Die Inseln des Heils (Îles du Salut) und die Teufelsinsel (Île du Diable) – Serie: Rund um Südamerika (Teil 33/37)

Inseln des Heils (Île du Salut). © Esa Cnes Arianespace CSG

Teufelsinsel, Französisch Guayana (MaDeRe). Nachtfahrt auf dem größten Strom der Erde. Morgens um 2.45 Uhr wird noch in der Amazonas-Mündung der Äquator von Süd nach Nord überquert. Vom „gelben Meer“ des Amazonas geht die Fahrt wieder hinein in tiefes grün-blaues Atlantikwasser. Frischer Nordost-Passat pustet schräg von vorn. Die Äquatortaufe wird unter großem Aufwand zelebriert. Und dann fahren wir weiter zur Teufelsinsel (Île du Diable), die kurz vor der Küste von Französisch-Guayana liegt.

Die Insel gehören zu Französisch Guayana, einem Überseedepartement und eine Region Frankreichs. Sie sind somit Teil der EU.

Im englischen Sprachgebrauch wird der Begriff Devils Island meist für das gesamte Straflager auf der Inselgruppe und auf dem Festland verwandt. Daher wird oft auch im Deutschen fälschlicherweise die gesamte Inselgruppe als Teufelsinsel bezeichnet. Die Île du Diable ist jedoch nur eine der drei Inseln und kann nur in kleinen Gruppen mit Sondergenehmigung betreten werden. Ebenso die Île St. Joseph.

MS „Delphin“ geht zwischen den drei felsigen Eilanden der Inseln des Heils (Îles du Salut), wie sie offiziell heißen, auf Reede vor Anker. Bewohnt ist nur noch die Hauptinsel Royale. Die Inseln liegen nur etwa 15 km vor der Küste Französisch Guayanas. Den schaurigen Beinamen Teufelsinseln erhielten sie erst in der Zeit zwischen 1852 und 1946, als sie als französische Strafkolonie genutzt wurden. Wegen der fast nicht existierenden Fluchtmöglichkeiten, aufgrund der starken Haivorkommen und der äußerst schlechten Lebensbedingungen, an denen die Gefangenen oft zugrunde gingen, war die Strafkolonie berüchtigt und gefürchtet. Die bekanntesten Gefangenen waren Dreyfus, zu Unrecht wegen Landesverrates verurteilt, und der Schriftsteller Henri Charriére, der mit dem Bestseller „Papillon“ berühmt wurde. Der Urwald hat mittlerweile viele der Gefängnisgebäude wieder eingenommen und überwuchert, so dass die Insel äußerst friedlich wirkt.

Die Inselgruppe Île du Salut befindet sich etwa 15 Kilometer vor der Küste Französisch Guyanas. Die drei Inseln liegen dicht beieinander und sind mit Urwald und Palmen bewachsen. Engländer und Holländer eroberten Teile Guayanas, doch nach dem Frieden von Breda (1667) ging das Land 1676 endgültig in französischen Besitz über.

1753 starb bei einer Gelbsucht-Epidemie die Hälfte der 14.000 Siedler. Die Überlebenden fanden einen Zufluchtsort auf den drei Inseln, denen sie daher den Namen „íŽles du Salut“ (Insel des ewigen Heils) gaben. Nach Verlassen der Inselgruppe blieb diese wieder unbesiedelt.

Während der Befreiungskriege gegen Napoleon eroberten die Portugiesen das Festland und die Inseln und mussten diese 1815 (Wiener Kongress) jedoch abermals an Frankreich abtreten.

1854 wurden die ersten Gefangenen nach Südamerika gebracht. Den Gefangenen wurde versprochen, nach Ablauf der Strafe ein Stück Land zu erwerben und als freie Männer im Land zu leben. Die feuchte tropische Luft, Malaria, Cholera und Gelbsucht forderten jedoch ihren Tribut. Tausende der Häftlinge, aber auch Wächter kamen ums Leben.

Die größte Insel der Gruppe, die Île Royale, diente als Verwaltungssitz des Lagers. Hier wohnten der Kommandant und die Mehrzahl der Wachposten. Auch ein Großteil der Gefangenen wurde hier untergebracht. Von rund 80.000 Gefangenen zwischen 1854 und 1946 starben mehr als 50.000 während der Haftzeit. 1936 sprachen die Franzosen erstmals von der Auflösung der unmenschlichen Lager (Les Bagnes). Doch erst 1946 wurden die letzten Gefangenen freigelassen.

1893 wurde Dreyfus, ein Hauptmann der Artillerie jüdischer Herkunft, des Verrats angeklagt. Er wurde beschuldigt, ein anonymes Verzeichnis mit geheimen französischen Militärdokumenten erstellt zu haben, die an die deutsche Botschaft in Paris übergeben werden sollten. 1894 wurde Dreyfus degradiert, von einem Kriegsgericht schuldig gesprochen und auf die Teufelsinsel gebracht in die lebenslange Verbannung.

