Barock und Bier – Serie: Bayern bereisen (Teil 4)

In der Kirche in Weihenlinden. © Foto/BU: Gerhard Kotschenreuther

Tuntenhausen, Beyhartin, Weihenlinden, Bayern, Deutschland (Weltexpress). Wenn Sie keinen Barock oder Rokoko Kirchen mögen, brauchen Sie jetzt gar nicht weiterlesen. Wenn aber doch, dann werden hier drei großartige und leider viel zu wenig bekannte Kirchen vorgestellt … und eine exzellente Brauerei.

Die Doppeltürme der Tuntenhausener Basilika. © Foto/BU: Gerhard Kotschenreuther

Aber der Reihe nach. Beginnen wollen wir in Tuntenhausen (der Ort heißt wirklich so!), nördlich von Bad Aibling. Hier steht eine berühmte Marienwallfahrtskirche (1630), die seit 1942 den Status einer Basilica Minor hat. Markant sind die hohen Doppeltürme. Im inneren der dreischiffigen Hallenkirche dominiert der Hochaltar mit dem so genannten Gnadenbild der Muttergottes. Besonders interessant sind die zahlreichen Votivtafeln, ein lebendiges Beispiel naiver Volksfrömmigkeit. Immer wenn Maria für ihre Hilfe, eine Rettung, eine Heilung oder weitere wundersame Handlungen gedankt wurde, geschah dies mit einer solchen Tafel, auf der die jeweilige Geschichte erzählt wird.

Votivbilder in Tuntenhausen. © Foto/BU: Gerhard Kotschenreuther

Wenn es ihnen nicht zu viel ist, können sich auch noch einen Zwischenstopp in Beyharting, ein paar Kilometer weiter, einlegen. Auch dort steht eine große Barockkirche. Wie auch in Tuntenhausen, gehen die Anfänge dieses Ortes weit zurück in die Vergangenheit. Bereits im 12. Jh. wurde hier ein Augustiner-Chorherrenstift gegründet. Im Zuge der napoleonischen Wirren wurde 1803 das Kloster aufgelöst (säkularisiert). Es folgten schwere Zeiten. Doch heute ist die Kirche nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten wieder in perfektem Zustand.

Das geschlossenes Haupttor vor Schloss Maxlrain. © Foto/BU: Gerhard Kotschenreuther

Da besichtigen bekanntlich hungrig und durstig macht, ist das nächste Ziel eine hervorragende Brauerei und Gastwirtschaft. Die traditionsreiche Schlossbrauerei Maxlrain war 2012 sogar Deutschlands Brauerei des Jahres. hier werden zahlreiche Sorten süffiger Gerstensaft gebraut. Auf der anderen Seite der Straße steht die gemütliche Schlosswirtschaft Maxlrain, in der nicht nur bayerische „Schmankerl“, sondern auch moderne Gericht angeboten werden.

Leider kann man das herrschaftliche Schloss Maxlrain nur von außen betrachten. Es befindet sich in Privatbesitz des Prinzen und der Prinzessin Lobkowicz, denen auch die Brauerei gehört. Die Ursprünge dieses Adelssitzes gehen in das 9. Jh. zurück, der heutige Spätrenaissancebau mit den beiden Zwiebeltürmen stammt aus dem späten 16.Jh. Die malerische Kulisse des Schlosses diente auch schon als Filmkulisse.

Weihenlinden – der südlicher Außengang mit den Mirakelbildern. © Foto/BU: Gerhard Kotschenreuther

Nun geht es weiter zu einer meiner Lieblingskirchen, nach Weihenlinden, etwas abseits der Straße zwischen Bad Aibling und Bruckmühl. Einer Legende nach sollen drei vornehme Männer, Arbeitern, die hier nach Wasser suchten, erschienen sein. Sie fanden einen goldenen Ring, eine hebräische Münze und eine Quelle sprudelte los. Sie befindet sich in der leider nur selten zugänglichen achteckigen Brunnenkapelle an der Nordseite. Das Wasser der Marienquelle soll schon zahlreiche Wunderheilungen von Augenleiden bis Epilepsie gewirkt haben. Die freistehende Kirche (Mitte des 17.Jh.) ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Eine Besonderheit dieser Wallfahrtskirche sind die beiden überdachten Außengänge auf der nördlichen und der südlichen Seite. Eine ganze Reihe großer Mirakelbilder aus dem 18. Jh. erzählen, ähnlich wie die Votivtafeln in Tuntenhausen, Geschichten von Wundern und erhörten Gebeten. im Inneren ist die Kirche üppigst im Rokoko Stil ausgeschmückt. Die mächtige Kanzel beherrscht den Raum. Auf dem so genannten Schalldeckel stehen zahleiche Figuren von Heiligen, ganz oben dominiert der heilige Augustinus. Versteckt, hinter dem Hochaltar mit der ungewöhnlichen Weihenlindener Dreifaltigkeit, führen niedrige Durchgänge zur ebenfalls reich verzierten Gnadenkapelle mit der Madonna. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich noch weiter umzusehen, den es gibt hier noch viel zu entdecken: die beiden Seiten Altäre, die die Freuden bzw. die Schmerzen Marias symbolisieren, die vielen Fresken und auch die lateinischen Chronogramme, die in der hier erhältlichen Broschüre erklärt werden.

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