Vom Museumsquartier zum Naschmarkt – Serie: Bildgewaltiges Wien (Teil 2/8)

Die Spitzen des Rathauses sind weithin sichtbar.
Die Spitzen des Rathauses sind weithin sichtbar. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021

Wien, Österreich (MaDeRe). Der Journalist und Schriftstelle Karl Kraus bringt es wie immer aus den Punkt: „Wien hat lauter Wahrzeichen und jeder Wiener fühlt sich als solches.“ Wer Wien besucht ist förmlich erschlagen von der Pracht, der Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, Bauten und Geschichten. Augenzwinkernd beschreibt der Kabarettist Karl Farkas die dort Ansässigen: „Wir Wiener blicken vertrauensvoll in unsere Vergangenheit.“ Bei vielen Orten wissen wir sofort: Wien! Bei anderen vielleicht nicht sofort. Eine Reise durch Wien in Bildern. Im zweiten Teil spazieren wir vom Rathaus, über das Museumsquartier zum Naschmarkt.

Das prachtvolle Rathaus im Gesamten.
Das prachtvolle Rathaus im Gesamten. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021
Das Rathaus im Sonnenuntergang vom Heldenplatz aus fotografiert.
Das Rathaus im Sonnenuntergang vom Heldenplatz aus fotografiert. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das alte Rathaus in der Wipplingerstraße zu klein. Nach dem Anlegen der Ringstraße, kam es 1868 zur Ausschreibung für ein neues Rathauses. Gewinner: der deutsche Architekt Friedrich von Schmidt. Gebaut wurde von 1872 bis 1883. Die Rathausfassade ist ein herausragendes Beispiel für einen Profanbau der Neugotik. Das Äußere, vor allem der 98 m hohe Turm, ist von der Tradition flämischer Rathäuser der Gotik, wie etwa das Rathaus von Brüssel auf dem Grand-Place/Grote Markt inspiriert Der Grundriss folgt eher der Konzeption barocker Paläste. Architekt von Schmidt war gewitzt. Um höher zu bauen als erlaubt, setzt er die Figur eines Ritters samt Standarte auf die Spitze, denn: auf Wunsch Kaiser Franz Josephs durfte kein Turm die Türme der nahegelegenen Votivkirche (99 Meter) überragen. Von Schmidt baute einen 98 Meter hohen Turm – und setzte dann die Figur obendrauf.

Maria Theresia wacht über den Platz mit den Zwillingsmuseen – dem Naturhistorischen Museum (im Bild) und dem kunsthistorisches Museum Wien.
Maria Theresia wacht über den Platz mit den Zwillingsmuseen – dem Naturhistorischen Museum (im Bild) und dem kunsthistorisches Museum Wien. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021
Auch bei Nacht ein schöner Anblick: das Naturhistorische Museum.
Auch bei Nacht ein schöner Anblick: das Naturhistorische Museum. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021

Der Maria-Theresien-Platz liegt direkt gegenüber von Heldenplatz und Hofburg. Markant sind die beiden zwei großen Museumsbauten, ehemalige Hofmuseen: das Kunsthistorisches Museum und das Naturhistorisches Museum. Den Abschluss auf der vierten Seite bildet das Museumsquartier („MQ“ genannt). In der Platzmitte steht das Maria-Theresien-Denkmal, das größte Habsburgermonument in Wien. Es erinnert an Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, Gattin und seit 1765 Kaiserinwitwe von Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen. Sie regierte die Habsburgermonarchie 1740 bis 1780. Das Denkmal steht hier seit 1888.

Über der Straße beginnt das „MQ“, das Museumsquartier.
Über der Straße beginnt das „MQ“, das Museumsquartier. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021
Das MQ beherbergt neun große Kultureinrichtungen und viele kleinere Initiativen.
Das MQ beherbergt neun große Kultureinrichtungen und viele kleinere Initiativen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021

Das Museumsquartier weist eine Nutzfläche von insgesamt rund 90.000 Quadratmetern auf und beherbergt 9 große Kultureinrichtungen sowie den Schaffensraum Q21 mit ca. 60 weiteren Initiativen, Festivals, Künstlergruppen und Kreativunternehmen, welche die Bereiche bildende Kunst, Literatur, Musik, Architektur, Design, Tanz, Theater, Performance, Mode, Indie Game Culture, Neue Medien, Kinderkultur und Freizeitkultur abdecken. Die neun großen Kultureinrichtungen sind: Das MUMOK (Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien), das Leopold Museum, die Kunsthalle Wien, das Architekturzentrum Wien, das Tanzquartier Wien, der Dschungel Wien, das ZOOM Kindermuseum, die wienXtra-kinderinfo und die Halle E+G.

Der Innenhof bietet aber auch zahlreiche gastronomische Angebote – links auf dem Bild ist ein „Enzi“, das MQ-eigene Sitzmöbel.
Der Innenhof bietet aber auch zahlreiche gastronomische Angebote – links auf dem Bild ist ein „Enzi“, das MQ-eigene Sitzmöbel. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021
Hier kann man nicht nur an lauen Sommerabenden die Atmosphäre bis die Nacht genießen.
Hier kann man nicht nur an lauen Sommerabenden die Atmosphäre bis die Nacht genießen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021

Einige sehr unterschiedliche Gastronomiebetriebe laden zum Verweilen. Im Sommer natürlich auch im Freien. Während der Sommermonate sind in den Höfen des MuseumsQuartier moderne Sitzmöbel aufgestellt, die nicht zu den Lokalen gehören: Die „Enzis“ sind die MuseumsQuartier-Hofmöbel – kombinierbare Multifunktionsmöbel, die von Anna Popelka und Georg Poduschka entworfen wurden und nach der für die Nutzung der Höfe zuständig gewesenen Prokuristin Daniela Enzi benannt sind. Mittlerweile haben sich die MQ-Möbel zu einer Trademark entwickelt und werden von WienTourismus sowie der Österreich Werbung als Markenbotschafter für Wien eingesetzt.

