Schweden schnuppern: Von Aal bis Zider – Vor allem Skåne, Schwedens Speisekammer, lädt zu Gaumen- und Augenschmaus

Ein idyllisches Fleckchen Schweden - immer mit dabei die roten Häuser. © 2018, Foto/BU: Elke Backert

Skåne, Schweden (MaDeRe). Sie wollen Schweden, das 1600 Kilometer lang gestreckte Land, auf die schnelle kennenlernen? Wollen entdecken, dass die Sonne warm scheint, Stechmücken keine Plage sein müssen, die Preise gar nicht so hoch sind, der Kurs günstig und die Anreise keineswegs beschwerlich ist? Kein Problem.

Mit den Fähren von Scandlines geht es nach Schweden und wieder zurück. © 2018, Foto/BU: Elke Backert

Zum Schnuppern von Land und Leuten fährt man einfach mit dem Wagen Richtung Fehmarn bis zum Fährhafen Puttgarden, setzt mit der Fähre von Scandlines über nach Rödby und fährt weiter bis Malmö, wo man sich in einem Hotel einquartieren könnte. Scandlines verfügt über einen Bordershop, der als Nordeuropas größtes schwimmendes Einkaufszentrum mit bester Auswahl an Weinen und edlen Spirituosen gilt. 45 Minuten Überfahrt sind zwar kurz, dennoch kann man an Bord gut essen. In Malmö sorgt für gutes Essen und zugleich eine weite Sicht über die Stadt im 25. Stock des Hotels Clarion das Restaurant „K&T, Kitchen & Table“.

Sandstrände zuhauf und Strandhäuser in Reih und Glied. © 2018, Foto/BU: Elke Backert

Am südlichsten Zipfel Schwedens liegt die Halbinsel Falsterbo. Dank ihrer Form gibt es hier drei lange Küstenabschnitte mit herrlichen Sandstränden, perfekt für einen Badeurlaub. Einzelne Gehöfte aus Feldstein und Siedlungen liegen in weiter Naturlandschaft. Oft weisen nur Briefkästen an der Straße darauf hin, dass da irgendwo Menschen wohnen. Auffällig sind aber auch die riesigen Apfelplantagen, 1.005 Apfelbäume soll es geben und 350 Sorten. In „Kivik Musteri“ erfährt man, dass 1,3 Kilo Äpfel benötigt werden, um einen Liter Most herzustellen. Verkosten darf man diverse Sorten, auch den Zider, den alkoholhaltigen Most, also den Apfelwein.

Drei Darreichungen Purity Vodka. © 2018, Foto/BU: Elke Backert

Ellinge Slot, Schloss Ellinge aus dem 12. Jahrhundert, weist eine Besonderheit auf, eine Destille, in der der Purity Vodka aus ökologisch angebautem Getreide entsteht. Man glaubt es kaum: Schweden und Wodka? Vier Kreuze XXXX trägt der Vodka auf der Flasche. Die rühren daher, dass im 16. Jahrhundert ein Mensch viele Parties gefeiert hat, und wenn er sie besonders gut fand, malte er vier Kreuze ins Tagebuch und aufs Bett. Seit 2007 wird das Schloss mit zwölf Räumen vorwiegend für Hochzeiten genutzt, 350 im Jahr, und 3.000 Besucher sehen es sich jedes Jahr an. Drei Sorten des Wodkas sind auf dem Markt: Super 17 Premium, Ultra 34 Premium und Connoisseur 51 Reserve. Die USA sind Hauptabnehmer, gefolgt von Kanada.

Die Nordic Sea Winery. © 2018, Foto/BU: Elke Backert

Dass man auch schwedischen Wein trinken kann, erlebt der Gaumen bestens im Weingut „Nordic Sea Winery“ in Simrisham im Osten von Skåne. Hier lagert der Wein in bunten von Künstlern bemalten Fässern, sehr originell. Die 6.500 eigenen Rebstöcke mit Chardonnay- und Pinot noir-Trauben sind nur zum Experimentieren da, der Wein zum Verkauf wird aus Südafrika, Kalifornien und Italien importiert.

Es soll Zeiten gegeben haben, da konnte man trockenen Fußes vom Fährhafen Helsingborg an der Westküste ins dänische Helsingör gelangen. Das „Silber des Meeres“ machte es möglich: der Hering, von dem es vor der Küste Schwedens nur so wimmelte.

