Uta und Müller-Thurgau – Weinberge und Gartenträume an Saale und Unstrut

Weinterrassen mit Neuerburg in Freyburg. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Naumburg, Deutschland (MaDeRe). Wer war die „schönste Frau des Mittelalters“? Gesucht wird die Aphrodite des europäischen Nordens, deren natürliche Ausstattung und persönliche Ausstrahlung geeignet wären, der antiken Schönheitskönigin ihren Thron streitig zu machen. Die Suche führt hinein ins Gebiet von Saale und Unstrut. Hier jedoch nicht, wie vielleicht erwartet, an eine der Stätten weltlicher Lustbarkeit, sondern mitten hinein in den ehrwürdigen Naumburger Dom.

Stifterfigur der Uta im Naumburger Dom. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Hier heftet sich der Blick inmitten romanischer Säulen und Rundbögen sogleich an das lebensgroße Standbild einer der Stifterfiguren. Es ist die legendäre Uta, die nicht zuletzt wegen ihres erhöhten Standortes die Zeitläufte unbeschadet überdauert hat. Noch heute kann sie im harmonischen Miteinander von körperlicher Schönheit und persönlicher Würde den direkten Beweis erbringen für den von ihr ausgehenden Zauber, der bei ihren zahlreichen Verehrern bis heute Bewunderung hervorruft.

Fröhliche Farbigkeit

Türme des Naumburger Doms. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Wie das Standbild der Uta erweist sich auch der romanische Dom als formvollendet. Ihm wurde wegen seiner architektonischen Besonderheiten unlängst sogar der Ehrentitel eines Unesco-Welterbes zugesprochen. So erweisen sich Standbild und Bauwerk zugleich als Symbole für eine verwirrend vielfältige Kulturlandschaft an Saale und Unstrut, die nun seit mehreren Jahrzehnten mit Erfolg an ihr reichhaltiges kulturelles Erbe anzuknüpfen weiß. Somit ergibt sich der Eindruck, als gehe ein Ruck durch die Region, die das einstige Grau mit Hilfe einer fröhlichen Farbigkeit längst abgeschüttelt hat.

Nicht nur in Städten wie Naumburg mit ihren schmucken Bürgerhäusern von einst. Darüber hinaus erinnern auch die Schlösser im ländlichen Bereich an den ehemaligen Reichtum der Region. Zugleich verweisen sie auf die Lebenskunst, wie sie auf jeweils unterschiedliche Art gepflegt wurde. Dafür steht beispielsweise Schloss Moritzburg nahe der Stadt Zeitz, umgeben von einem Lustgarten aus dem 17. Jahrhundert.

Zauber eines Sommernachtstraums

Dornburger Schlössernacht . © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Eine Besonderheit jedoch bilden die drei Dornburger Schlösser, eingebettet in eine gepflegte und dabei doch geheimnisvoll anmutende Gartenanlage. Nebeneinander gruppiert auf einem steilen Muschelkalkfelsen hoch über dem Ufer der Saale, repräsentieren sie unterschiedliche Stilepochen. Schon Goethe sah sich veranlasst, inspiriert vom Geist dieser Anlage, seine stets sprudelnden Weisheiten zu Papier zu bringen.

Ein zusätzliches Erlebnis stellt heute die alljährlich veranstaltete „Dornburger Schlössernacht“ dar. Ein Lichterfest der Superlative, das an einem lauschigen Wochenende den Zauber eines Sommernachtstraums erfahrbar macht. Dazu gehören mit Einbruch der Dunkelheit vielfältige Kulturdarbietungen wie exotische Gesänge zum Dahinschmelzen oder aber spritzig vorgetragene Klavierparodien mit Tiefgang. Ein abschließendes Feuerwerk überhöht schließlich die wunderbare nächtliche Stimmung.

Florales Feuerwerk

Kurpark von Bad Lauchstädt. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Neben Landschaft und Architektur sind es vor allem die Gartenanlagen, mit denen die Region punktet und vielerorts „Gartenträume“ wahr werden lässt. So auch der historische Kurpark von Bad Dürrenberg, der sich bereits seit Kaisers Zeiten mit Palmenexotik und Blütenpracht großer Beliebtheit erfreut. Mit Feuereifer ist man soeben dabei, sich auf die im Jahr 2022 stattfindende Landesgartenschau von Sachsen-Anhalt vorzubereiten, mit dem ein florales Feuerwerk gezündet werden soll.

