Von Spoleto nach Spello via Vallo di Nera – Serie: Zu Besuch bei Borghi più belli, schönste Orte Italiens (Teil 1/3)

Ein Blick über die Dächer von Spoleto. Quelle: Pixabay

Vallo di Nera, Spoleto, Spello, Umbrien, Italien (MaDeRe). Ein im inneren golden glänzendes Metallkonstrukt von Rolltreppe und Tunnelgewölbe führt als steil ansteigendes Förderband voller Kulturtouristen hinauf in den Freilichttheaterhimmel von Spoleto. Zweifellos die großartigste Aufzugshilfe für eine Besichtigung von geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten auf kleinem Raum weit und breit. Wir aber sind mehr auf der Suche nach mannigfaltigen Miniaturen und finden in Umbrien und den benachbarten Marken, als Kenner von Kunstgewerken oder kulinarischen Köstlichkeiten, viele dieser kleinen kreativen Kommunen. Solche Borghi più belli gibt es in ganz Italien, und es liegt in der Natur der Sache dass sie heute fernab großer Touristenheerstraßen thronen. Denn mag die Lage jetzt im Abseits sein einst war sie oft beherrschend. Schauten sie nicht aus Gipfelferne aufs weite hügelige Land dann zumindest erhaben über Senke oder Mulde oder langgestrecktes Tal.

Käse mit Musik

So Vallo di Nera als Erste. Es empfängt uns mit Gesang und Klang, dargeboten von inbrünstig frohgemuten Damen in Tracht – wie dem einen oder anderen wackeren beigemengtem Barden. Vom baumbestandenen Vorplatz ziehen wir durch das Tor intra muros gewundene geschwungene Gassen zur Kirche mit feinen Fresken hinan. Und hinab, eskortiert von Notabeln des Ortes, begleitet von zwei heiteren WWOOFern, wandernde Lehrlinge in ökologischer Landwirtschaft, wohl aus Lust und Laune. Ihr Bauer musiziert mit, sagen sie, Signora singt mit, bis die Schar stille steht und schweigt. Nun Teller um Teller uns zum Tafeln trägt. Alles Käse aber was für welcher: Kuh Schaf Ziege, jung alt uralt und wieder aufs Neue bis jegliche Nuance vom guten Geschmack dem Gaumen bekannt ist. Gerne wären wir bei jenen Landleuten zu Hofe eingekehrt, hätten uns zu Käsekundigen ausbilden lassen, oder einfach Kraft getankt. Stattdessen ging’s weiter durchs Städtchen bis zur Balustrade mit Aussicht samt Ständchen – sowie Schluck Schnaps zum Abschied. Der fiel uns schwer, gleich schwer wie unsere müden Glieder.

Feinsteinteppich

„Splendissima Colonia Iulia“ ist die nächste Station unserer Reise, auch spartanisch Spello genannt. Erneut Hallo den Notabeln und ab hier dem Volunteer, meist weiblich, fachkundige Hilfskraft ehrenhalber tätig bei kulturhistorischen Deutungsversuchen vor Ort, und in ihrem Borghi più belli multilingual unterwegs. Mit uns schreitet diese über und um viele kleine Steinchen der „Villa dei Mosaici“. Freigelegt wurde ein Raumgefüge von mehr als 500 qm welches an manchen Stellen noch erahnen lässt wie splendid die Bodenmosaiken erstrahlten, mit dem verschlungenen Gewirr an wilden Tieren und phantastischen Fabelwesen einerseits sowie den geometrischen Strukturen andererseits, ein Kaleidoskop der imperialen Epoche im Römischen Reich. Und ganz zeitgemäß lässt sich der feinsteinerne Teppich mit einer App erkunden.

Karawane in Kunst

Draußen drum herum dann diese oder jene weitere Würdigkeit des Ansehens: Eine kilometerlange Stadtmauer aus der Zeit des Augustus, dazu Türme, Tore und ein Aquädukt der hinüber bis Collepino reicht am Berg Subasio. Wo das Oro de Spello gedeiht, das berühmte goldfarbene Olivenöl – wie Tartuffo nero di Norcia, der schwarze Schatz, als kulinarische Knolle pur oder in flüssiger Form ein beliebtes Mitbringsel, zu kaufen beim Gang durch die blumengeschmückten Gassen des Städtchens. Kunstkenner unter uns pilgern zum pittoresken Pintoricchio in der Cappella Baglioni. Von geringem Wuchs wurde er „kleiner Maler“ genannt, eigentlich Bernardino di Betto di Biagio, ein großer Meister der italienischen Renaissance. „Detailtreue und reiche Ornamentik“ kennzeichnen seine Fresken, wie in der Kapelle von Santa Maria Maggiore beim Bildthema von Jesu Geburt auch im kleinen zu erkennen – siehe die Karawane der Kamele welche im Hintergrund vorbeizieht, oder die schnabulierende Taube bei der Verkündigung an Maria.

Für Literatur und Theater hat Spello ein offenes Ohr, von einer mit Wissenswerken und voller Folianten geschmückten Bibliothek bis zum ersten der ganz erstaunlichen Stadttheater unseres Giro di Borghi. Bei der Audienz des Bürgermeisters im Palazzo Comunale seiner Citá versprechen wir möglichst bald wiederzukommen – schon um uns an Blumenteppichen der „Infiorate“ satt zu sehen…

Reisehinweise:

Borghi Italia Tournetwork, Via Angelo Bargoni, 78, I-00153 Roma, Telefon: 0039 06 58334825, Heimatseite im Weltnetz: www.bitn.it, E-Mail: info@bitn.it

Italienische Zentrale für Tourismus ENIT, Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt am Main, Telefon: 069 237434, Heimatseite im Weltnetz: www.enit.de, E-Mail: frankfurt@enit.it

Unser Hotel auf dem ersten Teil der Tour: Palazzo Bocci, ein Stadtpalast aus dem 17. Jh. reich geschmückt mit Gemälden, elegant eingerichtete Zimmer, Palmen im Garten.
Via Cavour, 17, I-06038 Spello (PG), Telefon: 0039 0742-301021, Heimatseite im Weltnetz: www.palazzobocci.com, E-Mail: info@palazzobocci.com

Anmerkungen:

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