Bad Mergentheim, Beckstein, Deutschland (MaDeRe). Das liebliche Taubertal“ – so lautet der Slogan für die Region. Zugegeben hip und modern klingt das nicht. Vielmehr ziemlich angestaubt und bei „lieblich“ mag manch einer an unangenehm süßen Wein und Kopfweh denken. Das wird diesem zauberhaften Tal allerdings in keiner Weise gerecht. Selbst in Zeiten der Pandemie, wenn Urlaub im eigenen Land hoch im Kurs steht, scheint dieser Landstrich noch von vielen unentdeckt zu sein. Wer hügelige Landschaften mit einem sich darin schlängelndem Fluss oder malerische alte Städte mit Fachwerk sucht, kommt hier voll auf seine Kosten. Ebenso Weinliebhaber beim Besuch der vielen kleinen Winzer und der großen Genossenschaften. Wir haben entlang der Tauber von Rothenburg bis Wertheim ein paar Ziele zusammengestellt – aber es gibt zweifellos noch reichlich mehr an Landschaften, Städten, Burgen, Klöstern und Weingütern zu entdecken. Ab ins Taubertal – Teil 3 bringt uns von Bad Mergentheim nach Tauberbischofsheim.
Bad Mergentheim
Bad Mergentheim wurde im Jahr 1058 erstmals erwähnt und war von 1525 bis 1809 Dienstsitz des Hoch- und Deutschmeisters des Deutschen Ordens. Den Titel „Bad“ trägt die Stadt seit 1926. Prägend für das Stadtbild ist das Schloss, das die pittoreske Innenstadt mit viel Fachwerk mit dem hübschen Kurpark verbindet.
Das Schloss Mergentheim (ehemaliges Deutschordensschloss von Mergentheim) zeigt heute noch Spuren der ursprünglichen mittelalterlichen Wasserburg. Dazu gehören die ringförmige Anordnung der Gebäude, gekrümmte Mauern des Nordflügels sowie Bewehrungen und Wassergräben. Mit der Funktion als Hauptsitz wurde die Burg Mitte des 16. Jahrhunderts immer weiter ausgebaut und im Laufe der Zeit errichtete man eine repräsentative Renaissance-Anlage. Die berühmte und sehr sehenswerte Wendeltreppe des Baumeisters Blasius Berwart entstand. Auch die Schlosskirche ist einen Besuch wert, wurde sie doch unter Beteiligung von Balthasar Neumann erneuert. Das Schloss beherbergt heute das Deutschordensmuseum, das immer wieder auch spannende Sonderausstellungen präsentiert.
Wer Erholung und Wellness sucht, findet diese in der Solymar-Therme. Das ganze Bad wurde erst vor wenigen Jahren aufwendig saniert und bietet Spaßbad, Thermalbad und einen schönen Sauna-Bereich. Direkt vor den Toren der Stadt befindet sich der Wildtierpark mit zahlreichen Tierarten in großzügigen Gehegen. Ebenfalls ein lohnenswertes Ziel!
www.bad-mergentheim.de, www.schloss-mergentheim.de, www.wildtierpark.de, www.solymar-therme.de
Unser Hoteltipp: Hotel Bundschu
Das Vier-Sterne-Hotel in unmittelbarer Nähe zum Kurpark ist in dritter Generation inhabergeführt. Die Zwillinge Frank und Ralf Bundschu führen das Hotel mit der Hilfe von Mutter Ursula. Die Zimmer sind durchweg großzügig und stilvoll eingerichtet, die Küche ist hervorragend. Geeignet ist das Hotel für Tagungen ebenso wie für Urlaub. Die Wege im Taubertal sind ohnehin selten weit, so eignet sich Bad Mergentheim als zentraler Ort gut als dauerhafter Ausgangspunkt für Erkundungstouren. Zur Erholung steht ein gemütlicher Wellnessbereich auf rund 200 Quadratmetern zur Verfügung.
Der Name Bundschu dürfte manchem Fernsehzuschauer aus dem Südwesten der Republik noch durch Kochsendungen im SWR bekannt sein. So liegt ein besonderes Augenmerk im Haus auf der Kulinarik und der Pflege des Weinkellers. Für faires Geld kann man seine Buchung auf Halbpension erweitern. Dann steht abends ein Drei-Gang-Menü auf dem Programm. Beispielsweise: italienischer Schinken mit angemachtem grünem Spargel als Vorspeise, Rehrücken aus heimischer Jagd mit Portweinjus, buntem Frühlingsgemüse, gebratenen Pilzen und Dauphine-Kartoffeln zum Hauptgang sowie Crème brûlée mit marinierten Erdbeeren zum Dessert.
Ringhotel Bundschu, Milchlingstraße 24, 97980 Bad Mergentheim, Tel. 07931 9330, www.hotel-bundschu.de
Weingut Benz
Das Weingut liegt außerhalb des Orts, genau gesagt inmitten der Reben. Wir scheinen uns verfahren zu haben und wähnen uns in der Toskana. Aber nein, wir sind noch im Taubertal, im Bereich von Lauda-Königshofen. Im großzügigen, aber schlicht und mit viel Holz eingerichteten Verkostungs- und Verkaufsraum treffen wir auf Michael Benz. Ein sympathischer Austausch über Wein, Klima und Tourismus folgt ebenso wie eine anregende Verkostung. Das Familien-Weingut ist breit aufgestellt, hier sollte jeder mit seinem individuellen Geschmack auf seine Kosten kommen.
Zum Weingut gehören auch ein Weinhotel im nahgelegenen Beckstein und das Konzept „Vintasticum“. Die Familie Benz will den Wein fühlbar und erlebbar machen. Viel verraten wird vorab nicht: Aber eine Stunde lang werden Reben und Keller besucht, dabei alle Sinne angesprochen. So sollen sich ganz neue Perspektiven auftun. Drei Weine werden dabei natürlich auch verkostet.
Unser Favorit: Der 2019er Regent trocken (0,75 Liter, Alkohol 13,0 % vol.)
Weingut Benz, Walterstal 1, 97922 Lauda-Königshofen, Tel. 09343 4523, www.weingut-benz.de
Becksteiner Winzer
Nur wenige Kilometer weiter, erreicht man den Weinort Beckstein. Wir besuchen die Genossenschaft „Becksteiner Winzer“. Aus der Chronik erfahren wir, sie wurde 1894 von Pfarrer Dr. Heinrich Hansjakob und 18 Becksteiner Winzern gegründet. Heute hat sie 354 Mitglieder aus 21 umliegenden Weinorten und die Rebfläche beträgt stattliche 276 Hektar.
Vom Verkostungsraum bis zum Flaschenetikett ist hier alles topmodern. Das Personal ist nicht nur bestens geschult, sondern auch aufmerksam und liebenswert freundlich. Unsere Verkostungstropfen dürfen wir im Sonnenschein auf der Terrasse genießen, kleine Kärtchen mit allen wichtigen Informationen zu jedem Wein helfen beim Kennenlernen der Weine. Die Bandbreite an Rebsorten und Qualitätsstufen ist beeindruckend.
Unser Favorit: 2018er Kilian Selektion Silvaner Gerlachsheimer Herrenberg Auslese (0,75 Liter, Restzucker 89,8 g/l, Gesamtsäure 6,6 g/l, Alkohol 11,0 % vol.)
Becksteiner Winzer, Weinstraße 30, 97922 Beckstein, Tel. 09343 5000, www.becksteiner-winzer.de