Als ein Erbe der Gartenbaukunst des 19. Jahrhunderts präsentiert sich auch die spätbarocke Kuranlage in Bad Lauchstädt. Einst konzipiert als Sommerresidenz des Kurfürstlichen Hofes in Dresden, entwickelte sich der Ort schnell zu einer Kinderstube der europäischen Badekultur. Und Goethe, soviel ist sicher, hatte mit Fragen körperlicher Natürlichkeit ohnehin keine Probleme. Er setzte noch eins obendrauf, indem er die Errichtung eines stilvollen Theaters inmitten der Kuranlagen unterstützte, das bis heute seinen Namen trägt.

Weine und Kellereien

Weinreben an Saale und Unstrut. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Im Anschluss an die Aufführungen trifft man sich, wie sollte es anders sein, natürlich bei einem anderen Glanzlicht der Region, dem Wein!

Lange Zeit im Schatten von Rhein und Mosel, wurden die an Saale und Unstrut gekelterten Weine selbst bei riesigen Anbaugebieten häufig unterschätzt. Diese Zeiten sind nun vorbei, wie man bei einer Weinverkostungen im Probierkeller des Zeitzer Weingutes Hubertus Triebe umgehend feststellt.

Müller, auch bekannt als Müller-Thurgau, Schwarzriesling oder Blauer Zweigelt? Mehr als ein Dutzend Rebsorten haben sich in dieser Lage bewährt. Und doch ist es bei der heutigen Weinverkostung besonders der Weißburgunder, dem nicht nur die Sympathien zufliegen, sondern der dabei auch noch die Augen der Weingenießer zum Leuchten bringt.

Beschwingte Atmosphäre

Sekt-Verkostung in Freyburg. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Die Weinkultur an Saale und Unstrut bietet jedoch auch ihre eigenen landschaftlichen Erlebnisse, zum Beispiel nahe dem Städtchen Freyburg. Hier spannt sich unterhalb des einst wehrhaften Schlosses Neuenburg der Herzogliche Weinberg den steilen Hügel hinauf. Weinspezialist Robert Sandner von der heimischen Winzervereinigung weiß, wo er den Schlüssel zum Weinberg findet.

Dort biegt sich neben einem kleinen Pavillon bereits die Tafel mit all den Köstlichkeiten, die Küche und Keller der Region zu bieten haben: filigrane frische Weißweine ebenso wie gehaltvolle Rotweine – ergänzt durch deftige Leckereien, die allein vom Duft her überzeugen. So steht einem beschwingten Abend in freier Natur nichts mehr im Wege, bei dem es sogar der Sonne schwer zu fallen scheint, sich vom pergamentfarbigen Abendhimmel zu verabschieden.

Fotoreportagen

Mehr Bilder zum Beitrag in der Fotoreportage: Der Dom und die Stadt Naumburg an der Saale, in der Fotoreportage: Die Goethestadt Bad Lauchstädt und in der Fotoreportage: Die Dornburger Schlösser über der Saale von Dr. Bernd Kregel.

Reiseinformationen „Saale-Unstrut“:

Parkanlage der Dornburger Schlösser. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Anreise: Mit Bahn oder PKW über Halle (Nord), Erfurt (West) oder Jena (Süd) nach Naumburg und Umgebung.

Reisezeit: Ganzjährig; für Gartenkunst und Lebensart empfiehlt sich jedoch das Sommerhalbjahr.

Sehenswürdigkeiten: Freyburg: Rotkäppchen-Sektkellerei, www.rotkaeppchen.de; Geo-Naturpark, www.naturpark-saale-unstrut.de; Bad Dürrenberg: Kurpark und Gradierwerk, www.badduerrenberg.eu; Mücheln: Geiseltalsee, www.geiseltalsee.de; Bad Lauchstädt: Kuranlagen und Goethe-Theater, Zeitz: Schlosspark und Schloss Moritzburg, www.zeitz.de; Naumburg: Dom und Domgarten, www.naumburger-dom.de; Dornburg: Dornburger Schlösser, Bad Sulza: www.bad-sulza.de; „Gartenträume“: www.gartentraeume-sachsen-anhalt.de

Unterkunft: Freyburg: Hotel Freylich Zahn, Lauchstädt: Kurparkhotel Lauchstädt, Auerstedt: Hotel Resort Schloss Auerstedt

Essen und Trinken: Zeitz: Wein- und Sektgut Hubertus Triebe, weingut-triebe.de; Naumburg: Gasthof Zufriedenheit, Großheringen: Weingut Zahn

Auskunft: Saale-Unstrut-Tourismus e.V., Topfmarkt 6, 06618 Naumburg, Telefon: 03445-233790, Fax -98, E-Mail: info@saale-unstrut-tourismus.de, Heimatseite im Weltnetz: www.saale-unstrut-tourismus.de

Anmerkungen:

Die ausführliche Erstveröffentlichung erfolgte am 4.9.2019. Die Recherche wurde unterstützt von Saale-Unstrut-Tourismus e.V.

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