Von Tel Aviv nach Tulum – Mexikanisch-israelische Fusionsküche im Restaurant „Amigo Cohen“

Der Speisesaal des Restaurants "Amigo Cohen". © AMANO Group, Foto: Jens Bösenberg, Aufnahme: Berlin, 2023

Berlin, Deutschland (MaDeRe). Kaum war das Presseessen im „Amigo Cohen genannten Restaurant am Berliner Hauptbahnhof beendet worden, saß nicht nur ich in einem Zug rauf auf den Prenzlauer Berg, sondern eine Person dieser Migranten-Metropole, die „Ami, go home“ zu formulieren verstand. Dabei wird es sich doch wohl nicht um einen Vor- oder Mitläuft der „Achse des Guten“ gehandelt haben?!

Immerhin leisten sich Henryk Broder, Dirk Maxeiner und andere was, nämlich eine eigene Meinung. Sie alle halten ihre An- und Einsichten nicht nur auf der Heimatseite achgut.com im Weltnetz der interessierten Öffentlichkeit vor, sondern auch anderswo. Wo auch immer, in der Regel ist deren Aufklärung anregend bis erhellend und die Kritik köstlich.

Hamachi Tartar im „Amigo Cohen“. © AMANO Group, Foto: Sonni Frej, Aufnahme: Berlin, 2023

Köstlich war heute im „Amigo Cohen“ das, was den Abend über bis in die Nacht als mexikanisch-israelischer Fusionsküche für einen echten Amigo der Gastrosophie (Amigo ist die kastilische Bezeichnung für Freund) wie mich, aufgetischt wurde, für die nicht nur Chefkoch Schimon Peretz in der offenen Schauküche schwitzte. Den geladenen Gästen dürfte die gute Küche gefallen haben, aber auch der schöne Speisesaal beziehungsweise große Gastraum sowie das Konzept, das in einer allen Anwesenden mit auf den Weg gegebenen Pressemitteilung als „vollkommen neu und einzigartig“ bezeichnet wird. Darin heißt es, daß „sowohl die israelische als auch die mexikanische Küche … auf viele Gewürze und Aromen, einschließlich Paprika, Kreuzkümmel, Koriander, Knoblauch und Zitronensaft“ setzen würde. „Außerdem verwenden beide Küchen viele frische Zutaten, wie Tomaten, Zwiebeln, Paprika, Avocados und Bohnen und verschiedene Arten von Fleisch wie Rindfleisch, Lamm, Huhn sowie landestypische Fischarten.“

Welcher Gastrosoph hat eigentlich noch nicht Speisen von Yotam Ottolenghi, Shahaf Shabtay, Eyal Shani, Assaf Granit und Meir Adoni gekostet, die nicht mehr oder weniger aus einer Fusionsküche kamen, wobei hier und da auch „Mexikanisches“ auf Teller und Tische landete, aber blöden Bratzen, die Pressemitteilungen abschreiben und unter eigenem Namen aufwärmen, kann man ja mal einen Bären aufbinden. Nein, „vollkommen neu und einzigartig“ ist das nicht, aber selten, sehr selten.

Henry Agadschanjan, Ariel Schiff und Shimon Peretz (v.l.n.r.) im „Amigo Cohen“. © AMANO Group, Foto: Sonni Frej, Aufnahme: Berlin, 2023

Henry Agadschanjan, Direktor der Restaurants der Amano-Gruppe, der auch dieses „Amigo Cohen“ genannte Restaurant führt, leitete das Mahl und mehrgängige Menü nett ein und sprach, daß im „Amigo Cohen“ Gerichte wie „Taco-Pitta“ mit gegrilltem Oktopus, Salsa und Koriander von Schimon Peretz zubereitet würden, und wünschte einen guten Appetit. Der wurde durch das Zubereiten einer Guacamole vor aller Augen an der langen Tafel weiter angeregt. Zur Avocado wurde Tomato, rote Zwiebel und nicht weniger rote Chilischote gegeben, zudem Koriander. Mit „Totopos“ mag man das und auch „Cohens Tartare“ speisen. Mir mundete sowohl das !Hamachi Tatar!, obwohl ich die Gelbschwanzmakrele eher in Garküchen und Gaststätten an tropischen sowie subtropischen Hochseen vermutet hätte als in Berlin und Brandenburg (außer beim Sushi) als auch das „Muschel-Gazpacho“. Mein Gegenüber gab dem eher arabsichen Fladenbrot gefüllt mit Chili con Carne, also Rinderhackfleisch, Kindneybohnen und einem köstlichen Klacks Tahina den Vorzug. Diese Paste aus fein gemahlenen und gerösteten Sesamkörnern ist – keine Frage – klasse. Alleine die in Öl eingelegten Garnelen mit Limette und Jalapeno-Sauce des „Shrimps al Guajillo“ genannten Gerichts hätten mit mit Laffa-Brot und Rotwein aus von Carmel, der ältesten Kellerei Israels, gereicht für ein gelungenes Abendessen. Baron Edmond de Rothschild legte den Grundstein für den modernen Weinbau in Israel, nachdem die arabisch-mohammedanische Eroberung der Levante den Winzern den Garaus machte, und unterstützte den Zionismus.

