Taba, Sinai, Ägypten (MaDeRe). Nur wenige Flugstunden vor der Europäischen Haustür gibt es eine sonnige Alternative zur kalten Heimat: Ägypten. Wie wäre es mit Hotels auf dem Sinai am Roten Meer und den „Legenden“ von Taba Heights?!
Es sind keine Säugetiere. Dennoch verfügen die Remora-Saugfische über einem Saugreflex, mit dem sie sich an größeren Meeresbewohnern festheften, um sich auf diese Weise „per Anhalter“ von ihnen mitnehmen zu lassen. Gerade hat sich ein solcher „Säuger“ von einer Meeresschildkröte gelöst und – schwupp! – an einem Taucher festgesetzt.
Für diesen allerdings ist es eher eine Begegnung der unangenehmen Art, zumal sich der Saugreflex des ungebetenen Gastes für den Rest des Tauchgangs nicht lösen lässt. Die Aufregung ist Tamer, dem Leiter einer Tauchbasis am Roten Meer, immer noch anzumerken. Wieder und wieder reibt er mit der Handfläche die betroffene Stelle an seiner Brust. Ein ungutes Omen für das unmittelbar bevorstehende erneute Abtauchen?
Feuerfische in Korallenstöcken
Doch schnell ist das Vertrauen wiederhergestellt. Denn der Tauchgang wird begleitet von Tauchlehrer Ahmed, dessen langjährige Erfahrung sich in seinem Ehrennamen „The Legend“ widerspiegelt. Souverän und umsichtig geleitet er seine kleine Tauchgruppe vom Tauchboot aus hinunter zu den Korallenstöcken am Grund des Roten Meeres.
Und entdeckt dort alle jene Riffbewohner, die sich im Gewirr der Hartkorallen verstecken. Die rötlich gefärbten Feuerfische, die mit ihrem gespreizten Gefieder aussehen wie Unterwasser-Pfauen. Oder die wendigen „Nemo“-Anemonenfische in ihrem labyrinthartigen Nesselgeflecht, von wo aus sie sich vermeintlichen Eindringlingen selbstbewusst entgegen stellen. Es ist ein Tauchgang voller Lust an außergewöhnlichen Details.
Wüstenoase wie aus dem Ei gepellt
Zurück auf dem Tauchboot weitet sich der Blick über das Rote Meer. Bis hin zur Nordspitze des Golfs von Akaba, dem wohl einzigen Ort der Welt, von dem aus mit einem Blick vier Länder gleichzeitig zu entdecken sind: Im Osten, zum Greifen nah, das dennoch unnahbare Saudi-Arabien. Nördlich davon Jordanien und Israel mit ihren Küstenstädten Akaba und Eilat. Und schließlich Ägypten, dessen Sinai-Halbinsel den Golf von Akaba an seiner westlichen Seite umrahmt. Unübersehbar! Denn hier türmt sich als unüberwindbare Barriere die mächtige Sinai-Gebirgskette auf.
Am Strand davor jedoch, wie aus dem Ei gepellt, ein Arrangement weitläufiger Hotelanlagen, die nach den vergangenen Monaten der politischen Irritation als Urlaubsoase erneut die Freunde des Roten Meeres anlocken. Denn wo sonst gäbe es vor der europäischen Haustür ein Freizeitangebot, bei dem das ganze Jahr über sommerliches Klima und orientalische Atmosphäre eine solche perfekte Verbindung eingehen?
„Orientalische Nacht“
Das Projekt entsprang der Fantasie des Unternehmers Sahmi Sawiris. Nach der Rückgabe von Taba durch Israel an Ägypten stellte sich für ihn die Frage, wie es denn möglich sei, gleich mehrere Hotelkomplexe in dieser kargen Gegend von Taba Heights erfolgreich in den Sand zu setzen. So wie bereits vorher in El Gouna nahe der Küstenstadt Hurghada. Denn dort war es ihm bereits gelungen, eine blühende Oase aus dem Wüstensand hervor zu zaubern. Ein Erfolg, der ihm schon bald den Status einer Legende eintrug.
