Helsinki-Vuosaari, Finnland (MaDeRe). An Steuerbord grüßt frühmorgens die felsige Nordküste mit der Burgruine Hammershus von Bornholm herüber. Zum Abendbrot wird auch ein schmaler Landstrich an Backbord serviert, Gotland, ein besonders schönes Stück Schweden. Chance vor beiden Inseln, mal wieder telefonieren zu können.
Geschafft: Pünktlich nach 30 Stunden, einem Seetag und eineinhalb Nächten, kommt am übernächsten Morgen Backbord voraus Helsinki in Sicht. Kapitän Pekka Stenvik übernimmt das Einlaufmanöver, dreht „seine Lady“ auf dem Teller und manövriert sie rückwärts an ihren Liegeplatz im Hafen Vuosaari am Hansa-Terminal. „Bei diesem ruhigen Wetter kein Problem“, lächelt der Kapitän entspannt, „vor allem nicht mit zwei Verstellpropellern und je zwei Bugstrahlrudern“. Einen Lotsen braucht er nicht, da er dank seiner vielen Reisen und einer Spezialprüfung davon befreit ist.
Rapide gewachsen sei nur das Ladungsaufkommen. Das Gelände platzt förmlich aus den Nähten und ist zugestellt mit Sattelzug-Auflegern. Klirrend und polternd krachen jetzt Ketten an Deck, als würden Riesen daran zerren. Aber es sind nur die LKW-Trailer, die von der Crew befreit werden, damit sie so schnell wie möglich an Land rollen können, wo schon die Rückladung, auch eine PKW-Schlange, wartet.
Ausschiffung im äußersten Süden von Finnland. Vier geruhsame Stunden Autofahrt – ohne deutschen Straßenstress – sind es bis zu „unserem“ Ferienhaus, finnisch „mökki“, mitten im Seen-Gebiet. Die Blechlawine verflüchtigt sich Gott sei Dank schon gleich hinter dem Hafen.
Wie schon seit 50 Jahren, als ich zum ersten Mal in den hohen Norden startete. Wobei Finnlines immer ein zuverlässiger Transportpartner war, pünktlich auch bei winterlichem Eis.
Eine Winterreise lohnt allein schon deswegen, um das Aufbrechen aus der Relingsperspektive hautnah zu sehen und zu hören. Doch daran denkt im Sommer noch niemand.
Fotoreportage
Mehr Bilder zur Serie in der Fotoreportage: Abenteuer Mökki von Dr. Peer Schmidt-Walther.