Hamburg, Deutschland (MaDeRe). Für Stockholm-Liebhaber ist es recht bequem zu fliegen. Von den meisten deutschen Flughäfen erreicht man die schwedische Hauptstadt in wenigen Stunden. Der Weg über Land – ob mit dem Auto oder der Bahn – erfordert mehr Zeit. Seit geraumer Zeit gibt es nun mehrere Angebote mit dem Zug von Deutschland nach Schweden zu fahren: mit Sitzplatz, im Liege- oder Schlafwagen. Wir haben das Angebot der schwedischen Privatbahn „Snälltåget“ im Liegewagen getestet und unsere Reise um Aufenthalte in Berlin, Stockholm, Tallinn sowie Hamburg ergänzt. Im finalen Teil machen wir noch einen Stopp in Hamburg, wo unsere Reise schließlich endet.

Strahlender Sonnenschein begrüßt uns in Stockholm. Bis uns der Nachtzug nach Deutschland zurückbringt, haben wir noch ein paar Stunden in Stockholm, die wir für den Besuch einer außergewöhnlichen Kirche und das Flanieren durch Gamla Stan, der Altstadt, nutzen.

Die Engelbrektskyrkan dominiert das ganze Viertel. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Stockholm, 29.08.2023
Das eindrucksvolle Innere der Engelbrektskyrkan. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Stockholm, 29.08.2023

Die evangelisch-lutherische Engelbrektskyrkan (Engelbrechtskirche) ist die Pfarrkirche der Engelbrektsgemeinde im Bistum Stockholm. Sie befindet sich auf dem alten Mühlenhügel in Lärkstaden auf Östermalm. Die Kirche gilt als das bedeutendste Werk des Architekten Lars Israel Wahlman und als eines der wichtigsten Gebäude des schwedischen Jugendstils und der Nationalromantik. Benannt ist sie nach dem schwedischen Nationalhelden Engelbrekt Engelbrektsson. Im Dezember 1905 wurde ein Architekturwettbewerb für den Kirchenneubau ausgeschrieben, und im Mai 1906 erhielt Lars Israel Wahlman den ersten Preis für seinen Entwurf. Der Grundstein wurde zu Pfingsten 1910 gelegt, und die Kirche wurde am 25. Januar 1914 eingeweiht. Wahlman ist auch für die Gestaltung eines Großteils der Kirchenausstattung wie Altarschmuck, Taufbecken, Kirchensilber und Textilien verantwortlich. Das Gewölbe, das höchste in Skandinavien, ist 32 Meter hoch und ruht auf acht Pfeilern, die Inschriften der acht Seligpreisungen der Bergpredigt tragen. Die eindrucksvolle Raumwirkung des Backsteinbauwerks ähnlich einer Basilika wird durch Parabelbögen erreicht. Die Kirche bietet Platz für etwa 1.400 Personen.

Zauberhafte Gässchen in Gamla Stan. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Stockholm, 29.08.2023
Ein Panorama des Stortorget, dem zentralen Platz in Gamla Stan. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Stockholm, 29.08.2023
Das königliche Schloss. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Stockholm, 29.08.2023
Der Wachwechsel am Schloss. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Stockholm, 29.08.2023

Bei unserem Spaziergang durch die Altstadt, auf schwedisch Gamla Stan, erleben wir ein lebendiges Stockholm voller Menschen und haben am königlichen Schloss das Glück, den Wachwechsel zu erleben. Dieser ist vor allem im Sommer auch dank der Blaskapelle sehr sehenswert. Was heute als Gamla stan bezeichnet wird, war über viele Jahrhunderte das eigentliche Stockholm. Die ersten Häuser entstanden im 13. Jahrhundert im Schutze der Burg, die Birger Jarl zur Überwachung der Einfahrt in den See Mälaren errichtet hatte. Am zentralen Platz, Stortorget, wurde ein Rathaus gebaut und dahinter entstand die Dorfkirche, aus der später die heutige Nikolaikirche wurde. Das Schloss, ein Barockbau, der von 1697 bis 1760 nach Plänen des Hofarchitekten Nicodemus Tessin d. J. errichtet wurde, gilt als ein Meisterwerk.

Sonnenaufgang an der Binnenalster. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Am späten Nachmittag steigen wir am Stockholmer Hauptbahnhof wieder in den Snälltåget und fahren durch die Nacht nach Deutschland. Da wir nicht erneut Berlin besuchen wollen, verlassen wir bereits in Hamburg den Zug. Um 6 Uhr früh, mit etwas Verspätung, erreichen wir den Hauptbahnhof und spazieren durch ein recht ruhiges Hamburg zu unserem Hotel. An der Binnenalster verzaubert uns der Sonnenaufgang. Nachdem wir unsere Koffer im Scandic Hamburg Emporio deponiert haben, starten wir zum Stadtrundgang.