1896 entdeckte man Beweise dafür, dass der französische Infanterieoffizier Marie Charles Esterhazy der wahre Verfasser des Verzeichnisses war. Um das Gesicht zu wahren, wurde Esterhazy vor ein Kriegsgericht gestellt, das ihn jedoch 1898 freisprach. Esterhazy wurde aus der Armee entlassen und ließ sich in England nieder. Der Schriftsteller Emile Zola verfasste eine Anklageschrift, die im Januar 1898 unter der Überschrift J´accuse (Ich klage an) in der Pariser Zeitung „L´Aurore“ veröffentlicht wurde. Mit seiner mutigen Anklage gegen die Militär- und Zivilbehörden handelte sich Zola einen Prozess wegen Verleumdung ein, in dem er zu einer Geldstrafe und einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde. Zola konnte jedoch nach England fliehen und während seines selbst gewählten Exils brachten sein Prozess und seine weithin veröffentlichte Anklageschrift dem Fall Dreyfus weltweites Interesse ein.

In Frankreich war die Forderung der Öffentlichkeit, den Prozess gegen Dreyfus wieder aufzurollen, allgegenwärtig und lautstark. 1899 wurde der Fall Dreyfus vor den Kassationsgerichtshof gebracht, der einen neuen Prozess anordnete. Das daraufhin einberufene Kriegsgericht befand Dreyfus erneut für schuldig, setzte die Strafe aber auf zehn Jahre Gefängnis herab.

Das zweite Urteil des Kriegsgerichts, in dem Dreyfus erneut schuldig gesprochen wurde, ging dermaßen an der öffentlichen Meinung vorbei, dass bei den Wahlen wenig später 1899 die konservative Regierung zugunsten einer liberalen, fortschrittlichen abgewählt wurde.

Zehn Tage nach dem Prozess erklärte die neue französische Regierung unter Ministerpräsident Pierre Waldeck-Rousseau und Präsident Émile Loubet das Urteil für nichtig und begnadigte Dreyfus.

Ende 1899 gab Esterhazy zu, ein deutscher Spion gewesen zu sein.

Sieben Jahre später, 1906, wurde Dreyfus rehabilitiert und wieder in die Armee aufgenommen.

Papillons Geschichte ist Zeugnis des Schreckens in den französischen Straflagern, der Hoffnungslosigkeit, der Krankheit und des Wahnsinns. Die Authentizität seiner Erzählung Papillon (1969 als Autobiographie) ist umstritten, aber sie gehört zur Inselgeschichte:

Henri Charriére, mit Spitznamen Papillon aufgrund eines Schmetterling-Tatoos auf der Brust, war eigentlich ein unbedeutender Krimineller. Unschuldig angeklagt wegen Morde, wurde er 1931, im Alter von 25 Jahren zu lebenslanger Zwangsarbeit in Französisch Guayana verurteilt und zunächst aufs Festland deportiert. Mehrmals gelang ihm der Ausbruch aus verschiedenen Gefangenenlagern, aber jedes Mal wurde er wieder gefasst. Schließlich kam er auf die Île St. Joseph, wo er zwei Jahre in Einzelhaft verbüßte, was ihn fas den Verstand kostete. Dann kam er auf die Île Royale. Nach weiteren Fluchtversuchen wurde er schließlich auf die Teufelsinsel (Île du Diable) gebracht. Mit einem Mitgefangenen gelingt ihm Mitte der 1940er Jahre eines Nachts die Flucht auf Flößen aus mit Kokosnussschalen gefüllten Jutesäcken. Trotz brennender Sonne, unruhiger See und ständiger Angst vor Haien strandeten sie an der guayanischen Küste. Papillons Kamerad jedoch versank vor den Augen seines Gefährten langsam im Treibsand. Über British Guyana kam er nach Venezuela, wo er für kurze Zeit wiederum in einem Arbeitslager interniert wurde, bevor er 1945 endgültig freigelassen wurde. Hiermit endet das Buch, welches 1973 verfilmt wurde mit Steve McQueen und Dustin Hoffmann in den Hauptrollen. Der Film weicht allerdings in einigen Punkten von der Buchvorlage ab und endet mit der Flucht von der Teufelsinsel.

Henri Charriére lebte nach seiner Freilassung lange Jahre in Venezuela, wo er gemeinsam mit seiner einheimischen Frau ein Restaurant betrieb. Ende der 1960er Jahre kehrte er nach Frankreich zurück, veröffentlichte 1969 mit großem Erfolg sein Buch Papillon, dem ein weiteres Buch, Banco, mit der Geschichte nach seiner Freilassung folgte. 1973 starb Charriére in Madrid an Kehlkopfkrebs.

Tipps für die Teufelsinsel (Île du Diable) und die Inseln des Heils (Îles du Salut)

Île de Royale: MS „Delphin“ liegt vor der Hauptinsel Île Royale. Mit 21 Hektar ist sie etwa einen Kilometer lang und 500 Meter breit mit zwei Hügeln (51 m und 65 m hoch). Auf dem höheren Hügel befindet sich das Plateau mit den ehemaligen Verwaltungsgebäuden des Gefangenenlagers.

