Berlin, Deutschland (MaDeRe). Überall sprießen Pflanzen in den buntesten Farben. Es ist, als hätte die Natur einen riesigen Pinsel geschwungen und alles in strahlende Grüntöne und leuchtende Farbschattierungen getaucht. Die Wanderwege schlängeln sich an plätschernden Wasserfällen vorbei und laden dazu ein, sich zu erfrischen. Sobald sich die Zwillingsvulkankegel, die Pitons, mit ihren majestätischen steilen Felsen zeigen, wird einem bewusst, welch beeindruckende Meisterwerke die Natur erschaffen kann.

Markt in Castries. © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Obst und Gemüse auf dem Markt. © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Souvenierstand. © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Auf dem Weg zum Markt. © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia

Doch zunächst geht es in die pulsierende Hauptstadt Castries, wo die verwinkelten Straßen eine Kulisse bieten, in der die koloniale Geschichte hautnah erlebbar wird. Und das ohne Geschichtsbuch. Der Markt ist ein quirliger Ort voller Leben. Händlerinnen und Händler balancieren Warenbündel geschickt auf dem Kopf, während verführerische Düfte von saftigen Mangos und süßen Ananas in der Luft liegen. Neben diesen kulinarischen Köstlichkeiten zeigen Handwerker ihre Kunstwerke.

Beim Korbflechten. © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia

Charles sitzt auf einem schmalen Hocker und hat frische Palmblätter vor sich auf dem Boden ausgebreitet. Mit einem scharfen Messer schneidet er die Blätter in gleichmäßige Streifen. Vier davon legt er in Form eines Kreuzes auf den Boden. Mit geschickten Händen flechtet er die horizontalen Streifen über und unter die vertikalen. Sobald der Boden fest ist, stellt er die vertikalen Streifen aufrecht und fügt weitere Palmblattstreifen hinzu, während er das Muster fortsetzt. Er konzentriert sich darauf, gleichmäßige Falten zu erzeugen und den Korb in die gewünschte Höhe zu bringen. Schließlich schneidet er die überstehenden Enden ab und steckt sie sorgfältig in den Korb hinein. Zufrieden betrachtet er sein Werk. Dicht neben ihm tanzt eine kleine Gruppe und bewegt sich im Rhytmus der Trommeln. Die Händler rufen fröhlich „Welcome to Paradise“ und fragen, ob wir etwas kaufen möchten. Ein höfliches „Nein danke“ wird stets freundlich akzeptiert.

In der Kathedrale hingegen herrscht eine ruhige Stille. Doch plötzlich erfüllt Orgelmusik den Raum. Braut und Bräutigam schreiten den festlich geschmückten Mittelgang entlang. Die Gäste schauen gebannt auf das mit Blumen verzierte Kleid der Braut. Die warmen Farben der Fenster tauchen die versammelten Freunde und Familienmitglieder in sanfte Lichttöne und schaffen eine romantische Atmosphäre. Die Stadt ist der ideale Ausgangspunkt, um die Landschaft der Insel zu entdecken.

Soufrière und die Pitons. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia

Taxifahrer Joseph manövriert sein Taxi durch das wuselige, chronisch verstopfte Stadtzentrum und weiter in Richtung Soufrière. Mit den Reifen stets haarscharf am Rand canyonartiger Abwasserrinnen, durch die während der Regenzeit tropische Regengüsse rauschen, gibt er schließlich Gas. Doch schneller als 50 oder 60 km/h geht es nie. Er hält am Aussichtspunkt an, wo man an klaren Tagen die Zwillingsvulkane „Gros Piton“ und „Petit Piton“ bewundern kann, die wie grüne Zipfelmützen fast 800 Meter hoch aus dem glitzernden Blau des Meeres ragen, das funkelt, als hätte jemand Diamanten ins Wasser geworfen.

In der Ferne gleiten Segelboote und Kähne über die Wellen, begleitet von dem Schwarzschwanz-Tropikvogel mit seinen langen, geschwungenen Schwanzfedern und dem auffälligen weißen Gefieder. Wer gern schnorchelt oder tauchen möchte, in den bunten Korallenriffen begegnet man vielen tropischen Fischen. Auf einer warmen Mauer räkelt sich ein Grüner Leguan und genießt die Sonnenstrahlen. Das Gebiet rund um die Vulkane gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Und da gibt es für Abenteurer viel zu erleben.

