Von Weikersheim bis Markelsheim – Serie: Das Taubertal (Teil 2/4)

Die Tauber schlängelt sich durch das Tal.
Die Tauber schlängelt sich durch das Tal. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Markelsheim, Mai 2021

Weikersheim, Markelsheim, Deutschland (MaDeRe). „Das liebliche Taubertal“ – so lautet der Slogan für die Region. Zugegeben hip und modern klingt das nicht. Vielmehr ziemlich angestaubt und bei „lieblich“ mag manch einer an unangenehm süßen Wein und Kopfweh denken. Das wird diesem zauberhaften Tal allerdings in keiner Weise gerecht. Selbst in Zeiten der Pandemie, wenn Urlaub im eigenen Land hoch im Kurs steht, scheint dieser Landstrich noch von vielen unentdeckt zu sein. Wer hügelige Landschaften mit einem sich darin schlängelndem Fluss oder malerische alte Städte mit Fachwerk sucht, kommt hier voll auf seine Kosten. Ebenso Weinliebhaber beim Besuch der vielen kleinen Winzer und der großen Genossenschaften. Wir haben entlang der Tauber von Rothenburg bis Wertheim ein paar Ziele zusammengestellt – aber es gibt zweifellos noch reichlich mehr an Landschaften, Städten, Burgen, Klöstern und Weingütern zu entdecken. Ab ins Taubertal – in Teil 2 beginnen wir in Weikersheim und erreichen am Ende Markelsheim.

Die Tauber vor der Stadtmauer von Weikersheim.
Die Tauber vor der Stadtmauer von Weikersheim. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Weikersheim, Mai 2021

Weikersheim

Als Herren von Wighartesheim treten die Herren von Hohenlohe erstmals 1153 urkundlich auf. Der Ort selbst ist altes Reichsgut und wurde 837 in einer Urkunde des Klosters Fulda erstmals erwähnt als Besitz des Würzburger Dienstmanns Wipert von Wichhartesheim und kam durch Schenkung im 12. Jahrhundert an das Kloster Comburg, welches Weikersheim 1244 an die Herren von Hohenlohe verkaufte. Weikersheim ist einer der Stammsitze des Hauses Hohenlohe, dessen Stammvater Konrad sich im 12. Jahrhundert noch „von Weikersheim“ nannte. Von den im 13. Jahrhundert aufgespaltenen Linien Hohenlohe, Weikersheim und Brauneck blieb im 15. Jahrhundert nur die Linie Weikersheim übrig.

Das Schloss ist markant für das Stadtbild von Weikersheim.
Das Schloss ist markant für das Stadtbild von Weikersheim. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Weikersheim, Mai 2021
Der Schlossgarten ist ein ruhiger, zauberhafter Ort.
Der Schlossgarten ist ein ruhiger, zauberhafter Ort. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Weikersheim, Mai 2021

Markant im Stadtbild ist natürlich das Schloss Weikersheim, das nach 1585 unter dem Grafenpaar Wolfgang II. und Magdalena von Hohenlohe neu errichtet wurde. Von der vorausgehenden Wasserburg haben sich Teile bis heute erhalten, darunter der markante Turm. Damals entstand der Saalbau mit dem berühmten Rittersaal und der großartigen Schlossfassade zum Garten hin mit ihren markanten Giebeln. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt der Plan für den Schlossgrundriss: ein Dreieck! Das ist eine außerordentlich seltene Architekturidee.

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bauten Graf Carl Ludwig und seine Frau Elisabeth Friederike Sophie das Schloss zur barocken Residenz aus. Im Inneren entstanden prächtige Wohnräume. Zur Stadt hin gaben sie dem Schloss mit den schwungvollen Zirkelbauten einen eleganten Vorplatz. Die großartigste Hinterlassenschaft dieser Zeit aber ist der barocke Schlossgarten mit seinen Springbrunnen, den unzähligen Figuren und der Orangerie.

www.weikersheim.de, www.schloss-weikersheim.de

Ein Spaziergang ohne Hektik empfiehlt sich im barocken Schlossgarten.
Ein Spaziergang ohne Hektik empfiehlt sich im barocken Schlossgarten. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Weikersheim, Mai 2021
Der Blick auf Schloss Weikersheim vom Garten her.
Der Blick auf Schloss Weikersheim vom Garten her. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Weikersheim, Mai 2021

