Hameln, Deutschland (MaDeRe). Weserrenaissance? Nie gehört? Tatsächlich können nur wenige mit diesem Begriff etwas anfangen. Dabei handelt es sich um eine große Anzahl äußerst sehenswerter Gebäude in Niedersachsen – Schlösser, Rathäuser, Bürgerhäuser usw. Da es nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) lange dauerte, bis sich die Wirtschaft wieder einigermaßen erholt hatte, wurden die von dem langen Krieg verschonten Gebäude nicht oder nur selten im nun angesagten Barock Stil verändert.
Es lohnt sich daher, eine ausgedehnte Runde zu den vielen schönen Renaissance Bauten zu unternehmen. Es gibt viel zu sehen, auch wenn nicht alle Schlösser zu besichtigen sind, weil sie Privatbesitz sind.
Beginnen wir bei dem Wasserschloss in Hülsede aus dem 16. Jh., das schon seit über 400 Jahren im Besitz der Familie von Mengersen ist. Schloss Hülsede hat ein Doppelzimmer als Übernachtungsmöglichkeit und wird daher gerne für Hochzeiten genutzt. Verschiedene Säle und der schöne Innenhof bieten eine romantische Atmosphäre für Familienfeiern. Der Schlosspark lädt zu einem kleinen Spaziergang ein.
Fährt man nun weiter in Richtung Rinteln, wird die Landschaft ziemlich bergig und man gelangt zu der schon von Weitem sichtbaren Burg Schaumburg. Im Burghof dominiert eine so genannte „Gerichtslinde“. Von dem 30 Meter hohen Turm hat man einen großartigen Ausblick auf die dicht bewaldete Landschaft.
Wenn man nun weiter fährt in Richtung Hameln, kommt man zum Stift Fischbeck, ein kleines Kuriosum. Es ist tatsächlich so etwas wie evangelisches Frauen Kloster. Begonnen hat alles schon im Jahr 955, aber nach der Reformation wurde und blieb das Stift evangelisch-lutherisch. Derzeit leben hier 9 Frauen (ledig, geschieden, verwitwet), die Äbtissin steht dem Stift vor. Die Kanonissen sind aber kein Orden und legen auch kein Gelübde ab. Sehenswert sind die Kirche und der Kreuzgang.
Wer kennt ihn nicht, den Rattenfänger von Hameln? Viele Legenden und Deutungsversuche ranken sich um diese Figur. Hameln lohnt einen Besuch. Hier steht das sogenannte „Rattenfängerhaus“, ein prächtiges Gebäude (um 1600). Die vielen Fachwerkhäuser, die schmalen Gassen, eine Fußgängerzone, der Wochenmarkt und vieles mehr laden zu einem Bummel ein.
Südwestlich von Hameln ist das Städtchen Aerzen und nur etwas weiter das mächtige Wassserschloss Schwöbber (um 1570). Bis 1919 war es im Besitz derer von Münchhausen, genau die, zu denen auch der berühmte „Lügenbaron“ gehört. 2002 erwarben die Eigentümer der Modekette „Ulla Popken“ das mittlerweile stark baufällige Schloss, investieren gut 35 Millionen Euro und machten ein echtes Schmuckstück daraus. Heute bietet hier das Schlosshotel Münchhausen 5 Sterne Luxus, 2 Restaurants (eines mit Michelin Stern!) verwöhnen den Gaumen, dazu kommt noch ein Golfplatz.
Das nächste Superschloss ist Hämelschenburg. Die mächtige Anlage war stets im Besitz der Ritterfamilie von Klencke und hat sowohl den Dreißigjährigen Krieg wie die Nazizeit ohne nennenswerte Schäden überstanden, da es die Eigentümer verstanden, allen Feinden und Gegnern couragiert entgegenzutreten. Wie in Hülsede werden auch hier Hochzeiten gefeiert und man kann Räume des Schlosses für Feiern mieten. Ein Teil des Schlosses kann auch besichtigt werden.
Weiter geht es in Richtung Südost zum Wasserschloss Hehlen. Leider kann man es nicht besichtigen, es befindet sich seit 1958 im Besitz eines Kaffeerösters aus Hannover. Aber auch von außen ist das Schloss sehr imposant.
Nach ein paar Kilometern kommt man nach Bodenwerder, eine reizvolle Kleinstadt, die einst auch Wohnsitz des schon zitierten „Lügenbarons“ von Münchhausen war. Sehenswert sind hier die ehemalige Klosterkirche im Ortsteil Kemnade und das Münchhausen Museum.
Beenden kann man diese Runde in Bad Münder, einem hübschen Kurstädtchen mit einer Altstadt. Im „Kornhus“ gibt es deftige Kost und gutes Bier. Übernachten kann man im eleganten Hotel Kastanienhof.