Das Hamburger Rathaus. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Das Hamburger Rathaus ist der Sitz der Hamburgischen Bürgerschaft und des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg. Das architektonisch prachtvolle Gebäude an der Kleinen Alster wurde von 1886 bis 1897 im historistischen Stil der norddeutschen Neorenaissance errichtet. Der Turm hat eine Höhe von 112 Metern und ist neben den Türmen der Hamburger Hauptkirchen eine bedeutende Landmarke im Hamburger Stadtbild. Der zweiflügelige Granit- und Sandsteinbau besitzt eine 111 Meter breite Fassade, dominiert von einem 112 Meter hohen Mittelturm, dessen Höhe der Breite des ganzen Gebäudes entspricht.

Die Ruine der Hauptkirche St. Nikolai. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Die Ruine der Hauptkirche St. Nikolai am Hamburger Hopfenmarkt ist als Mahnmal St. Nikolai „den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945“ gewidmet. Die Kirche wurde 1195 begründet und in ihrer letzten neugotischen Ausführung 1874 fertiggestellt. Ihr 147,3 Meter hoher Turm war von 1874 bis 1877 das höchste Bauwerk der Welt. Nach den Kriegszerstörungen von 1943 und dem weitgehenden Abriss 1951 sind heute neben dem Turm noch ein Teil der südlichen Außenmauer und die Wände des Chors erhalten.

Ein Blick in die Speicherstadt. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Die Hamburger Speicherstadt ist der weltgrößte historische Lagerhauskomplex. Sie umfasst das Gebiet zwischen Baumwall und Oberhafen. Seit 1991 steht sie unter Denkmalschutz und ist seit dem 5. Juli 2015 mit dem benachbarten Kontorhausviertel unter dem Namen Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus auf der Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen. Die Speicherstadt wurde zwischen 1883 und 1927 südlich der Altstadt auf den ehemaligen Elbinseln und Wohnquartieren Kehrwieder und Wandrahm als Teilstück des Hamburger Freihafens in drei Abschnitten erbaut, der erste Abschnitt war 1888 fertiggestellt.

Die Elbphilharmonie. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023
Blick von der Elphi-Plaza auf den Hafen. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Das Konzerthaus Elbphilharmonie („Elphi“) wurde im November 2016 fertiggestellt. Das 110 Meter hohe Gebäude wurde unter Einbeziehung der Hülle des früheren Kaispeichers A (Baujahr 1963) errichtet. Auf diesen Sockel wurde ein moderner Aufbau mit einer Glasfassade gesetzt, die an Segel, Wasserwellen, Eisberge oder ein Quarzkristall erinnern soll. Die Fertigstellung des Gebäudes war nach einem mehrjährigen Vorlauf für das Jahr 2010 vorgesehen, verzögerte sich jedoch mehrfach. Die Einweihung des Konzertbereichs wurde am 11. und 12. Januar 2017 mit dem Konzert „Zum Raum wird hier die Zeit“ des NDR Elbphilharmonie Orchesters gefeiert. Im ersten Jahr nach der Eröffnung besuchten rund 850.000 Menschen die über 600 Konzerte in der Elbphilharmonie, über 4,5 Millionen Besucher pilgerten auf die Plaza.

Im alten Elbtunnel. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023
Der Blick „über“ den Elbtunnel Richtung Landungsbrücken und St. Pauli. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Der 1911 eröffnete St. Pauli-Elbtunnel – in Abgrenzung zum seit 1975 bestehenden Neuen Elbtunnel auch Alter Elbtunnel genannt – unterquert die Norderelbe auf einer Länge von 426,5 Metern und verbindet mit zwei Tunnelröhren die nördliche Hafenkante bei den St. Pauli-Landungsbrücken mit der Elbinsel Steinwerder. Er wird als öffentlicher Verkehrsweg sowohl von Fußgängern und Radfahrern als auch eingeschränkt von Kraftfahrzeugen genutzt. Er galt bei seiner Eröffnung als technische Sensation, steht seit 2003 unter Denkmalschutz.

Sankt Michaelis von innen. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Die evangelisch-lutherische Hauptkirche Sankt Michaelis (volkstümlich (Hamburger) Michel) ist der bekannteste Kirchenbau Hamburgs und gilt als bedeutendste Barockkirche Norddeutschlands. Für die Schifffahrt auf der Elbe stellt der weithin sichtbare Sakralbau mit seiner markanten Architektur seit langem das Wahrzeichen der Hansestadt dar. Der Kirchturm hat eine Höhe von 132,14 Metern.

