Westerland, Sylt, Deutschland (MaDeRe). An Westerland kommt man kaum vorbei. Wenn man nicht zu den Wenigen gehört, die mit den Schiffen aus dem Süden oder dem Norden anreisen, landet man zwangsläufig auf dem Bahnhof von Westerland: als regulärer Bahngast oder mit samt seinem Fahrzeug auf dem Autozug. Der Hindenburgdamm, über den die Züge dabei die Insel erreichen, ist deswegen wohl einer der lukrativsten Bahnstrecken Deutschlands.
Auf dem Vorplatz begrüßen einen die „Reisenden im Wind“. Die Skulpturen wurden von Martin Wolke aus zwei Tonnen Polyester geschaffen. Am Rande, fast verloren, findet sich hier auch die Gedenktafel für die Inselbahn. Ein mit Dampfloks betriebenes Eisenbahnnetz auf der ganzen Insel, dessen Ära leider am 29. Dezember 1979 endete. Wen es auf direkten Weg vom Bahnhof ans Meer zieht, dem wird noch mehr Kunst begegnen: die Wilhelmine beispielsweise, die sich seit Sommer 1980 im Brunnen wäscht, oder die Bronzefigur „S.O.S. Save our Seas“. Seit 1990 steht die hilferufende Dame, die die bedrohte Erde darstellt, von Bildhauer Serge D. Mangnin, direkt oberhalb der Promenade. Ins Auge fällt hier auch das Hotel Miramar. Der Berliner Fuhrwerksunternehmer Otto Busse eröffnetet es 1903. Die Sylter hielten ihn wohl für verrückt, es so nah ans Meer zu bauen. Eine Sturmnacht wäre dem Hotel dann auch fast zum Verhängnis geworden und so schützt es nun ein regelrechtes Bollwerk aus Beton vor den Angriffen des Meeres. Busse selbst hat dieses damals aus privaten Mitteln finanziert.
Westerland erlebt man leicht flanierend. Am besten läuft man nach Norden oder Süden den Strand entlang und durch die Häuserreihen wieder zurück. Neben zahlreichen architektonischen Fragwürdigkeiten der letzten Jahrzehnte, erfreuen einen die vielen typisch-nordischen Backsteinbauten mit Reetdach. Zudem trifft man auf viel Sehenswertes. Zum Beispiel die Kirche St. Christopherus, die 1997 bis 1999 nach den Plänen von Dieter Georg Baumewerd entstand. Überraschenderweise handelt es sich um eine katholische Kirche – auf der protestantischen Insel Sylt. Dass die Katholiken auf der Insel überhaupt eine Kirche haben, verdanken sie Wenzel Wohner – Österreicher und einziger Katholik weit und breit. Eine Kapelle wurde Dank seiner Hartnäckigkeit am 7. Juli 1896 feierlich eingeweiht. Direkt neben St. Christopherus ist der Friedhof der Heimatlosen. Zwischen 1855 und und 1907 wurden hier namenlose Seemänner bestattet, die tot an die Küste gespült wurden.
Jenseits des Bahnhofs finden sich noch zwei weitere charmante Kirchenbauten. Zum einen die alte Dorfkirche St. Niels von 1637, zum anderen die dänische Kirche. Letztere erinnert an die Zeit, als Sylt noch zu Dänemark gehörte und ist als Stallkirche in einem rund 200 Jahre alten Friesenhaus untergebracht.