Viel Himmel mit Inselsucht – Serie: Lob der Langsamkeit auf MS Sans Souci (Teil 17/24)

Strand bei Kloster auf der Westseite der Insel Hiddensee. © Foto/BU: Dr. Peer Schmidt-Walther, 2017

Vitte, Kloster, Hiddensee, Deutschland (MaDeRe). Neben der schiffsengen Fahrrinne stehen die Schwäne im flachen Wasser. Wie eine Schleppe zieht die SANS SOUCI den Schwall seitlich neben sich her. Der entgegenkommende Dampfer der Weißen Flotte passiert „gerade man eben so“. Hiddensee, „dat söte Länneken“, wie die Einheimischen ihr „süßes Ländchen“ nennen, zeichnet sich erst flach, dann hügelig an Backbord ab, gekrönt vom fernsehbekannten Leuchtturm auf dem Steilufer des Dornbusch. Das „Sylt der Ostsee“, beileibe kein sündhaft teures Modebad, war seit 1930 Feriendomizil des prominentesten Inselgastes.

Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann, der jedes Mal von Stralsund zu Schiff anreiste, schrieb auf dem Eiland bedeutende Werke der Weltliteratur. Sein Haus „Seedorn“ in Kloster ist heute ein vielbesuchtes Museum.

Zentimetergenau legt Peter Grunewald sein Schiff an den Kai von Vitte. Auf dem warten schon Pferdefuhrwerke für eine abendliche Rundfahrt, denn die 17 Kilometer lange Insel ist zum Glück autofrei. Die Tagesgäste sind weg, so dass Ruhe eingekehrt ist. Alternative zum Zwei-PS-Zuckeltrab: Leih-Fahrräder. Auf gut ausgebauten Wegen strampeln einige Gäste durch den idyllischen Norden. Wobei der Enddorn mit seinem blendend weißen Sandhaken ein ganz besonderes Kleinod darstellt. „So viel Himmel haben wir nicht bei uns!“ begeistert sich eine Frau aus der eidgenössischen Alpenrepublik.

Runter vom Fahrrad – selbst das ist hier nicht mehr erlaubt – und durch die wunderschöne Natur gelaufen! Hunderte selten gewordener Vogelstimmen überraschen und bezaubern den Besucher dieses Naturparadieses. Wenn dann noch der Mond aufgeht und der Leuchtturm in den Abendhimmel blitzt, ist die romantische Caspar-David-Friedrich-Stimmung komplett. Davon kann man süchtig werden, wie Erstbesucher von Hiddensee „gewarnt“ werden.

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