Auch ein Touristenmagnet: Die Reeperbahn. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Die Reeperbahn ist die zentrale Straße im Vergnügungs- und Rotlichtviertel des Hamburger Stadtteils St. Pauli. Sie ist etwa 930 Meter lang und verläuft vom Millerntor in Richtung Westen bis hin zum Nobistor, wo sie in die Königstraße übergeht. Die große Anzahl an Bars, Nachtclubs und Diskotheken, vor allem aber das dort konzentrierte Rotlichtmilieu, hat ihr den Spitznamen „die sündigste Meile der Welt“ eingebracht.

Die Davidwache auf St. Pauli. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Die Davidwache ist das Gebäude des Hamburger Polizeikommissariats 15 und ist besonders durch Film und Fernsehen zum bekanntesten Polizeirevier der Hansestadt und auch darüber hinaus geworden.

„Albers Eck“ auf St. Pauli. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023
Die kleine Konditorei Rönnfeld war eine kulinarische Station. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023
Dies war die Kostprobe bei der Konditorei. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023
Im indischen Restaurant „Mahajivan“ wurden wir köstlich bewirtet. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Wie in Berlin, haben wir auch in Hamburg eine „Eat the World“-Tour gebucht. Neben zahlreichen Tour-Angeboten vor Ort, hat die St. Pauli Crime-Tour unser Interesse geweckt. Auch hier gibt es sechs Kostproben bei kleinen Anbietern, die Geschichten, die unsere grandiose Tourguide erzählt, drehen sich hier jedoch um Kriminalfälle. Und wo könnte das spannender sein als auf der sündigsten Meile der Welt? Die Kriminalität ist hier bis auf Bagatelldelikte heutzutage allerdings erstaunlich gering. Das war aber nicht immer so: Wir erfahren die Geschichte des berühmtesten Lohnkillers von St. Pauli und lernen die Schauplätze des Mannes kennen, der als Schrecken aller Frauen galt und seine Opfer mitunter jahrelang in den eigenen vier Wänden versteckt hielt. Wir wollen natürlich nicht zu viel verraten. Schön, war jedoch, dass die Tour sich auch durch die „normalen“ Wohnstraßen von St. Pauli bewegte. Die Tourguide war und hat bestens informiert, die Kostproben waren vielfältig.

Weitere Informationen: www.eat-the-world.com

Unsere kleine Barkasse. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 31.08.2023
Unfassbar große Container-Riesen. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 31.08.2023
Die Unterquerung der Köhlbrandbrücke. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 31.08.2023

Nach einer erholsamen Nacht im Scandic Hamburg Emporio nutzen wir unsere verbleibenden Stunden für eine große Hafenrundfahrt. Auch beim wiederholten Buchen einer solchen Fahrt bleibt der Hafen beeindruckend. Wir haben das Glück sowohl eine kleine, alte Barkasse der Reederei Rainer Abicht zu erwischen als auch einen Kapitän, der sehr launig und mit viel Wissen über „seinen“ Hafen berichtet.

Weitere Informationen: www.abicht.de

Unser Hotelzimmer in Hamburg. © Foto/ BU: Daniel M. Grafberger, Ort und Datum der Aufnahme: Hamburg, 30.08.2023

Am Nachmittag bringt uns der ICE wieder zurück ins heimische Ulm. Wir haben viele Städte gesehen und viel Spannendes erlebt. Mit etwas Zeit entschleunigt so eine Nachtzugfahrt enorm und ist eine echte Alternative zum Fliegen. Und egal ob Helsinki oder Tallinn, die beiden Städte sind mit einer Minikreuzfahrt definitiv eine Reise wert und bereichern so eine Tour nach Stockholm um ein tolles Element!

Unser Hoteltipp in Hamburg: Das Scandic Hamburg Emporio

Auch für unsere letzte Nacht haben wir wieder ein Hotel aus dem Portfolio der Scandic Hotels gewählt. Das Emporio liegt ideal um fußläufig mit einem kleinen Spaziergang sowohl das Rathaus, die Speicherstadt oder St. Pauli zu erreichen. Das Haus ist noch recht neu, die Zimmer hell, freundlich und großzügig und das Frühstück sehr umfangreich.

Weitere Informationen: www.scandichotels.de/hotelsuche/deutschland/hamburg/scandic-hamburg-emporio

Anmerkung:

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Daniel M. Grafberger
Daniel M. Grafberger ist zu Hause in Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Er ist Redaktionsleiter eines Ulmer Verlags und freiberuflicher Fotograf. Zu seinen Leidenschaften gehören Reisen, Kochen, Gastronomie und Kultur. Zu seinen Lieblingsreisezielen gehören Skandinavien, Südtirol und alle Destinationen, die man auf Kreuzfahrtschiffen (vor allem auf dem Fluss) erreichen kann.