Über eintausend Seiten ein einziger affirmativer Aftergang in den Allerwertesten der Reiseindustrie – Zum Blähbuch „1000 Places To See Before You Die“ von Patricia Schultz

"1000 Places To See Before You Die" von Patricia Schultz. © 2020 Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (MaDeRe). Das, was vom Verlag und Hofberichterstattern als Klassiker und Kult beschrieben wird, nämlich die Reihe „1000 Places To See Before You Die“ ist in Wahrheit nichts weiter als Werbung. Tausendmal Reklame.

Wohl wahr, dass auch die „limierte Jubiläumsausgabe“ von „1000 Places To See Before You Die“ als „aktualisierte Neuauflage“ von Patricia Schultz aus dem Verlag Vista Point „randvoll gefüllt mit Tipps für Genuss, Kultur, Natur, Kurztrips, Shopping und Sightseeing“ sei, aber ob sie wahrlich ein „idealen Einstieg in jeden Urlaub“ ist, wie Werbetanten und -onkel zu formulieren bezahlt werden, das darf bezweifelt werden.

Keine Frage, auf 1220 Seiten sind 600 Farbfotos und alle sind sehenswert, ja, wirklich alle, doch alle sind für meinen Geschmack viel zu klein. Kein Betrachter von Bildern in Büchern sollte sich das antun. Und die Schrift ist auch nicht groß, zudem Blocksatz, was das Lesen nicht angenehm sein lässt, sondern zu einer Aufgabe, bei der man bald die Lust verliert.

Beim lustlosen Blättern bekommt der Leser alsbald das Gefühl, das von allem etwas in dem Buch steckt, aber wahrlich nicht zu viel. Da bietet das gesamte Weltnetz viel mehr und dieses Magazin des Reisen alles viel besser, die Schrift lesbarer und die Bilder beschaulicher.

Das allerschlimmste an dem Buch aber ist die Autorin, die nicht schreiben kann, das aber schön. Nichtssagende Nettigkeiten tropfen aus ihren Texten. Kritik? Die ist nicht nur Mangelware, sondern schlicht nicht vorhanden. Was fehlt? Richtig, der Abwesenheitshinweis. Den reiche ich hier und heute nach: Vorsicht: Rutschgefahr!

Leider erlebt man so viel affirmativen Aftergang in den Allerwertesten der Reiseindustrie oft, zu oft – vor allem bei Autoren der Veranstaltungen VDRJ und Ctour. In beide Läden ließe sich Schultz gut einlegen, am besten im eigenen Saft.

Wer das alles für Ekelhaft hält und Böses dabei denkt, der muss ein Schelm sein, oder?

Bibliographische Angaben

Patricia Schultz, 1000 Places To See Before You Die, 1220 Seiten, Sprache: Deutsch, Klappbroschur, Format: 19,0 x 13,4 cm, Verlag: Vista Point, 4., akt. Neuauflage 2020, ISBN: 978-3-96141-419-2, Preis: 15 EUR (Deutschland)

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