Sprungbrett Konstanz – Inselhopping am westlichen Bodensee

Die Imperia am Hafen von Konstanz. © 2020, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Konstanz, Deutschland (MaDeRe). Während des Sommers präsentiert sich der Bodensee als bunte Mischung von Landschaft und Kultur.

„Wenn ich den See seh‘. brauch ich kein Meer mehr!“ Diese schwärmerische Einschätzung trifft sicherlich ohne Einschränkung zu auf die sommerlichen Reize des Bodensees. Vor allem auf dessen Westhälfte, die mit ihren romantischen Inseln und einladenden Buchten eine nahezu unüberschaubare landschaftliche Vielfalt bereithält. Durch dieses Gewirr bahnt sich der Rhein nach Orientierung suchend seinen Weg. Bis er nach seinem tosenden Absturz bei Schaffhausen selbstbewusst seine neue Schubkraft nach Norden hin entfaltet.

Als Zentrum dieser Region gilt die Stadt Konstanz. Mit ihrer verwinkelten Altstadt ist sie ein ehrwürdiges Aushängeschild mittelalterlicher Kultur. Zu ihren Füßen liegt die großzügig gestaltete Hafenanlage. Mit ihrer eleganten weißen Flotte drückt sie der Stadt ihren Stempel auf als Dreh- und Angelpunkt des Ausflugsverkehrs bis hin zu den entlegensten Winkeln des Sees.

Kurtisane mit Ausstrahlung

Schiffsheimkehr nach Konstanz. © 2020, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Neuerdings ruft eine markante Figur an der Hafeneinfahrt Erstaunen hervor, die sich in tänzerischer Pose gemächlich um die eigene Achse dreht. Es ist, so erklärt es Stadtführer Henry, das Abbild der Kurtisane Imperia, einer ansehnlichen Dame mit Vergangenheit. Kann es wirklich sein, so fragten sich viele bei ihrer Enthüllung, dass man einer Lebedame mit enormer erotischer Ausstrahlung in aller Öffentlichkeit eine solche Würdigung zuteilwerden lässt?

Erschwerend kommt hinzu, dass ihr Schöpfer, der Bildhauer Peter Lenk, zwei entblößte Männergestalten in ihre Hände gab, die sich ihrem Charme offenbar nicht entziehen können. Bei der einen Figur handelt es sich zweifellos um den Papst, deutlich erkennbar an seinem einzigen Kleidungsstück, der Tiara. Die andere, ausgestattet mit Zepter und Reichsapfel. erweist sich demgegenüber als der Kaiser. Welch eine schnöde Herabwürdigung der allerhöchsten Autoritäten!

Wahrzeichen als Publikumsmagnet

Imperia mit Kaiser und Papst. © 2020, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Allerdings nur dann, wenn man die Moral außer Acht lässt, wie sie vor 600 Jahren zurzeit den Konstanzer Konzils in den besseren Kreisen vorherrschte. Als man zwar in theologischen Fragen zu keinem Kompromiss bereit war und sich des Reformators Johannes Hus kurzerhand auf dem Scheiterhaufen entledigte. In moralischer Hinsicht zeigte man sich jedoch weit weniger zimperlich. Denn nicht weniger als 700 Kurtisanen wussten den hohen Herren in vier Konzilsjahre lang das Leben mit professioneller Raffinesse zu versüßen.

Stellvertretend für sie alle steht nun die Imperia, die seit ihrer Enthüllung den traditionell guten Ruf von Konstanz als „Konzilstadt“ von heute auf morgen zu gefährden drohte. Doch diese Befürchtung sollte sich nicht bewahrheite. So möchte neuerdings niemand mehr auf dieses moderne Wahrzeichen der Stadt verzichten, das sich innerhalb nur weniger Jahre sogar zum wahren Publikumsmagneten mauserte.

Mediterranes Vergnügen

Italienische Blumentreppe auf der Mainau. © 2020, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Geprägt von unverwechselbarer Atmosphäre zeigt sich auch die nahe gelegene Blumeninsel Mainau. Mit ihrem mediterranen Klima bringt sie wahre florale Wunderwerke hervor. Besonders der Schlossgarten ist übervoll davon und ruft mit seiner Üppigkeit Bewunderung hervor. Ein großzügig angelegter Rosengarten und eine von Licht durchflutete Palmenhalle tragen zu diesem außergewöhnlichen mediterranen Vergnügen bei.