Auch die modernen Antennen-Anlagen und der Hubschrauberplatz der Raumfahrtstation in Kourou sind dort hinter dem ehemaligen Hospital zu finden.

Heute ist die Insel von Urwald mit vielen Palmen bedeckt, die Küsten meist steil und nur wenige Stellen bieten einen Zugang zum Meer, wobei Baden im offenen Wasser strikt verboten ist. Sie bildet ein Naturparadies, auch für die Tierwelt. Hier tummeln sich vor allem Agutis, Totenkopfäffchen, Brüllaffen, Leguane und Kaimane (im Wasserreservoir).

Anlegestelle: An der Anlegestelle (wo auch der Katamaran vom Festland anlegt) findet man einen Platz mit alten und modernen Versorgungsanlagen. Von dort aus sollte man einen Spaziergang über die Insel machen. Zur Rechten beginnt der längere Weg, der jedoch oft nicht passierbar ist. Er führt vorbei an der ehemaligen Werkstatt, der Konstruktion mit Metallkabel, welcher die íŽle Royale und íŽle du Diable verband, vorbei am Meeresschwimmbecken und weiter zum Plateau.

Weg zum Plateau: Eher zu empfehlen ist der Weg zur Linken zunächst am Ufer entlang. Danach führt ein etwas ansteigender gepflasterter Weg hinauf zum Plateau. Man passiert die Treppe zum ehemaligen Kommandantenhaus, das heute ein kleines Museum mit einem Informationszentrum beherbergt. Von dort kann man auch auf die andere Seite der Insel zum Meeresschwimmbecken herunterblicken.

Plateau mit Hauptplatz: Vom oberen Plateau aus kann man Saint Joseph, den Anleger und das Schiff sehen. Am Hauptplatz befinden sich ein noch nicht renoviertes privates Wohnhaus, die ehemalige Residenz des Arztes – heute Sitz der französischen Gendarmerie – die Kirche und das ehemalige Hospital mit einem umliegenden Garten. Daneben befinden sich die Ruinen des alten Schwesternheims sowie die Ruinen der Irrenanstalt. Auf der anderen Seite des Platzes sieht man die Rückseite der restaurierten Unterkünfte der Aufseher, heute Appartements des Hotels.

Neben dem Hospital führt ein Weg zum Leuchtturm von 1934 und zu dem Hubschrauberlandeplatz mit der Satellitenanlage der ESA mit Funkturm.

Ein Stück den Hang hinunter kommen Sie zum Kinderfriedhof. Während die erwachsenen Verstorbenen, eingewickelt in Leinen und mit Steinen beschwert, im Meer versenkt wurden, hat man Kinder, die auf der Insel geboren wurden, hier begraben. Von dort führt ein Weg zurück zur Anlegestelle.

Zellentrakte: Zurück zum Hauptplatz kommt man zum ehemaligen Küchen- und Lagerkomplex mit Innenhof. Hier befinden sich die Gebäude für die Verurteilten, die heute als einfache Unterkünfte mit Hängematten oder Schlafsack dienen. Dahinter folgen die Zellentrakte mit den Einzelzellen sowie die Krankenstation für die Inhaftierten. Eisenringe zeigen, wo die Kranken angekettet wurden. Die Einzelzellen sind als Gebäudereste und als überwachsene Ruinen erhalten. Zum Teil sicher mit gemischten Gefühlen kann man diese betreten und besichtigen. Neben den Zellentrakten kann man zum Nordwestende der Insel hinabgehen, wo sich oft viele Totenkopfäffchen am Wegesrand aufhalten.

Hotel in der ehemaligen Offiziersunterkunft: Auf dem Rückweg gelangen Sie auch zur ehemaligen Kaserne. Heute beherbergt diese ein Hotel mit Bar und Restaurant, Souvenirshop, Telefon und Postkasten. Von der Terrasse hat man einen schönen Blick auf die íŽle du Diable.

Wasserreservoir: Neben dem Hotel befindet sich das Wasserbecken mit 4000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Heute tummeln sich Kaimane und Echsen in dem Wasser zwischen den Wasserhyazinthen.

Museum mit Informationszentrum: Auf dem Rückweg können Sie noch einen Abstecher zum Meeresschwimmbecken machen sowie zum Museum mit weiteren sehr interessanten Informationen, bevor Sie zum Anleger zurückkehren.

Meerwasserschwimmbad: Wenn genug Meerwasser vorhanden ist, können Sie hier ein kleines Bad nehmen. Vorsicht! – wegen größerer Steine sind Badeschuhe zu empfehlen.

Souvenirs: T-Shirts, Informationsbroschüren, Fotos, Bildbände

Vorheriger ArtikelDas kleine Dorf Alter do Chão am Rio Tapajós – Serie: Rund um Südamerika (Teil 32/37)
Nächster ArtikelTobago mit Scarborough Flair – Serie: Rund um Südamerika (Teil 34/37)