Zu Gast in Franciacorta, der Weinregion südlich vom Iseo-See und Heimat des „Champagner“ von Italien

"Champagner" aus Franciacorta. © 2019, Foto: Christoph Merten

Iseo, Brescia, Italien (MaDeRe). Beim schlendern durch die Schampus-Schau für Silvester fällt der Blick auch auf Franciacorta. Perlen von Perlwein gedeihen dort in vortrefflicher Lage, vom Lago d’Iseo bis hinauf zu den Hängen des alpinen Vorgebirges sowie entlang den Hügeln der lombardischen Landschaft. Bis zu den Toren von Brescia – selbst eine Reise wert – erstreckt sich die Region gen Osten. Im Westen bildet der Oglio Fluss die Grenze die nach Süden vom Orfano Berg markiert wird. Der Name dieser rund 200 qkm umfassenden Region leitet sich wohl ab von „francae curtes“, der Befreiung von Diensten welche cluniazensische Mönche genossen seitdem sie im 11. Jahrhundert das Kloster San Pietro in Lamosa gründeten und die Gegend noch fruchtbarer machten. So mit Wein – jedoch, Rebstöcke pflanzten schon die Römer.

Ein Glas Mosnel muss sein. © 2019, Foto: Christoph Merten

Gedeihen tun die prickelnden Drehteile natürlich über und unter der Erde, dem mit Mineralien bestens angereichertem vielfältigen Boden, dank den Moränen von Eiszeitgletschern. Erst 1995 wird der Schaumwein als DOCG aufs höchste ausgezeichnet. Aber vor 200 Jahren führte das Kataster unter Kaiser Napoleon I. bereits über 1000 Hektar als reine Rebfläche auf. Franco Ziliani war in den frühen letzten 60ern mit seinem „Pinot di Franciacorta“ der Wegbereiter des aufschäumenden Erfolgs. 1967 als DOC-Gebiet anerkannt, schlossen sich die 29 Produzenten des „Franciacorta“ 1990 zum „Consorzio“ zusammen. Viele von Ihnen zeigen gerne das Können ihrer Kellermeister und erklären die Fachbegriffe wie Dosage italienisch Dosaggio mit Hilfe einer erquicklichen Dosis von, sorry, Bubbles.

Geschüttelt und nicht gerührt. © 2019, Foto: Christoph Merten

Satèn, meinten die meisten beim Besuch von Mosnel, Satèn sagt uns nichts. Eine Spezialität, hier 100% Chardonay und 30 Monate Flaschengärung sur lie. Sonst: Pinot Bianco, maximal 50%, und mindestens 24 Monate. Ach ja: immer Brut. Sanft wird Agraffe, das Drahtgestell, in der Probierstube der noblen Produkte entfernt. Erbamat ist kein Automat sondern eine autochthone Rebsorte die „Franciacorta“ nebst Chardonay und/oder Pinot Noir plus Pinot Bianco (s. o.) bis zu 10% beigefügt werden kann. Wer jetzt diese Gewächse im Gelände begutachten möchte nimmt sich einen der sechs Rundwege vor oder die siebte Tour von Brescia nach Iseo. Wandern durch Wein und Wald geht mit dem Rad auf fünf Routen entlang der Strada del Franciacorta, welche als Weinstraße teils mit Auto zu befahren ist.

Eine Karte der Weinregion Francacorta. © 2019, Foto: Christoph Merten

Was zu schauen, außer Schaumwein, gibt’s auf den 80 Kilometern Strada und generell im Franciacorta jede Menge. Fürs Kulturkonto beispielsweise das cluniazensische Kloster, die romanische Kirche in Erbusco, die Paläste Monti della Corte und Torri in Nigoline di Corte Franca, Borgo del Maglio bei Ome, die Villa Fassati Barba in Passirana. Gut, auch das Weinmuseum der Azienda Agricola Ricci Curbastro in Capriolo. Für Naturfreunde lohnen sich besonders Le Torbiere del Sebino, ehemals Torfmoor mit Abstich und seit 1983 „Riserva Naturale“, Feuchtgebiet von 360 qkm, ein Eldorado für Ornithologen. Ausflugsziel von Franciacorta und Monte Isola ist Le Piramidi di Zone ein Stück oberhalb des Ostufers vom Lago d’Iseo. Ein Monument, aber der Geologie, und für viele die imposantesten Erdpyramiden Europas.

Assoziazone Strada del Franciacorta

Adresse: Via G. Verdi, 53, 25030 Erbusco BS, Italien

Kontakt: Telefon: 0039 030 7760870, E-Mail: info@stradadelfranciacorta.it

Heimatseite im Weltnetz: www.stradadelfranciacorta.it

Info zum Wein: franciacorta.net

Anmerkung:

Die Recherchereise wurde organisiert von Bresciatourism und unterstützt von der Agentur Comitel & Partners.

Siehe auch Eine Seh-Fahrt zum Monte Isola, der Berg wie Inselwelt vom Lago d’Iseo: charmantes Italien im Kleinen von Christoph Merten.

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