Das Intercontinental Hotel ist der südlichste Resort-Komplex der Anlage von Taba Heights. Fächerförmig öffnet es sich zur Seeseite hin und gibt dabei den Blick frei auf den Golf von Akaba, an dessen Ostseite nach Sonnenuntergang die Lichter der Saudi-Arabischen und der Jordanischen Küste wie eine künstliche Milchstraße herüber flimmern. Besonders intensiv wahrnehmbar von der Terrasse des Lagoon Restaurants am Rande einer großzügig angelegten Salzwasser-Lagune.
Mit Erleichterung beobachtet Hoteldirektor Martin Benker an diesem Abend, wie sich bei leuchtendem November-Vollmond während einer „Orientalischen Nacht“ der Innenhof seines Hotels nun wieder mit jordanischen und europäischen Gästen füllt. Um hier gebannt den geschmeidigen Schritten einer rassigen Bauchtänzerin zu folgen oder sich an den Schwindel erregenden Rundum-Bewegungen eines Tanzartisten zu begeistern.
Erfolgserlebnis beim Golf
Am nächsten Morgen fallen die Strahlen der aufgehenden Sonne auf das intensive Hellgrün des Golfplatzes, der sich parallel zu den Hotelanlagen erstreckt. „Der schönste Golfplatz Ägyptens“, wie es hier selbstbewusst heißt. Doch Golflehrer Gamal, elegant in seiner äußeren Erscheinung vom Scheitel bis zur Sohle, sieht keine Veranlassung, von dieser Behauptung abzurücken. Ist er doch selber eine der Legenden, der sich hier mit jahrelanger Profi-Erfahrung einen Namen gemacht hat.
„Golf lernen in zwei Stunden“, lautet sein vielversprechendes Angebot. Denn niemand sonst, so erweist es sich während des Unterrichts, bietet wie er ein dermaßen durchdachtes pädagogisches Konzept, mit dessen Hilfe sich wahrnehmbare Erfolge umgehend einstellen. Zum Beispiel beim „Short Swing“, wenn Gamal den Schläger vor dem Abschlag zur Melodie eines Wiegenliedes völlig entspannt pendeln lässt. Oder beim „Long Swing“, wenn er mit Hilfe mittelgroßer Metallstäbe exakt die Ebenen demonstriert, innerhalb derer der Bewegungsablauf zu erfolgen hat. Faszinierend und dabei durch und durch überzeugend.
Dröhnend durch das Canyon
Doch längst nähert sich die Nachmittagssonne den Spitzen der Sinai-Gebirgskulisse von Taba Heights. An ihrem Fuße liegt eine gepflegte Station für Canyon Motor Safaris. Hier warten behäbige Quad-Maschinen schon darauf, dröhnend durch eine enge Felsschlucht zwischen zwei schroffen Felswänden hindurchmanövriert zu werden. Quadlehrer Saber übernimmt die Führung, auch wenn es derer eigentlich nicht bedarf. Denn das Canyon ist so eng, dass sich ein ungewolltes Abweichen von der Piste als durchweg unmöglich erweist.
Saber drückt aufs Tempo. Denn noch vor Sonnenuntergang soll am Ende des Canyons eine zweite Schlucht erreicht werden, die allerdings nur zu Fuß zugänglich ist. Nach einer knappen Stunde Fahrt wird die Eile endlich belohnt. Denn nun öffnet sich nach kurzem Fußmarsch ein enger Felsdurchgang. Und dieser hält einen Anblick bereit, der in seinen landschaftlichen Verwerfungen das Spiel der geologischen Kräfte erahnen lässt, die hier einst am Werk waren.
Im Mondlicht flimmernder Golf
Zeit für eine kurze Rast, zu der ein alter Beduine inmitten der chaotischen Sinai-Gebirgslandschaft bereits eine Kanne mit dampfendem Tee bereit hält. Dieser lockert sich die Zunge und bringt bei schweigenden Motoren das Gespräch in Gang: „Saber – ebenfalls eine Legende?“ Der Angesprochene winkt amüsiert ab. Doch gesteht er ein, sich dieser Art von Motorsport mit Leib und Seele verschrieben zu haben. Sicherlich eine der besten Voraussetzungen, um auch Andere mit dieser Leidenschaft anzustecken.
