Surrey – ein Paradies für Natur- und Gartenfreunde

Ein Parklandschaft in Surrey. © Foto: Gabriele Burow

Guildford, Surrey, England, UK (MaDeRe). Fährt man von den Cotswolds wieder in Richtung Folkestone oder Dover, so kommt man in jedem Fall durch Surrey, der kleinsten Grafschaft Englands. Die Surrey Hills oder North Downs sind trotz ihrer Nähe zu London ein Paradies für Natur- und Gartenfreunde. Wer dann aber zur Abwechslung etwas Großstadt sucht, läßt das Auto stehen und ist mit dem Zug in weniger als einer Stunde in London. Deshalb liegt Surrey auch „within the commuter belt“, dem Einzugsbereich der Hauptstadt, von dem aus viele Bewohner täglich nach der City pendeln.

Die Gulidford Highstreet. © Foto: Gabriele Burow

Mit den Städten Guildford und Dorking sind zwei sehenswerte Akzente gesetzt. Beide Orte sind geprägt durch Bauten des 17. Jahrhunderts. Guildford, das lange Zeit die traditionelle Hauptstadt der Grafschaft war, bietet dazu noch ein breites Angebot moderner Läden, vor allem im Bekleidungssektor, während in Dorking eine Vielzahl von Antiquitätenläden zum Stöbern auffordert.

Das Guildford Armenhaus Abbot`s Hospital. © Foto: Gabriele Burow

Wandert man die steile High Street in Guildford hinauf, so passiert man zum Beispiel die Guildhall, mit „neuer“ Fassade von 1683 und einer weit in die Straße hineinragenden Uhr und findet wenig später Abbots Hospital, ein Backsteingebäude von 1622, das seit seiner Errichtung als Armenhaus diente und noch heute ein Wohnstift für ärmere Pensionäre ist. Fährt man dann über die A25 nach Dorking, so sollte man unbedingt einen Stop in den Dörfchen Gomshall und Shere einlegen. In letzterem möglichst zur Lunchtime, denn mit dem „Kingsham“ verfügt Shere über ein vorzügliches Restaurant und als Pub ist das „White Horse“ auch zu empfehlen.

Die Angebote des National Trust

Ein Schloss zu erben ist nicht immer ein Vergnügen, vor allem, wenn wie in England, eine hohe Erbschaftssteuer anfällt. Wer da nicht liquide ist, steht dann schon mal vor der Frage, ob er einige der von den Vorfahren gesammelten van Dycks oder Constables verkaufen muss. Eine Alternative ist es, das Erbe dem National Trust (NT) zu überschreiben, der Pflege und Unterhalt übernimmt und das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich macht. Die Erben können dann ein Wohnrecht in einem Teil des Gebäudes erhalten. So hat der NT eine Vielzahl bemerkenswerter Kulturgüter gerettet und für die Liebhaber von Parks und Schlössern erschlossen. Eine Übersicht bietet die Homepage des National Trust mit allen Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen. Letztere betragen pro Erwachsenem und Objekt zwischen 10 und 17 Pfund für „House and Garden“, der „Car Park“ geht noch extra. Beschränkt man sich auf den Garten, wird es billiger. Doch manches sollte man unbedingt sehen, zum Beispiel in Wiltshire den Landschaftspark Stourhead, die „Mutter“ aller englischen Landschaftsparks und wer dieses Denkmal durchwandert hat, wird verstehen, warum der NT diese Eintrittsgelder benötigt.

Schloss oder Garten, man hat die Wahl

Shere im Restaurant Kinghams. © Foto: Gabriele Burow

Schon in der unmittelbaren Umgebung von Guildford gibt es die ersten lohnenden Ziele; Clandon Park/Hatchlands Park, beide mit herausragenden Sammlungen von Gemälden und Porzellan, Hatchland dazu noch mit Räumen im Adamsstil und einer bemerkenswerten Sammlung historischer Musikinstrumente. Außerdem gibt es noch Loseley Park, dieses noch in Privatbesitz, aber ebenfalls zu besichtigen. Hinter Dorking und mehr auf London zu liegt „Polesden Lacy“. Ursprünglich Landsitz des Dichters Sheridan, wurde das Gebäude ab 1906 durch das Ehepaar Greville erweitert und umgebaut. Mrs. Greville, die ein großers Vermögen geerbt hatte, machte aus der Anlage ein Partyzentrum für die Londoner Gesellschft, bis hin zu Mutter der derzeitigen Königin, die dort ihre Flitterwochen verbrachte.

