Familienbesuch beim Silberrücken – Auf den Spuren der „Gorillas im Nebel“

Foto-Safari in Ruanda.
Ruhepause der Mountain Gorillas. © 2015, Foto: Dr. Bernd Kregel

Kigali, Ruanda (MaDeRe). Hatte ich mir die Virunga-Gebirgskette so vorgestellt? Schroff und mächtig. Dazu mit ihren viereinhalb tausend Metern Höhe ein natürlicher Sperrriegel zwischen Ruanda, Uganda und dem Kongo. Vielleicht sogar unüberwindlich? So versuche ich mir eine kurze Zeit lang klar zu machen, welchen Eindruck sie wohl bei all jenen Forschern hervorrief, die hier im äquatorialen Afrika mit großem Eifer und doch lange Zeit ergebnislos nach den Quellen des Nils suchten.

Auch ich bin auf der Suche. Muss jedoch leider feststellen, dass die einstmals so berühmte Hütte von Dian Fossey an einem der Berghänge heute nicht mehr existiert. Das einstige Zentrum ihrer legendären Aktionen, mit denen sie die Ausrottung der nicht lange zuvor entdeckten „Gorillas im Nebel“ zu verhindern suchte. Wie von selbst stelle ich mir daher die Frage, was denn von ihnen übrig geblieben ist – und schöpfe Hoffnung.

Suche im Dickicht

Foto-Safari in Ruanda.
Gorilladame der Mirwa-Gorillagruppe. © 2015, Foto: Dr. Bernd Kregel

Denn am Fuße des Mt. Sabyinho mit seiner unübersehbaren Zackensilhouette finde ich die für den Volcanoes National Park zuständige Rangerstation. Und stoße auf Bernice und Jerome, die bei der Suche nach einer der noch intakten Berggorilla-Familien behilflich sein wollen. Mühsam arbeitet sich der klitzekleine Suchtrupp in gespenstisch fließenden Nebelschwaden durch Bambusdickicht und dichtes grünes Buschwerk den Hang hinauf. Bei kurzen Zwischenstopps berichtet Jerome über die Familienverhältnisse der Hirwa-Familie, die vorausgeschickte Scouts hier in der Gegend gesichtet haben wollen.

Und dann geht es ganz schnell: Der erste Eindruck Auge in Auge mit einem der Berggorillas ist für mich überwältigend. Er gilt dem Schwarzrücken namens Uburanga, der seelenruhig im Buschwerk an Blättern und Zweigen nagt, ohne sich mehr als nötig um die Tagesgäste in seiner unmittelbaren Nähe zu kümmern. Oder doch? Denn irgendwann scheint ihn die Neugierde zu packen. Und er tut, was den Besuchern nicht erlaubt ist: Zart und einfühlsam betastet er die außergewöhnlichen Objekte seines plötzlichen Interesses und macht dabei sogar vor locker herab hängenden Schnürsenkeln nicht Halt. Um dann aber zum Glück schnell zu erkennen, dass diese sich als Futter kaum eignen.

Begegnung mit dem Silberrücken

Foto-Safari in Ruanda.
Mountain Gorilla beim Frühstück. © 2015, Foto: Dr. Bernd Kregel

Etwas tiefer ins Gebüsch hat sich das Gorillaweibchen Kabatwa mit ihrem jüngsten Baby zurückgezogen, das ihren ganz besonderen Schutz genießt. Vor wenigen Jahren hatte sie sogar ein Zwillingspaar geboren, das seine Selbstständigkeit und Pfiffigkeit im Familienverband auch heute wieder unter Beweis stellt. Munter hüpfen und klettern die beiden Halbwüchsigen herum und scheinen dabei die nach Ruhe und Erholung suchenden Erwachsenen ein wenig zu nerven.

Nun aber, von mir bereits mit Herzklopfen erwartet, erscheint auch Silberrücken Munyinya auf der Bildfläche. Was nach Jeromes Übersetzung soviel bedeutet wie „Akazie“. In männlicher Würde lässt er den jugendlichen Übermut nicht an sich heran. Vielmehr legt er sich in stoischer Ruhe unbeweglich wie ein Akazienbaum im weichen Blattwerk nieder und genießt mit Schlafzimmerblick die ihm von drei Familienmitgliedern gleichzeitig dargebrachte Fellpflege.

Villa Gorilla

Foto-Safari in Ruanda.
Porträt des Schwarzrückens der Mirwa-Gorillagruppe. © 2015, Foto: Dr. Bernd Kregel

Oder lässt sein Gesichtsausdruck eher darauf schließen, dass er es früher als die Nummer zwei in der Suza-Gorillagruppe, der er angehörte, nicht eben leicht hatte? „Besonders die Damen ließen ihn aus Gründen der Familienhierarchie beim „djiggi djiggi“ ihre Verachtung spüren“, weiß Bernice schmunzelnd zu berichten. So gründete er seine eigene Familie, der man den Namen Hirwa verlieh. Das heißt nichts anderes als „glücklich“ und beschreibt offenbar das augenblickliche Lebensgefühl des Silberrückens.

Glücklich fühle auch ich mich nach dem genau eine Stunde dauernden Aufenthalt, auf den die Besuchszeit zugunsten der Gastgeberfamilie begrenzt ist. Doch die reicht aus, um die Kostbarkeit einer solchen außergewöhnlichen Stippvisite angemessen zu würdigen. Und dabei den Wunsch entstehen zu lassen, gerne wieder einmal der buschigen Villa Gorilla einen Besuch abzustatten.

Fotoreportagen:

Mehr Bilder zum Beitrag in der Fotoreportage: Auf den Spuren der „Gorillas im Nebel“ und in der Fotorepotage: Menschen, Tiere, Sensationen – Auf Fotosafari in Ruanda von Dr. Bernd Kregel.

Reiseinformationen „Ruanda“:

Foto-Safari in Ruanda.
Mountain Gorilla im Buschwerk. © 2015, Foto: Dr. Bernd Kregel

Anreise: Günstig mit Ethiopian Airlines von Frankfurt über Addis Abeba nach Kigali.
Weitere Fluglinien sind Brussels Airlines, KLM und Turkish Airlines.

Einreise: Mit mindestens 6 Monate gültigem Reisepass; ein 3 Monate gültiges Besucher-Visum gibt es für 30 USD bei der Einreise.

Reisezeit: Ganzjährig. Die große Trockenphase Juni bis September sowie die kleine Trockenphase von Ende November bis Ende Januar eignen sich besonders gut für Gorilla-Tracking und Waldexkursionen.

Reiseveranstalter: Besonders erfahren in Deutschland mit Ruanda-Tourismus ist Abendsonne Afrika GmbH, Telefon: 07343 929980, E-Mail: info@abendsonneafrika.de; in Kigali: Web: www.primatesafaris.info

Unterkunft: Nyungwe Forest Lodge; Gorilla Mountain View Lodge: www.3bhotels.com; Ruzizi Tented Lodge: www.ruzizilodge.com; Serena Hotels Kigali und Lake Kivu: www.serenahotels.com

Auskunft: Kamageo. African Destination Marketing, www.kamageo.com; Akomasa. Creative Connection, Telefon: 06171-5868580, E-Mail: germany@rwandatourism.org; Web: www.rwandatourism.com

Reiselektüre: Heiko Hooge, Iwanowski’s Ruanda, Tipps für individuelle Entdecker, 1. Auflage, Juni 2015, ISBN 978-3-86197-126-9, Euro 19,95

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