Verpatzter Liebesbrief nach Paris – Serie: Vietnam, Fernreise zur inneren Mitte (Teil 7/9)

Musikerin in The Reverie Saigon. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Vietnam, 11.9.2015

Saigon, Vietnam (MaDeRe). Bereitwillig stellt er sich darin in Kurzform mit flüssiger Handschrift vor als „Duong Van Ngo, Public Writer, Saigon Central Postoffice“. Mit seinen 85 Jahren, so weiter auf Englisch, der letzte öffentliche Briefschreiber seiner Art. Also jemand, der hier an diesem Stammplatz den Briefverkehr übernimmt für alle, die des Lesens und Schreibens unkundig sind. Wahlweise auf Französisch, Englisch und natürlich Vietnamesisch, wie er erklärend hinzufügt. Früher einmal in besseren Zeiten dreißig Briefe pro Tag. Heute dagegen im Computerzeitalter gerade einmal drei.

Und dennoch keine Aufgabe für jedermann, sondern geprägt von hoher Verantwortung, wie er selbstbewusst hinzufügt. Fragende Blicke zu dieser Anspielung beantwortet er vielsagend mit einem verschmitzten Lächeln. Denn würde ein verpatzter Liebesbrief nach Paris nicht womöglich einer sich anbahnenden Beziehung nicht sogleich ein jähes Ende bereiten? Und eine enttäuschte „Miss Saigon“ wüsste in diesem Notfall nicht einmal genau, was sie denn bis dahin falsch gemacht hätte.

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