Hoteltipp: Direkt am Mangrovenwald befindet sich das Anantara Eastern Mangroves Abu Dhabi Hotel

Abu Dhabi: Abu Dhabi ist die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Es grenzt im Westen an Katar, im Nordosten an Dubai und im Osten an den Oman. Mit 67 000 Quadratkilometern ist es das größte der sieben Emirate.

Anreise: Nonstopflüge verschiedener Fluggesellschaften ab Frankfurt/Main und München. Der Pass muss noch mindestens sechs Monate gültig sein.

Reisezeit: Das Klima in Abu Dhabi reicht von angenehm warm bis sehr heiß. Von Dezember bis Februar herrschen Temperaturen zwischen 24 und 26 Grad Celsius. Im Januar können die Luftmassen aus dem Norden auch für (verhältnismäßig) kühles und windiges Wetter in der Stadt sorgen. Dann fällt die Temperatur nachts auf etwa zehn Grad Celsius, tagsüber auf etwa 16 bis 20 Grad Celsius. Im Sommer ist Abu Dhabi äußerst heiß und sonnenreich. Von Mai bis September liegen die Tagestemperaturen zwischen 38 und 42 Grad Celsius. Als beste Reisezeit gelten die Wintermonate von November bis April. Dann ist mit einer Durchschnittstemperatur von 24 Grad zu rechnen. An einzelnen Tagen gibt es Regenschauer.

Zeitdifferenz: Während des Winters in Europa plus drei, im Sommer plus zwei Stunden.

Währung: Die gemeinsame Währung der VAE heißt Dirham (AED). Ein Euro entspricht 4,7 AED. In größeren Geschäften und Hotels kann mit Kreditkarten wie Mastercard oder American Express bezahlt werden.

Gesundheit: Sonnenschutz ist wichtig, ein Mittel gegen Durchfall im Gepäck kann nicht schaden. Impfungen sind nicht vorgeschrieben.

Sprache: Arabisch. Englisch wird fast überall verstanden.

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