Den Schlusspunkt des Tages bildet, nur wenige Minuten vom Ausgang des Canyons entfernt, der kleine Ort Taba Heights. Eingezwängt zwischen Sinaigebirge und Rotem Meer ist er ein Ort gespickt mit Läden und Restaurants, die von exponierter Stelle aus ihre jeweils speziellen Gerüche verbreiten. Von der thailändischen und der indischen Küche bis hin zur mexikanischen Gastlichkeit. Von ihren Außenterrassen geben sie dazu den Blick frei über den romantisch im hellen Mondlicht schimmernden Golf von Akaba.
Stimmung von 1001 Nacht
Den orientalischen Part in diesem Wechselspiel internationalen kulinarischen Lebensgefühls bietet das Beduinenzelt von Mahmud im Ortszentrum. Es ist die Stimmung von 1001 Nacht, die dem Gast schon beim Eintreten warm empfängt. Ausgestattet mit Beduinenteppichen und bequemen Sitzecken ist dies der Ort, an dem sich in der Tat die Welt vergessen lässt. Und Gastgeber Mahmud weiß nur zu genau, wie er seine Gäste verwöhnen kann. Zum Tee serviert er eine Shisha, die mit ihren blubbernden Wassergeräuschen die meditative Stille der Zeltatmosphäre Zug um Zug sanft durchbricht. Es ist eine Zeitreise zurück in jene Zeit, als die Beduinen noch die Herren der Wüste waren und keine äußeren Einflüsse ihre traditionelle Lebensart beeinträchtigten.
„Reisen nach Taba Heights an den Golf von Akaba?“ Diese Frage stellt sich in dieser Situation nur noch bedingt, denn ihre Beantwortung mit den Füßen hat längst begonnen. Und zum Glück ist Taba Airport seit Novemberbeginn 2013 wieder zu einem Drehpunkt geworden für alle jene, die sich das Erlebnis Sinai und Rotes Meer mitsamt seinen Legenden nicht entgehen lassen wollen.
Fotoreportage
Mehr Bilder zum Beitrag in der „Fotoreportage: Taba Heights am Roten Meer“ von Dr. Bernd Kregel.
Reiseinformationen „Ägypten / Taba Heights“
Anreise: Mit dem Flugzeug über Kairo oder direkt nach Scharm El-Scheich und von dort aus weiter mit dem Taxi oder Bus.
Einreise: Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise nach Ägypten ein Visum. Dieses kann nach der Landung am Flughafen für etwas über 20 Euro erworben werden.
Reisezeit: Ganzjährig. Die beste Reisezeit liegt zwischen Herbst und Frühsommer, heiße Temperaturen im Hochsommer.
Veranstalter: Mehrere Veranstalter bieten nicht nur Nilkreuzfahrt, sondern auch Urlaub am Roten Meer, zum Beispiel Taba Heights.
Unterkunft: Gäste von Taba Heights haben die Auswahl zwischen vier direkt am Strand gelegenen Fünf-Sterne-Hotels: Sofitel, www.sofitel.com; Intercontinental, www.intercontinental.com; Marriot Beach Resort, www.tabaheightsmarriott.com; Hyatt Regency, www.taba.regency.hyatt.com; In Uptown Taba Heights liegt das Vier-Sterne-Hotel Three Corners El Wekala Golf Resort, www.threecorners.com.
Essen und Trinken: Alle Hotels bieten eine Auswahl von mehreren Restaurants. Auch in Uptown gibt es ein vielfältiges kulinarisches Angebot. Attraktiv ist das Konzept des „Dine Around“, bei dem mehrere Restaurants in ganz Taba Heights kostenlos abwechselnd genutzt werden können.
Ausflugsprogramm: Ausflüge zum Beispiel in den Sinai, zum Katharinenkloster, nach Petra, Jordanien, und Jerusalem, Israel, oder Fährfahrt nach Akaba, Jordanien. Taxifahrt nach Eilat, Israel, sind in den Hotels von Taba Heights buchbar.
Auskunft: E-Mail: info.de@egypt.travel, Heimatseite im Weltnetz: egypt.travel/de; Taba Heights: www.tabaheights.com
Anmerkungen:
Vorstehender Artikel von Dr. Bernd Kregel wurde unter dem Titel „Zwischen Sinaiwüste und Rotem Meer – Aufspüren der ‚Legenden‘ von Taba Heights“ im WELTEXPRESS am 11.12.2013 erstveröffentlicht. Die Recherche wurde von Taba Heights unterstützt.