Wien, Österreich (MaDeRe). Der Journalist und Schriftstelle Karl Kraus bringt es wie immer aus den Punkt: „Wien hat lauter Wahrzeichen und jeder Wiener fühlt sich als solches.“ Wer Wien besucht ist förmlich erschlagen von der Pracht, der Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, Bauten und Geschichten. Augenzwinkernd beschreibt der Kabarettist Karl Farkas die dort Ansässigen: „Wir Wiener blicken vertrauensvoll in unsere Vergangenheit.“ Bei vielen Orten wissen wir sofort: Wien! Bei anderen vielleicht nicht sofort. Eine Reise durch Wien in Bildern. Im vierten Teil widmen wir uns dem vielen Grün in und um die Stadt – und vor allem den Reben.
Rund 51 % der Wiener Gesamtfläche sind Grünflächen. Und in der Stadt wächst Wein. Und zwar reichlich: Auf 622 Hektar wurden 2016 stattliche 25.341 Hektoliter Wein gekeltert. Das macht Wien zu etwas einzigartigen im Vergleich mit anderen Landeshauptstädten. Die Gebiete liegen um den Stadtkern verteilt. Rund die Hälfte, ca. 350 Hektar, sind im Nordwesten der Stadt, zum Beispiel am Kahlenberg oder Nussberg. 260 Hektar sind am Fuße des Bisambergs im Norden Wiens. Traditionelle Weinbauorte sind hier Stammersdorf, Strebersdorf und Jedlersdorf. Die kleineren Weinbaugebiete sind südlich: Mauer und Oberlaa am Laaer Berg. Sogar mitten im Stadtzentrum wird am Schwarzenbergplatz Wein angebaut.
Doch welche Reben werden überwiegend angepflanzt? Beim Weißwein sind Grüner Veltliner, Riesling, Weißburgunder, Chardonnay und Welschriesling; beim Rotwein sind es Blauer Zweigelt, Blauer Burgunder, Blauburger, Cabernet Sauvignon und St. Laurent. Zurück an die Spitze der Lieblingsweine in Wein hat sich der Gemischte Satz gearbeitet. Seit 2011 ist der „Wiener gemischte Satz“ sogar DAC-Klassifiziert.
Beim Gemischter Satz werden die Weine nicht wie bei einer Cuvée oder Assemblage beim Weinmachen zusammengefügt, sondern die Reben stehen bereits beim Anbau gemeinsam im Weingarten, werden gemeinsam gelesen, gekeltert und vergoren. So sind unterschiedliche Reifegrade enthalten, aber das Ergebnis auch deutlich vielschichtiger. Durch die EU-Verordnung 607/2009 vom 14. Juli 2009 wurde für Österreich die Bezeichnung „Gemischter Satz“ geschützt. So darf kein anderes Land der EU Weinflaschen entsprechend kennzeichnen. Seit 2011 gibt es darüber hinaus die Bezeichnung „Wiener Gemischter Satz“ samt eigener Verordnung und DAC-Klassifizierung (Districtus Austriae Controllatus). So müssen in einem Weingarten mindestens drei verschiedene Rebsorten angebaut werden. Der größte Sortenanteil darf nicht höher als 50 % sein und der drittgrößte Anteil muss zumindest 10 % umfassen. Der Wiener Gemischte Satz muss ein Weißwein sein und kann aus bis zu 20 unterschiedlichen Rebsorten bestehen. Oft sind es Grüner Veltliner, Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay, Neuburger, Gewürztraminer, Rosenmuskateller, Jubiläumsrebe oder Österreichisch Weiß.
Sechs Namen, sechs Weingüter: Rainer Christ (Weingut Christ), Thomas Huber (Weingut Fuhrgassl-Huber), Thomas Podsednik (Weingut Cobenzl), Gerhard J. Lobner (Weingut Mayer Am Pfarrplatz), Michael Edlmoser (Weingut Edlmoser) und Fritz Wieninger (Weingut Wieninger) haben ihr Konkurrenzdenken für die gemeinsame Mission beiseitegeschoben. Sie wollen den Wiener Wein stärken und haben sich zu „WienWein“ zusammengeschlossen. Dass Wien und Wein zusammengehören, zeigt schon das Logo, in dem mit „ie“ und „ei“ in den Wortmitten von Wien und Wein gespielt wird. 2006 hat sich die Gruppe zusammengeschlossen, um neue Qualitätsstandards für den Wiener Wein zu setzen. Das Ziel laut www.wienwein.at: „Sie kämpfen für den Schutz der Wiener Rebflächen und sie reagieren weitsichtig auf die Folgen des Klimawandels. Ihr größter Erfolg ist das Comeback des Wiener Gemischten Satz. Diese Urwiener Wein-Spezialität ist heute das wichtigste Aushängeschild der Region.“ Klar, dass es dort online auch Sechserkisten Wiener Gemischter Satz aus unterschiedlichen Lagen zu bestellen gibt – von jedem Winzer ist stets eine Flasche im Karton.