Chiemsee, Bayern, Deutschland (MaDeRe). Die meisten Touristen besuchen am/im Chiemsee die Herreninsel mit dem unvollendet gebliebenen Bayerischen Versailles von König Ludwig II. Dabei gibt es noch viel mehr, was einen Besuch lohnt. Die kleinere Fraueninsel ist ein himmlischer Ort der Ruhe, obwohl es hier eine Reihe Unterkunftsmöglichkeiten und Gaststätten gibt (Tipp: das „königlich bayerische Gasthaus“ zur Linde). Natürlich fahren auf der kleinen Insel keine Autos, wozu auch? Zu Fuß umrundet man sie bequem in einer guten Viertelstunde. Man kommt an (ehemaligen) Fischerhäusern vorbei, an Bootshäusern und Stegen. Die Hauptsehenswürdigkeit sind eine karolingische Torhalle (um 850) und das noch aktive Benediktinerinnen Kloster Frauenwörth mit der prächtigen Kirche und dem frei stehenden Glockenturm. Das Kloster bietet heute Seminare und Kurse an (https://www.frauenwoerth.de/).
Schon den alten Römern hat es hier nördlich des Chiemsees gefallen, was zahlreiche Funde dokumentieren. Im direkt am See gelegen Seebruck kann man sich selbst davon überzeugen. Das liebevoll gestaltete kleine Römermuseum informiert anschaulich über das ehemalige „Bedaium“, wie der Ort vor rund 2000 Jahren hieß (https://roemermuseum-bedaium.byseum.de/).
Das nächste Ziel ist das idyllisch in einem kleinen See gelegene ehemalige Kloster Seeon, das ebenfalls Unterkunft und eine gute Gaststätte bietet. Seeon ist auch als Tagungszentrum bekannt, nicht zuletzt, weil die CSU mittlerweile hier ihre Klausurtagungen abhält, was Sie aber dennoch nicht von einem Besuch abhalten sollte (https://www.kloster-seeon.de/).
Wenn man nun weiter in Richtung Osten fährt, sieht man schon auf einige Entfernung eine mächtige Kirche in erhabener Lage auf einem Berg: Baumburg. Auch wenn man nicht so „kirchenaffin“ ist, sollte man hochfahren, denn von hier oben bietet sich ein großartiger Blick auf die ganze Gegend. Auch gegen den Durst können Sie etwas machen. Die Brauerei im ehemaligen Augustiner-Chorherren Stift braut eine Reihe süffiger und bekömmlicher Biere, die man gleich nebenan im Bräustüberl probieren kann (https://www.baumburger.de/). Aber wenn sie schon mal da sind, sollten Sie doch noch einen Blick in die im üppigen Barockstil geschmückte Kirche werfen. Hier, wie auch schon in Seeon, begegnen Sie wieder sogenannten „Katakombenheiligen“ (→An der Salzach – Bayern bereisen Teil 1).
Was Sie schon von oben gesehen haben, wird jetzt angesteuert: der kleine Ort Stein an der Traun mit seinem markanten Schloss. Es hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich und ist seit 1948 Sitz eines privaten Gymnasiums. es sollte kein Problem sein, sich hier ein wenig umzusehen. Aber der eigentliche Höhepunkt in Stein liegt über dem Schloss. Es ist die größte Höhlenburg in Deutschland. Sie wurde im Mittelalter ausgebaut, um von hier aus den darunter liegenden Handelsweg zu kontrollieren. Eng verbunden mit der Burg ist die Geschichte vom bösen Raubritter Heinz von Stein, der hier sein Unwesen getrieben haben soll. Heinz soll einst eine junge Frau entführt haben. Sie blieb jedoch standhaft gegenüber seinen „Annäherungsversuchen“. Auch ihr Vater gerät bei dem Versuch, sie zu befreien, in Gefangenschaft und wird hingerichtet. Als sie weiterhin von Heinz bedrängt wurde, nahm sich Waltraud, so hieß die junge Frau, schließlich das Leben. Zu spät gelingt es Siegfried, Waltrauds Verlobtem, doch noch mit seinen Männern die Burg zu stürmen und Heinz zu töten. Ob diese Geschichte nun wahr ist und ob es den bösen Heinz überhaupt gegeben hat, ist umstritten, aber man kann die Burg besichtigen und das lohnt sich wirklich! (Führungen finden von April bis Oktober jeweils Dienstag bis Freitag um 14.00 Uhr statt. Treffpunkt ist am Tor zum Schloss. Näheres hier: 08621/5984 oder 0176 854 288 92).
Auch hier gibt es schon seit 1489 eine feine Brauerei (https://www.steiner-bier.de/startseite.html). Im mächtigen Gasthof Martini mit den beiden Zwiebeltürmen kann man gemütlich einkehren, deftiges Bayerisches Essen genießen und die Steiner Biere verkosten.
Fotoreportage
Mehr Bilder zum Beitrag in der „Fotoreportage: Am Chiemsee – Klöster und ein Raubritter“ von Gerhard Kotschenreuther.