Hintergrund: Die Rebsorte „Tauberschwarz“

Bei Tauberschwarz handelt es sich um eine autochthone Rotweinsorte aus dem Tauber- und Vorbachtal im Weinbaugebiet Tauberfranken. Die Sorte ist alt, ihre Herkunft nicht gesichert bekannt. Als „regionaltypische Rebsorte“ ist der Tauberschwarz von der Organisation Slow Food in die Arche des Geschmacks aufgenommen worden. Die Rebsorte Tauberschwarz erbringt leichte, fruchtige Rotweine mit etwas lichter Farbe, in reifen, guten Jahren auch granatrot, dann auch auf die würzige Art. Die Beeren verfügen über eine nur dünne Haut und sind somit gegen die Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea) empfindlich. Tauberschwarz wurde erstmals namentlich in einem Dekret des Hochstifts Würzburg aus dem Jahr 1726 während der Regentschaft des Grafen Karl Ludwig von Hohenlohe zu Weikersheim erwähnt. Bis 1959 galt er als ausgestorben – bis man in einem Weinberg in Ebertsbronn im Vorbachtal die letzten etwa 400 verbliebenen Rebstöcke fand. Im Jahr 1986 gab es im Tauber- und Vorbachtal nur noch ca. 1 Hektar bestockte Fläche, 15 Jahre später wies der Weinbaukataster wieder 10 Hektar aus und im Jahr 2007 waren es dann schon 14 Hektar.

Rebflächen im Taubertal.
Rebflächen im Taubertal. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Weikersheim, Mai 2021

Markelsheim

Der Ort wurde im Jahr 1054 erstmals urkundlich erwähnt, als Kaiser Heinrich III. den Ort Marcholfsheim mit den zugehörigen Wohnplätzen dem Emehard aus dem Haus der Grafen von Comburg-Rothenburg und späteren Bischof von Würzburg übertrug. Markelsheim ist stark vom Weinbau geprägt, der dort nachweislich schon seit dem Jahr 1096 betrieben wird. Die typischen Rebsorten sind Silvaner und Müller-Thurgau. Die Markelsheimer Weine erhalten ihren besonderen Geschmack durch den Muschelkalkboden, welcher im Taubertal typisch ist. Der größte Teil der Weingärtner ist in der ortsansässigen Genossenschaft „Markelsheimer Weingärtner eG“ organisiert. Auch der Tourismus ist für die Ortschaft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Seit 1988 darf sich Markelsheim offiziell als „Staatlich anerkannter Ferien- und Erholungsort“ bezeichnen. Der Ort mit rund 2.000 Einwohnern verfügt über rund 400 Gästebetten. Hier findet man ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen wie auch einen Weinlehrpfad. Der Radweg „Liebliches Taubertal“ führt ebenso direkt durch Weinort führt wie der Panoramaweg Taubertal und der etwa 180 Kilometer lange Jakobsweg Main-Taubertal.

www.markelsheim.de

Der Torbogen und der Heilige Urban an der Brücke über die Tauber heißen in Markelsheim willkommen.
Der Torbogen und der Heilige Urban an der Brücke über die Tauber heißen in Markelsheim willkommen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Markelsheim, Mai 2021

Markelsheimer Weingärtner

Die Weingärtner Markelsheim e.G. zählt derzeit etwa 300 Weingärtner aus sieben Weinbaugemeinden (Markelsheim, Elpersheim, Weikersheim, Laudenbach, Schäftersheim, Vorbachzimmern, Niederstetten/Oberstetten). Die bewirtschaftete Rebfläche umfasst mehr als 180 Hektar. Entsprechend breit gefächert ist die Auswahl an Weinen, sowohl was die roten und weißen Rebsorten betrifft als auch von Weinen im preisgünstigen Sortiment über komplexer ausgebaute Weine bis hin zu edelsüßen Prachtexemplaren.

Unser Favorit: 2018er Markelsheimer Propstberg Silvaner Eiswein (0,38 Liter, Restzucker 220,0 g/l, Gesamtsäure 6,7 g/l, Alkohol 9,0 % vol.).

Weingärtner Markelsheim e.G., Scheuerntorstraße 19, 97980 Bad Mergentheim/Markelsheim, Tel. 07931 90600, www.markelsheimer-wein.de

Der Zugang zu den Markelsheimer Weingärtnern.
Der Zugang zu den Markelsheimer Weingärtnern. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Markelsheim, Mai 2021
Der Verkaufs- und Verkostungsraum der Genossenschaft.
Der Verkaufs- und Verkostungsraum der Genossenschaft. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Markelsheim, Mai 2021

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Daniel M. Grafberger
Daniel M. Grafberger ist zu Hause in Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Er ist Redaktionsleiter eines Ulmer Verlags und freiberuflicher Fotograf. Zu seinen Leidenschaften gehören Reisen, Kochen, Gastronomie und Kultur. Zu seinen Lieblingsreisezielen gehören Skandinavien, Südtirol und alle Destinationen, die man auf Kreuzfahrtschiffen (vor allem auf dem Fluss) erreichen kann.