Ganz und gar tropisch wird es hingegen in dem feuchtschwülen Schmetterlingshaus. Es ist der Tummelplatz für kunterbunte exotische Flügelwesen, die hier optimale klimatische Verhältnisse vorfinden. Man glaubt, ihnen ihre Lebensfreude anzumerken, wenn sie sich in üppigem Blätterwerk zuhause fühlen, stets darauf bedacht, geeignete Liebespartner für sich ausfindig zu machen.

Kirchliche Kulturzentren

St. Georg auf der Reichenau. © 2020, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Demgegenüber erweist sich die Insel Reichenau als ein Zentrum des Obst- und Gemüseanbaus. Baumalleen und Wanderwege verleihen der Insel einen zusätzlichen Reiz. Dieser wird noch verstärkt durch mehrere über die Insel verstreute Kirchengebäude, teilweise zeitlich zurück reichend bis in das Zeitalter der Romanik. Die hierzu entdeckenden Wandmalereien sowie die legendären mittelalterlichen Handschriften öffneten der Reichenau unlängst das Tor zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Eine der herausragendsten Persönlichkeiten der Insel war „Hermann der Krumme“, ein mittelalterlicher Gelehrter, dem sein unvollkommener Körperbau zeit seines Lebens zu schaffen machte. Und der dennoch, ähnlich seinem modernen Kollegen Stephen Hawking, seiner Zeit weltanschaulich weit voraus war. Beide werden inhaltlich zueinander in Beziehung gesetzt in einem Theaterstück von Christoph Nix, das auf der Freilichtbühne des Konstanzer Münsterplatzes mit Begeisterung aufgenommen wird.

Über die Zeit hinaus

Hesse-Wohnhaus in Gaienhofen. © 2020, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Literatur und Kunst erstrecken sich hinein bis in die Neuzeit. Unweit von Konstanz befindet sich auf der Halbinsel Höri das Wohnhaus des Schriftstellers Hermann Hesse, das er zusammen mit seiner Frau Mia nach persönlichen Vorstellungen in Eigenregie errichtete und mit einem üppigen Blumengarten umgab. Hier sind die Besucher ebenso willkommen wie im unweit gelegenen Hesse-Museum mit einer Vielzahl persönlicher Ausstellungsgegenstände.

Gleiche Aufmerksamkeit verdient auch das Wohnhaus des Kunstmalers Otto Dix. Gelegen auf einer hohen Uferböschung über dem See, reicht der Blick bis hinüber ans schweizerische Ufer. Als besonders Fantasie anregend erweist sich sein geräumiges Atelier, in dem eine Vielzahl seiner Werke entstand. Wie auch das Anwesen von Hermann Hesse ist dies ein kulturelles Zentrum, das in seiner Bedeutung weit über seine Zeit hinausweist.

Fotoreportagen

Mehr Bilder in der „Fotoreportage: Mediterranes Vergnügen auf der Blumeninsel Mainau„, „Fotoreportage: Hesse, Haus und Garten in Gaienhofen“ und „Fotoreportage: Die Insel Reichenau, Klosterinsel und UNESCO-Welterbe“ von Dr. Bernd Kregel.

Reiseinformationen „Bodensee“:

Anreise: Stressfreie Anreise nach Konstanz per Bahn und Auto; aus dem Nahbereich per Schiff, Fahrrad und ÖPNV. Personaldokument nicht vergessen.

Reisezeit: Optimal während des Sommerhalbjahrs von Mai bis September.

Attraktionen: Konstanz: Rosgartenmuseum; Hus-Haus: www.hussitenstaedte.net; Archäologisches Landesmuseum, Sealife

Gaienhofen: Mia-und-Hermann-Hesse-Haus; Hesse-Museum Gaienhofen; Dix-Haus Hemmenhofen, www.museum-haus-dix.de

Unterkunft: Günstig im Hotel Garni Hirschen, Bodanplatz 9, 78462 Konstanz, Telefon: 07531-128260, Heimatseite im Weltnetz: www.hirschen-konstanz.de

Essen und Trinken: Konstanz: Konzil-Konstanz, Hafenmeisterei und Spitalkellerei Konstanz; Reichenau: Georg’s Fischerhütte

Aukunft: Tourismus Konstanz GmbH: www.konstanz-info.com; www.konstanz-tourismus.de; und Bodensee West, www.bodenseewest.eu; Mainau GmbH, www.mainau.de

Anmerkung:

Vorstehende Reportage von Dr. Bernd Kregel ist eine Erstveröffentlichung im MaDeRe. Die Recherche wurde unterstützt von Marketing und Tourismus Konstanz GmbH sowie Bodensee West.

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