Zipline. © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Naturtrai mit dem Hinweis „Stairway to heaven“ (deutsch Himmelstreppe). © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Auf dem Naturtrail. © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia

Joseph erzählt begeistert: “Wenn du die Natur hautnah erleben möchtest, wage dich beim Ziplining in die Lüfte. Da gleitest du wie Tarzan an einem gesicherten daumendicken Drahtseil 30 bis 40 Meter über dem Boden des Dschungels zwischen den mächtigen Baumkronen hindurch.” Näher kann man dem Blätterdach des Regenwaldes nicht kommen. Wer Höhenangst hat, kann stattdessen den Naturtrail erkunden. Dieser mag nicht ganz so spektakulär sein, aber es ist fast so wie in einem Gewächshaus. Wer nicht aufpasst, stolpert über die verwinkelten Wurzeln, die über den Weg führen. Kletterpflanzen umschlingen Bäume, riesige Farne und wilde Orchideen ragen in die Höhe. Ein kleiner Kolibri mit seinem auffälligen purpurfarbenen Hals sitzt im Baum und beobachtet die Besucher. Sobald die Straßen breiter werden, geht es durch Bananenfelder, Kakaoplantagen und kleine Küstenorte. Joseph kennt viele der Inselbewohner und grüßt die Leute, die links und rechts auf den Bananenplantagen hart arbeiten, während die Sonne unbarmherzig über ihnen brennt.

Kakaoplantage. © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Bananenplantage. © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Karibisches Menü., © Foto: Saint Lucia Tourism Authority, BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia

In den Fischerdörfern stehen die Schulkinder in ihren Uniformen an den Bushaltestellen und warten geduldig auf den nächsten Bus. Rundherum herrscht ein lebhaftes, manchmal chaotisches Treiben. Hähne jagen Hennen über die Straßen, während streunende Hunde sich knurrend und bellend den Ziegen nähern und diese vertreiben. Garküchen werden aufgebaut, in denen köstliche lokale Gerichte zubereitet werden. Es riecht nach frisch gegrilltem Fisch und würzigen Curry. Reggae-Musik dröhnt aus Lautsprechern und niemand bleibt still auf seinem Platz sitzen. An anderen Ecken ertönt das Geräusch von Chak-Chak-Rasseln, die im Takt geschüttelt werden. Wenn Joseph über St. Lucia spricht, hört man in jedem Wort, wie sehr er seine Insel liebt.

Ein Hinweisschild zum pinken Plantagenhaus. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Eingang zum pinken Plantagenhaus. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Botanischer Garten auf dem Gelände des Plantagenhauses © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Im Garten des pinken Plantagenhauses. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia

Die Aussicht war es, die die karibische Künstlerin Michelle Elliot in der ländlichen Gegend von Castries sesshaft werden ließ. Umgeben von Mangobäumen, deren dichte Blätterdächer Schatten spenden, steht ihr auffälliges pinkes Plantagenhaus, ein 150 Jahre altes, dreistöckiges Holzhaus im französischen Kolonialstil. Es ein beliebtes Ausflugsziel. Erstens wegen des tropischen Gartens, den sie seit über 20 Jahren gemeinsam mit ihrem Chefgärtner pflegt und gestaltet. Zweitens wegen der Räume, die mit Antiquitäten und Kunstwerken der Künstlerin ein Juwel sind. In ihrem lichtdurchfluteten Studio zeichnet Michelle Blumenmuster und lebendige tropische Landschaften aus ihrer Umgebung auf Keramik und auf Leinwand.

Der Eingangsbereich des Plantagenhauses. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia
Die Künstlerin. © Foto/ BU: Heidrun Lange, Ort der Aufnahme: Saint Lucia

„So zeitintensiv und fordernd die Arbeit ist, so besonders ist sie auch. Die vielen Farben müssen eine harmonische Einheit ergeben,“ sagt Michelle. Wer einen Anfängerkurs für diese Entspannung sucht, ist bei ihr genau richtig. Sie bietet Workshops an, in denen sie ihre Leidenschaft für die Kunst mit anderen teilt. Ihre handgefertigten Schalen aus Keramik sind nicht nur funktionale Alltagsgegenstände, sondern kleine Kunstwerke. Auf denen gegrillter Fisch des Tages, Fischkuchen oder Lammcurry serviert werden. Kein Wunder, dass die Gäste gern kommen. Schließlich kann man hier so Einiges genießen, das typische karibische Essen, die farbenfrohen Kunstwerke und den weiten Blick über die Hafenstadt Castries.

Reisehinweise

Mehr über Saint Lucia auf der Heimatseite https://www.stlucia.org im Weltnetz.

Têt Paul Nature Trail: https://www.thetetpaulnaturetrail.com

Kleiner kurzer Trail mit wunderschönen Ausblicken auf die Pitons, allerdings ohne Auto nur schwer zu erreichen.

Pink Plantation House: https://pink-plantation-house.castries-allhotels.com/de

Dieses 150 Jahre alte, dreistöckige Holzhaus im französischen Kolonialstil liegt in einem 2 Hektar großen, üppigen tropischen Garten und bietet einen malerischen Blick auf die Karibikküste, die sich bis zur Nachbarinsel Martinique erstreckt.

Reisezeit: Das tropische Klima macht St. Lucia das ganze Jahr über zu einem Reiseziel. Von Juni bis Oktober kann es zwar mal stärker regnen, aber das bringt auch die Wasserfälle zum Sprudeln. Die Landessprache ist Englisch, aber viele französisch klingende Ortsnamen und der lokale Dialekt erinnern an die spannende Geschichte der Insel zwischen französischer und englischer Herrschaft.

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