Schimon Peretz, Küchenchef des Restaurants „Amigo Cohen“. © AMANO Group, Foto: Sonni Frej, Aufnahme: Berlin, 2023

Die Amigo-Cohen-Tacos von Schimon Peretz und Kollegen sind das auch. Eher witzig als gewagt ist es, wenn in einem Schnelles-Essen-Gericht – und ein Taco zählt dazu – langsam gekochtes und gerupftes Schweinefleisch auftaucht. Der anfangs festlichen Stimmung tat das und der Tulum-Tel-Aveggie keinen Abbruch. Im Gegenteil: Dank des einen oder anderen Tequila wurde der Abend ein feucht-fröhlicher und ausgelassener.

Die meisten griffen alsdann zu Mole Qaxaqueno (Lammkoteletts mit Babykarotten und arabischem Reis), während ich mit Meyohad shel Cohen und also einer Dorade mit israelischem Joghurt und Blattsalat sehr zufrieden war. Die gegrillte Goldbrasse erinnerte mich an die köstlichen und klassischen Fischgerichte im Restaurant The Old Man and the Sea in Tel Aviv. Eine weitere Erinnerung an Israel, das Tischnachbarn scheinbar nur aus Erzählungen kennen, wird im Amigo Cohen angeboten und zwar Mole Verde. Doch zum Hähnchen gesellen sich grüne Mole, gegrillter Mais und Bulgur. Gewürzt wird dieses Gericht mit Zatar, auch Za’tar, Za’atar, Zahtar oder Satar geschrieben. Diese Gewürzmischung ist besonders bei den Bewohnern der südlichen und östlichen Mittelmeerküste beliebt.

Tacos im Restaurant „Amigo Cohen“. © AMANO Group, Foto: Sonni Frej, Aufnahme: Berlin, 2023

A propos Huhn. Daß „die israelische Restaurantszene lange Zeit alles andere als aufregend“ war, das schreibt Dr. Charles E. Ritterband im Magazin GASTROSOFIE und berichtet: „Wer noch vor zwei Jahrzehnten das Land bereiste, vermochte zwar mehr oder weniger interessante Begegnungen mit der Küche der jüdischen Einwanderer zu machen – aber niemand hätte damals Vergleiche mit der weltweiten Spitzengastronomie gezogen.

Damals waren die Speisekarten der Restaurants und Hotels zumeist eher eintönig und fantasielos; die israelische Durchschnittsküche orientierte sich in dieser Zeit vor allem auch an den (ideologisch geprägten) Speisezetteln der Kibbuzim, der damals noch viel präsenteren Gemeinschaftssiedlungen. Die Gastronomie des Kibbuz war geradezu sprichwörtlich simpel – und bot den verwöhnten Reisenden aus Europa und Amerika mancherlei Anlass zu Spott und Hohn. Eier, Gurken, Tomaten, Milchprodukte und am Sabbat, als Gipfel der kulinarischen Extravaganz, auch noch ein Huhn – das war die Standard-Diät des Kibbuz und damit auch die Grundlage der Menüs zahlreicher Restaurants landauf, landab.“

In Berlin ist Ariel Schiff, Geschäftsführer der Amano-Gruppe, einer, der dafür sorgt, daß es aufwärts geht in der Hotellerie und Gastronomie dieser Migranten-Metropole im Allgemeinen und mit der israelischen Küche im Besonderen. Vorwärts immer bis zum „Mamasita’s delight’s“ genannten Nachtisch. Wie wäre es mit Halbgefrorenem? Zum „Chocolate Ancho Parfait“ mit Mango-Sauce, Guaccamole Sorbet und Kokosnuss werden „Pineapple Mille Feuille“ und „Churros“ auf die Tische getragen. Wer jetzt noch nicht in Tulum ist, der trinke noch einen Tequila – bevor er wie der Ami als Freund nach Hause geht. L’Chaim im

Amigo Cohen

Adresse: Invalidenstraße 53 A, 10557 Berlin

Kontakt: Telefon: 03031491870, E-Brief: reserve@amanogroup.de

Heimatseite: https://www.amanogroup.de/de/eat-and-drink/amigo-cohen/

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