Das kleine Dorf Alter do Chão am Rio Tapajós – Serie: Rund um Südamerika (Teil 32/37)

Am Rio Tapajos bei Alter do Chão, Brasilien. Quelle: Pixabay, Foto: Alexa Schmitz

Alter do Chão, Rio Tapajós, Brasilien (MaDeRe). Der Stand „Alter do Chao“ ist etwa 36 Kilometer von Santarém entfernt. Das kleine Dorf Alter do Chão liegt am Rio Tapajós, der kurz danach, 36 Kilometer stromaufwärts von Santarém entfernt, in den Amazonas mündet. Der Strand von Alter do Chão ist ein sogenannter Flussstrand mit weißem Sand, blauem Wasser und zahlreichem Sandbänken. Obwohl man sich mitten im brasilianischen Regenwald befindet, fühlt man sich hier wie in der Karibik.

Von Alter do Chão fährt man per Bus zurück in Richtung Santarém und weiter auf der Straße nach Cuiába nach Süden. Dieser Verkehrsweg ist der einzige, der diesen Teil Amazoniens zu Land mit dem Rest von Brasilien verbindet. Nach 90 Minuten Fahrt erreicht man den Bosque Santa Lucia. In diesem Regenwald-Reservat sind über 200 einheimische Baumarten und Palmen erhalten, die man zum Teil sonst nur in abgelegenen, unzugänglichen Gebieten des Amazonas findet. Während einer informativen Wanderung durch den Urwald erhält man reichlich Informationen darüber und wird auf markante Pflanzen aufmerksam gemacht. Man sieht, wie die verschiedenen Arten sich angepasst haben, um aus dem nährstoffarmen Boden die lebensnotwendigen Nährstoffe und Mineralien heraus zu ziehen. Obwohl der Schwerpunkt der Wanderung beim Kennenlernen der Flora liegt, ist es durchaus möglich, dass Vertreter der Urwaldfauna den Weg kreuzen.

Auf der weiteren Strecke sieht man unterschiedliche landwirtschaftliche Methoden: traditioneller Ackerbau und Viehwirtschaft, zum Teil noch mit Brandrodung, im Gegensatz zu modernen, industrialisierten Produktionstechniken. Sie gelangen schließlich nach Belterra. Im Jahre 1934 gründete hier der amerikanische Industrielle und Autokönig Henry Ford seine zweite Gummiplantage, nachdem er bereits 7 Jahre zuvor mit der Kautschukplantage Fordlândia etwa 100 km flussabwärts versucht hat, das europäische und südostasiatische Monopol zu brechen. Mitten im Urwald Amazoniens entstand eine am Reißbrett geplante Retortenstadt mit Platz für mehrere tausend Einwohner nach dem Vorbild einer nordamerikanischen Kleinstadt, um im großen Maßstab Kautschuk produzieren zu können. Die verringerte Nachfrage durch Entwicklung des Kunststoffes in den 1940er und 1950er Jahren bedeutete dann das Ende für nahezu alle Kautschukproduktionen der Welt. Henry Ford verlor das Interesse an Belterra und verkaufte 1945 das Gebiet an die brasilianische Regierung. Im Ort sind heute noch Kautschukzapferhütten erhalten und die alten Infrastrukturen werden von den Einheimischen genutzt, jedoch findet keine nennenswerte Gummiproduktion mehr statt.

Tipp Alter do Chão

Centro de Preservação de Arte Indigena: Das Centro de Preservação de Arte Indigena ist ein Museum über die Ureinwohner von Alter do Chão und Umgebung. Es ist eines der besten seiner Art, mit über 1500 Ausstellungsstücken von über 70 Volksgruppen Amazoniens und Mato Grossos.

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