Auch die Zugänge zum MQ sind künstlerische gestaltet.
Auch die Zugänge zum MQ sind künstlerische gestaltet. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021

Neun Passagen, durch die man ins MQ gelangt, sind individuell thematisch gestaltet: Literaturpassage, Tonspur_Passage, Kabinett Comic Passage, Street Art Passage Vienna, Typopassage, Meteoritenpassage, Brückenpassage, Sternenpassage, und die Performance Passage.

Der Naschmarkt ist ein kulinarisches Highlight jeden Wienbesuchs. Sonntags ist die Zeile mit den Marktständen jedoch recht einsam.
Der Naschmarkt ist ein kulinarisches Highlight jeden Wienbesuchs. Sonntags ist die Zeile mit den Marktständen jedoch recht einsam. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021
In den gastronomischen Bereichen ist fast immer was los.
In den gastronomischen Bereichen ist fast immer was los. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021
An Werktagen erwachen die Marktstände zum Leben und es gibt beinah nichts, was es an Essbaren nicht gibt.
An Werktagen erwachen die Marktstände zum Leben und es gibt beinah nichts, was es an Essbaren nicht gibt. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021

Den Naschmarkt findet man im 6. Bezirk und er ist der größte Markt in Wien – mit 2,315 Hektar Fläche. Seit dem Jahr 2000 wurde der Marktbetrieb auch durch gastronomische Betriebe ergänzt. Neben Klassischem wie Obst, Gemüse, Backwaren, Fisch und Fleisch, ist der Markt für seine internationalen Waren bekannt. 2006 wurde die Marktordnung erneuert und seitdem dürfen die Gastronomiebetrieb bis 23 Uhr geöffnet sein. So ist auch abends Betrieb auf dem Naschmarkt.

Kontrastreich dagegen ist das Majolikahaus (Linke Wienzeile 40).
Kontrastreich dagegen ist das Majolikahaus (Linke Wienzeile 40). © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021
Eine Heimat des Wiener Jugendstils und bis heute ein Ausstellungsgebäude.
Eine Heimat des Wiener Jugendstils und bis heute ein Ausstellungsgebäude. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021

Für die Freunde des Wiener Jugendstils sind die Wienzeilenhäuser von Otto Wagner ein Muss. Ein Ensemble aus drei Wohnhäuser (Linke Wienzeile 38 und 40, Köstlergasse 3) gestaltete er hier. Sie wurden zwischen 1898 bis 1899 gebaut. Otto Wagner war selbst der Bauherr, so konnte er sich als Architekt austoben und musste sich nicht einschränken.

Am einen Ende des Naschmarkts stehen drei Jugendstil-Häuser von Otto Wagner.
Am einen Ende des Naschmarkts stehen drei Jugendstil-Häuser von Otto Wagner. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021
Das Haus Linke Wienzeile 38 mit seinen beeindruckenden Verzierungen.
Das Haus Linke Wienzeile 38 mit seinen beeindruckenden Verzierungen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021

Das Ausstellungsgebäude der Wiener Secession, meist nur Secession genannt, wurde 1897/98 von Joseph Maria Olbrich als Ausstellungsgebäude für zeitgenössische Kunst errichtet – und das ist es bis heute. Das ikonische Gebäude ist wohl das Beispiel für österreichischen Secessionsstil (Jugendstil). Die Kuppel, ein Blätterwerk aus vergoldeter Bronze wird vom Volksmund Krauthappel, also Krautkopf genannt. Zwei Wahlsprüche sind an den Wänden zu lesen: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ (Ludwig Hevesi) und „Ver Sacrum“ (Heiliger Frühling). Mit zweitem soll die Hoffnung auf eine neue Kunstblüte ausgedrückt werden. Zudem war es der Name des vereinseigenen Kunstmagazins. Gustav Klimts Beethovenfries ist hier im Untergeschoß zu besichtigen.

Die imponierende Karlskirche ist ebenfalls nicht weit entfernt vom Naschmarkt.
Die imponierende Karlskirche ist ebenfalls nicht weit entfernt vom Naschmarkt. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Wien, Juni 2021

Dieser Kirchenbau mit seiner mächtigen Kuppel lässt sich schwerlich übersehen. Die Karlskirche ist das letzte große Werk des barocken Stararchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach. Gebaut ist sie – wie die Pestsäule im Graben – als Dank für das Ende einer Pestepidemie und wurde 1739 vollendet. Namenspatron der Kirche ist der Heilige Karl Borromäus.

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Daniel M. Grafberger
Daniel M. Grafberger ist zu Hause in Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Er ist Redaktionsleiter eines Ulmer Verlags und freiberuflicher Fotograf. Zu seinen Leidenschaften gehören Reisen, Kochen, Gastronomie und Kultur. Zu seinen Lieblingsreisezielen gehören Skandinavien, Südtirol und alle Destinationen, die man auf Kreuzfahrtschiffen (vor allem auf dem Fluss) erreichen kann.