Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland (MaDeRe). Der langsame Wechsel im Wandel zweier Schritte vor und einem zurück brachte das Bürgertum an die Stelle der Stadtaristokratie, wobei Teile der aristokratischen Herrschaft des bürgerlichen Patriziats als alteingesessene städtische Oberschicht bis heute die Stadtkultur prägen, auch wenn ihr politischer Einfluss ziemlich gering und dem des neuen Geldadels gewichen ist.
Diesen Geldadel, der von seinem Vermögen lebt und im Grunde genommen kein Einkommen nötig hat, gibt es nicht nur heute, ihn gab es auch schon im 18. Jahrhundert zur Zeit des Handelskapitalismus. Damit ist salopp formuliert eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung gemeint, die auf Privateigentum ab den Produktionsmittel und einer Steuerung von Produktion, Distribution und Konsum, also dem Ge- und Verbrauch von hergestellten und gelieferten Gütern, über den Markt beruht. Dazu bedarf es auch vieler Berufe, die das Geschäftliche regeln. Ein Berufsstand, der jedoch schon im Feudalismus bzw. Merkantilismus von Wichtigkeit war, ist der des Juristen. Frankfurt am Main hatte als Markt und Messestadt viele. Einer davon war Johann Caspar Goethe (1710–1782). Er lohnarbeitete jedoch nicht sondern lebte von seinem Vermögen, wie sein mit Catharina Elisabeth Goethe, geborene Textor (1731–1808), gezeugter Sohn Johann Wolfgang von Goethe, der am 28. August 1749 im heutigen Goethe-Haus am Frankfurter Großen Hirschgraben „mittags mit dem Glockenschlage zwölf“ geboren wurde.
Das Goethe-Haus am Großen Hirschgraben
Das Goethe-Haus Frankfurt ist und bleibt zwar eines der am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt doch am Großen Hirschgraben können Kulturinteressierte neben dem Sitz des Freien Deutschen Hochstifts auch den alten Sitz des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ablichten, wo bis 2018 das Deutsche Romantik-Museum entstehen soll. Das Goethe-Haus wurde bei einem Bombenangriff am 22. März 1944 zerstört. Doch die originalgetreue Rekonstruktion des Patrizierhauses aus dem 17. Jahrhundert erfolgte nach heftiger Debatte schon 1947. Anschließend kehrten die während des Krieges ausgelagerten Möbel, Kunst- und Gebrauchsgegenstände, Bücher, Bilder und Handschriften zurück. Gäste des Goethe-Hauses können den Ort bestaunen, an dem der „große“ Goethe seine Kindheit und Jugend verbrachte, über die er in seiner Autobiographie „Aus meinem Leben, Dichtung und Wahrheit“ schrieb.
Goethe wuchs in dem Haus mit seine Eltern und seiner Schwester Cornelia auf. Räume im Erdgeschoß und drei Etagen können besichtigt werden. Im Erdgeschoß neben der Küche das Gelbe und Blaue Stube. Die Blaue Stube ist das Eßzimmer. In der Gelben Stube als Empfangszimmer hängt das populäre Porträt des jungen Goethe mit der Silhouette einer Unbekannten von Johann Ehrenfried Schumann nach Georg Melchior Kraus. Bei Goethes wurde viel musiziert. Aus dem Musikzimmer in der ersten Etage erklangen vor allem Laute, Cello, Klavier und Gesang. Auf der Beletage befindet sich auch der für Empfänge genutzte Salon, die Rote Stube mit der kaminrote Tapete des „Peking“. Über die fast ein Drittel des Hauses einnehmende aufwendige und also repräsentativ gestaltete Treppe gelangen Gäste in die zweite Etage, wo sich der Legende nach Goethes Geburtszimmer befindet und neben Cornelias Zimmer sowie einem Gemäldekabinett auch die Hausbibliothek, die 2 000 Bände aus fast allen Wissensgebieten umfasste. Dort unterrichtete der Vater seine Kinder. Doch Johann Wolfgangs Reich befand sich in der dritten Etage, wo im Dichterzimmer frühe Werke wie Gedichte, Dramen („Götz“, „Clavigo“, die erste Fassung des „Faust“), Singspiele, Satiren, der Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ und vieles mehr entstand.
Bilder und Büsten im Goethe-Museum
Neben dem Goethe-Haus steht das Goethe-Museum. Es beheimatet die einzige Gemäldegalerie, die sich ausschließlich der Goethezeit widmet, so daß in 14 Räumen Bilder bedeutender Künstler des deutschsprachigen Raums vom Spätbarock über den Sturm und Drang, den Klassizismus und die Romantik bis zum Biedermeier angesehen werden können. Neben Bildern sind vor allem Büsten sind zu bewundern.
Gemäß dem Humanitätsideal Goethes, der unter Bildung die zweckfreie Entfaltung des Wesens eines Menschen nach den in ihm angelegten Möglichkeiten verstand, werden museumspädagogische Veranstaltungen für Groß und Klein und Führungen durch Goethe-Haus und Goethe-Museum angeboten. Kinder können Dank dem Angebot „Goethe gratis“ kostenlos in kleinen Gruppen durch Goethes Elternhaus auf Entdeckungstour gehen.
I enjoyed your wonderful blog.
Thank you for the very hard work done.