Westerland – Serie: Sylt, Schöne im Norden (Teil 2/9)

Die alten Hotelbauten dominieren die Ansicht vom Meer.
Die alten Hotelbauten dominieren die Ansicht vom Meer. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021

Westerland, Sylt, Deutschland (MaDeRe). An Westerland kommt man kaum vorbei. Wenn man nicht zu den Wenigen gehört, die mit den Schiffen aus dem Süden oder dem Norden anreisen, landet man zwangsläufig auf dem Bahnhof von Westerland: als regulärer Bahngast oder mit samt seinem Fahrzeug auf dem Autozug. Der Hindenburgdamm, über den die Züge dabei die Insel erreichen, ist deswegen wohl einer der lukrativsten Bahnstrecken Deutschlands.

„Reisende im Wind“ vor dem Bahnhof in Westerland.
„Reisende im Wind“ vor dem Bahnhof in Westerland. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021
Die Wilhelmine im Brunnen.
Die Wilhelmine im Brunnen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021
Die Bronzefigur „S.O.S. Save our Seas“ auf der Promenade.
Die Bronzefigur „S.O.S. Save our Seas“ auf der Promenade. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021
Das Hotel Miramar wurde 1903 eingeweiht.
Das Hotel Miramar wurde 1903 eingeweiht. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021

Auf dem Vorplatz begrüßen einen die „Reisenden im Wind“. Die Skulpturen wurden von Martin Wolke aus zwei Tonnen Polyester geschaffen. Am Rande, fast verloren, findet sich hier auch die Gedenktafel für die Inselbahn. Ein mit Dampfloks betriebenes Eisenbahnnetz auf der ganzen Insel, dessen Ära leider am 29. Dezember 1979 endete. Wen es auf direkten Weg vom Bahnhof ans Meer zieht, dem wird noch mehr Kunst begegnen: die Wilhelmine beispielsweise, die sich seit Sommer 1980 im Brunnen wäscht, oder die Bronzefigur „S.O.S. Save our Seas“. Seit 1990 steht die hilferufende Dame, die die bedrohte Erde darstellt, von Bildhauer Serge D. Mangnin, direkt oberhalb der Promenade. Ins Auge fällt hier auch das Hotel Miramar. Der Berliner Fuhrwerksunternehmer Otto Busse eröffnetet es 1903. Die Sylter hielten ihn wohl für verrückt, es so nah ans Meer zu bauen. Eine Sturmnacht wäre dem Hotel dann auch fast zum Verhängnis geworden und so schützt es nun ein regelrechtes Bollwerk aus Beton vor den Angriffen des Meeres. Busse selbst hat dieses damals aus privaten Mitteln finanziert.

Das Hotel „Stadt Hamburg“ im Herzen von Westerland.
Das Hotel „Stadt Hamburg“ im Herzen von Westerland. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021
Die menschenleere Fußgängerzone im Lockdown.
Die menschenleere Fußgängerzone im Lockdown. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021
Der alte Kursaal samt Rathaus.
Der alte Kursaal samt Rathaus. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021
Das Erlebnisbad „Sylter Welle“ auf der Promenade hat im Lockdown natürlich auch geschlossen.
Das Erlebnisbad „Sylter Welle“ auf der Promenade hat im Lockdown natürlich auch geschlossen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021
Der Blick auf die Promenade und die Nordsee.
Der Blick auf die Promenade und die Nordsee. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021

Westerland erlebt man leicht flanierend. Am besten läuft man nach Norden oder Süden den Strand entlang und durch die Häuserreihen wieder zurück. Neben zahlreichen architektonischen Fragwürdigkeiten der letzten Jahrzehnte, erfreuen einen die vielen typisch-nordischen Backsteinbauten mit Reetdach. Zudem trifft man auf viel Sehenswertes. Zum Beispiel die Kirche St. Christopherus, die 1997 bis 1999 nach den Plänen von Dieter Georg Baumewerd entstand. Überraschenderweise handelt es sich um eine katholische Kirche – auf der protestantischen Insel Sylt. Dass die Katholiken auf der Insel überhaupt eine Kirche haben, verdanken sie Wenzel Wohner – Österreicher und einziger Katholik weit und breit. Eine Kapelle wurde Dank seiner Hartnäckigkeit am 7. Juli 1896 feierlich eingeweiht. Direkt neben St. Christopherus ist der Friedhof der Heimatlosen. Zwischen 1855 und und 1907 wurden hier namenlose Seemänner bestattet, die tot an die Küste gespült wurden.

St. Christopherus in Westerland.
St. Christopherus in Westerland. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021
Der Friedhof der Heimatlosen.
Der Friedhof der Heimatlosen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021
Hier wurden namenlose, angespülte Seemänner bestattet.
Hier wurden namenlose, angespülte Seemänner bestattet. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021

Jenseits des Bahnhofs finden sich noch zwei weitere charmante Kirchenbauten. Zum einen die alte Dorfkirche St. Niels von 1637, zum anderen die dänische Kirche. Letztere erinnert an die Zeit, als Sylt noch zu Dänemark gehörte und ist als Stallkirche in einem rund 200 Jahre alten Friesenhaus untergebracht.

Die dänische Kirche ist eine Stallkirche.
Die dänische Kirche ist eine Stallkirche. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021
St. Niels, die alte Dorfkirche.
St. Niels, die alte Dorfkirche. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Sylt, März 2021

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Daniel M. Grafberger
Daniel M. Grafberger ist zu Hause in Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Er ist Redaktionsleiter eines Ulmer Verlags und freiberuflicher Fotograf. Zu seinen Leidenschaften gehören Reisen, Kochen, Gastronomie und Kultur. Zu seinen Lieblingsreisezielen gehören Skandinavien, Südtirol und alle Destinationen, die man auf Kreuzfahrtschiffen (vor allem auf dem Fluss) erreichen kann.