Anders wohnen: Wohnhäuser auf Wasser. © 2018, Foto/BU: Elke Backert

Heute ist er rar geworden,  steht aber auf der Speisekarte obenan: eingelegt auf köstliche Arten und auf einem Heringsbuffet dargeboten. Zum Beispiel in „Brösarps Gästgifveri“, einem Landgasthof in der malerischen Region Österlen im Südosten von Skåne.

Skåne, zu deutsch Schonen, wie eine Halbinsel auf drei Seiten meerumflossen, kennt die Gasthäuser aus der Zeit, als man mit der Pferdekutsche reiste. Königin Margarete war es, die Ende des 14. Jahrhunderts, als Skåne noch dänisch war, bestimmte, dass jeweils eine Tagesreise entfernt Poststationen Ausruhen und gutes Essen ermöglichten. Heute sind von ehemals 66 noch 24 erhalten, historische Gebäude mit Ambiente.

Ob man nun entlang der Westküste über Malmö, drittgrößte Stadt Schwedens, Landskrona, Helsingborg und Höganäs bis zum Kullaberg fährt, den schon Kaiser Wilhelm besuchte, oder durchs Landesinnere am Ringsee vorbei zum auf trockengelegtem Meeresboden erbauten Kristianstad, dessen „Wasserreich“ zu Kanu- und Bootsfahrten in ein Naturreservat einlädt, und weiter entlang der Ostküste mit den Sandstränden: Immer ragen aus der flachen Landschaft mittelalterliche Kirchen auf, alte Bockwindmühlen, herrschaftliche Schlösser, wovon einige wie das Häckeberga Slott zum Nächtigen und Speisen einladen, Steingräber, Schiffssetzungen und Felsritzungen aus vorgeschichtlicher Zeit. Fischerdörfer wie Simrishamn, Skillinge und Brantevik laden zum Verweilen in restaurierten Bauernhöfen, etwa Sjöbacka.

Die Schweden Ystad-Studios. © 2018, Foto/BU: Elke Backert

In Ystad ruft der Turmwächter noch live die Stunden aus. Das ist nicht alles. Im seit Mai 2018 geöffneten Museum in den Ystad-Filmstudios kann man auf den Spuren von – na, klar – Kommissar Wallander wandeln. Seine Fans kommen auf ihre Kosten.

Das ganze Jahr sorgt die „Kornkammer Schwedens“ für Abwechslung. Hier kann der Urlauber preiswert dem Golfsport frönen. Skåne allein besitzt 50 Plätze. Er kann die berühmte Höganäs-Keramik mit natürlicher Salzglasur kaufen und im barocken Schloss Kronovall, das auf den Mauern einer Burg aus dem 16. Jahrhundert thront, bei Anders Åkesson schwedischen Wein und Sekt verkosten.

Blick in eine Apfelplantage in Südschweden. © 2018, Foto/BU: Elke Backert

Im Frühling blühen die Apfelbäume, im Herbst leuchten die Felder rot vor reifen Früchten, die in der kleinen Hafenstadt Kivik an der Ostküste zu Zider und Most verarbeitet werden. Der Apfelmarkt am letzten Wochenende im September – bereits seit 1988 – glänzt durch ein „Gemälde“ aus bis zu 35.000 Äpfeln verschiedener Sorten und Farben! Es kann bis Mitte Oktober auf dem Marktplatz von Kivik bestaunt werden.

Malmö wurde bekannt durch sein Flusskrebs-Essen, das zum Volksfest ausartet. Jeder Krebs wird mit einem Aquavit vertilgt. In Hammenhög werden nestjunge Saatkrähen verspeist. Die Gänse, übers Jahr so zahlreich zu sehen, verschwinden vom Martinstag an in der Bratröhre.

Wer trotz Elchschildern keinen Elch antrifft, muss seine Sehnsucht in Höörs Tierpark stillen, wo Hugo und Ingeborg gestreichelt werden wollen. Mit Wildspezialitäten, auch Elchbraten, warten Gasthöfe und Kros auf. Sogar das Aalessen wird zur Gaudi. Denn die Gäste müssen aus einer in der Gaststube aufgestellten Regentonne so ein zappelndes Viech erwischen. Dann aber gibt`s Aal gesotten, gebraten, mariniert, geräuchert. Aal satt.

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