Der NT greift in seiner Präsentation des Hauses diese Geschichte auf, zeigt aber nicht nur, welch illustre Gäste das Haus beherbergt hat, sondern auch welcher Apparat an Dienstboten und Arbeitskräften hinter den Kulissen tätig war, um ein solches Gesellschaftsleben zu ermöglichen. Polesden Lacy verfügt auch über einen riesigen, klassisch gestalteten Park und Garten, für den man auch entsprechend Besuchszeit einplanen sollte.

Box Hill Gipfelstation. © Foto: Gabriele Burow

Wer sich ganz auf Natur und Garten konzentrieren möchte, hat in der Nähe zwei herausragende Möglichkeiten: Winkworth Arboretum und Wisley Garden. Wisley Garden ist eine Musteranlage, die von den Gralshütern der englischen Gartenkunst, der Royal Horticultural Society, betrieben wird und Winkworth ist ein Gebiet mit einer unglaublichen Sammlung unterschiedlicher, teils exotischer Bäume, dazu –je nach Jahreszeit – Wiesen mit blühenden Blumen und Sträuchern aller Art. Aber Achtung: der Park ist hügelig und erfordert angemessenes Schuhwerk!

Um einfach nur zu wandern, kann man den nordöstlich von Dorking gelegenen Box Hill aufsuchen. Der mit 180 Metern höchste Berg der Gegend verfügt sogar über eine „Gipfelstation“ und soll an klaren Tagen einen Blick bis London ermöglichen. Auf dem Weg dorthin, in der Bradley Lane, liegt Denbies Wine Estate, angeblich dass größte Unternehmen dieser Art in England – mit Verkostung, Restaurant und Besucherprogramm.

Cream Tea – Full Afternoon Tea – Champagner Tea

Tee im Salon Ston Easton Park. © Foto: Gabriele Burow

Jede vom National Trust verwaltete Schlossanlage verfügt über einen Tea-Room und in den kleineren Städten und Touristenzentren gehören solche zum gastronomischen Basisangebot. Sie haben allerdings einen Nachteil: Von der Einrichtung her versprühen sie eher den Charme einer Betriebskantine oder eines Ikea-Restaurants. Dafür sind sie preiswert. Für unter 10 Pfund erhält man schon einen Imbiss oder Cream-Tea. Cream-Tea ist dabei die Grundausstattung des Afternoon-Tea und besteht neben der Teekanne aus zwei Scones (eine Art süßes Brötchen), Clotted Cream (halb Schlagsahne halb Butter) und Konfitüre. Die erste Steigerung ist dann der „Full Afternoon Tea“, bei dem zusätzlich Sandwiches und Petit Four gereicht werden (Preise je nach Haus zwischen 15 und 25 Pfund). Und die Krönung ist dann der Champagner-Tea, bei dem das Angebot noch um ein Glas Champagner oder Prosecco erweitert wird. Aufpreis 10 – 15 Pfund. Ein echtes englisches Tee-Gefühl kommt im Tea-Room allerdings nur schwer auf. Empfehlenswert ist es daher, lieber ein paar Pfund mehr in die Hand zu nehmen und sich in die Salons eines wirklich guten Landhotels zu setzen. (Wyk Hill House, Ston Easton Park, Grand Hotel in Eastbourne). Dort, in bequemen Polstersesseln und mit Blick auf Kamin und alte Gemälde, umsorgt von dezent agierendem Personal fühlt man sich dann fast wie in einem Roman von Jane Austin.

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