Berlin, Deutschland (MaDeRe). Das Boot schaukelt sanft im gleichmäßigen Rhythmus der Wellen, während ein lauer Wind die Wolken über den strahlend blauen Himmel von Barbados treibt. Die Westküste wird von verschiedenen Blautönen umspült, die das klare Wasser in ein faszinierendes Farbenspiel verwandeln. In diesem tropischen Paradies erwartet die Besucher ein ganz besonderes Erlebnis: Das Schwimmen mit Meeresschildkröten.
Diese majestätischen Kreaturen mit dem braun geflecktem Panzer machen sie zu wahren Riesen des Meeres. Unser Boot ankert in der Cartisle Bucht und die Schnorchler gleiten ins Wasser. Einige konnten es kaum erwarten, ihre Schnorchelausrüstung anzulegen und ins Nass zu springen. Jedes Abtauchen ist auf seine Art und Weise aufregend. Man weiß nie, welche Meerestiere einem vor die Maske schwimmen und was sich hinter einer Wasserpflanze versteckt. „Kann ich endlich eine Schildkröte sehen”, fragt ein Junge seine Eltern. Er kann kaum noch still sitzen. Die Menschen drängen sich zusammen, voller Vorfreude darauf, die sanften Giganten zu umkreisen und unvergessliche Fotos zu machen.
Der Skipper des Bootes gibt klare Anweisungen: „Abstand wahren, ruhig bleiben und einfach nur genießen. Die Schildröten sind neugierig, aber auch schüchtern“, erklärt er. Er gibt noch einen Hinweis: „Wenn ihr euch ruhig verhaltet, kommen sie vielleicht ganz nah.“ Doch nicht immer verläuft alles nach Plan. Diese bis zu 75 Kilogramm schweren Riesen sind zwar an die Gesellschaft von Menschen gewöhnt, schließlich sind Ausflüge zu den Schildkröten eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Insel, aber manchmal haben sie einfach keine Lust auf Menschenmengen. Sie tauchen ab und verstecken sich am Meeresboden, und tun so als wären sie nicht da. Ein kurzer Moment der Enttäuschung für die Schnorchler, aber auch eine wertvolle Lektion: Diese Tiere sind wild und frei. Sie leben in ihrem eigenen Rhythmus und lassen sich nicht immer von uns Menschen beeinflussen. Sie sind aber auch Botschafter einer verletzlichen Unterwasserwelt.
Um die großen Meeressäugetieren zu schützen, hat Barbados sogar das eigene „Barbados Sea Turtle Project“ ins Leben gerufen. Die Projektmitarbeiter überwachen den Bestand und den Publikumsverkehr, patrouillieren während der Hochsaison an den Stränden und informieren die Öffentlichkeit über die vom Aussterben bedrohten Meerestiere. Nur ein Prozent der neugeborenen Meeresschildkröten auf Barbados erreicht das Erwachsenenalter. Der aggressive Raubfisch, der Barrakuda, macht Jagd auf junge und verletzliche Meeresschildkröten. Gleichzeitig werden ihre Nistplätze durch Bauarbeiten zerstört, was die Überlebenschancen der Tiere erheblich mindert. Künstliches Licht verwirrt die kleinen Schildkröten und führt dazu, dass sie in die falsche Richtung krabbeln. Zudem stellt Plastikmüll eine ernsthafte Gefahr dar, der nicht nur Verletzungen verursachen kann, sondern im schlimmsten Fall sogar zum Tod führt.Seit mehr als einem Jahrzehnt widmet sich die barbadische Umweltschützerin Carla Daniel dem Schutz der Tiere und versucht, das Bewusstsein für die Notlage der Meeresschildkröten auf ihrer Heimatinsel zu schärfen. Dank ihres unermüdlichen Einsatzes beim Barbados Sea Turtle Project hat Carla eine echte Bewegung in Barbados angestoßen. Innerhalb des Projektes werden die Karett- und Echten Lederschildkröten mit GPS-Sendern markiert, um ihren Lebensraum, ihren Bewegungsradius und ihre Gewohnheiten zu erforschen. Gleichzeitig kümmert sich das Team um die Nester der Schildkröten und um den geschlüpften Nachwuchs. Jedes Jahr melden sich internationale Freiwillige, um an den Programmen des Barbados Sea Turtle Projects teilzunehmen.
Während wir im Wasser weiter schwimmen und hoffen, dass doch noch eine neugierige Schildkröte zu uns kommt, taucht plötzlich ein Schiffswrack unter Wasser auf, ein Frachtschiff, dass versenkt wurde um ein künstliches Riff zu schaffen. Umgeben von leuchtend roten und orangefarbenen Weichkorallen bis hin zu robusten, grauen Steinkorallen, die sich wie ein schützender Mantel über die Überreste des gesunkenen Schiffes gelegt haben, wird man sofort von der Farbenpracht überwältigt. Einige zücken hastig ihre Kameras, um diesen Moment zwischen den Trümmern festzuhalten. Die Riffe bieten einen wichtigen Lebensraum für viele Meeresbewohner. Die orangfarbenen Clownfische mit ihren weißen Streifen leben in den schützenden Anemonen. Sie scheinen fast zu lächeln, während sie zwischen den Tentakeln ihrer Anemone hin- und herflitzen. Auch die eleganten Doktorfische sind da, mit ihren schimmernden blauen und gelben Schuppen. Sie gleiten geschmeidig durch das Wasser und fressen Algen von den Korallen. In der Nähe schwimmen einige grüne und blaue Papageifische, die mit ihren kräftigen Zähnen an den Korallen knabbern. Dagegen ziehen sich die Feilenfische mit ihren langen Körpern und bunten Mustern ins Riff zurück, wo sie sich perfekt tarnen können.Die lebendige Tierwelt rund um das Schiffswrack trägt zur faszinierenden Biodiversität der Korallenriffe bei.
Reisehinweise:
Schwimmen mit Meeresschildkröten und Tauchen in Barbados wird am besten vor Ort in Bridgetown gebucht oder über das Hotel auf Barbados oder vorher online. Mehr Informationen auf der Heimatseite von Visit Barbados im Weltnetz.
Anreise: Mehrere Airlines bieten Flüge nach Barbados an und Reedereien Kreuzfahrten.
Anmerkung:
Siehe die Beiträge
- Fünf Sterne im „Flippers“-Paradies oder Sonne satt auf Barbados – Das Sandals Royal Barbados von Ole Bolle
- Barbados – Aloe und Zuckerrohr, Brotfrucht und Barbadianer von Elke Backert
- Paris im Paradies? – Das Café de Paris im Sandals Barbados von Stefan Pribnow
- American Breakfast im Restaurant American Tavern im Sandals Royal Barbados von Stefan Pribnow
- Jerk, mild und mit Höllenfeuer – Jamaika auf die Hand im Jerk Shack auf Barbados von Stefan Pribnow
im MaDeRe.
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