Stockholm, Schweden (MaDeRe). Der Autor dieser Zeilen liebt Skandinavien und fährt seit vielen Jahren immer im Dezember, um die Weihnachtsmärkte in Stockholm und Helsinki zu besuchen. Auch wenn es viele aufgrund der Kälte und der Dunkelheit abhält, im Winter nach Skandinavien zu fahren, soll dieser Bericht Anregung sein, diese Vorurteile zu überwinden, den Zauber und das Leuchten im Norden samt der liebenswürdigen Menschen vor Ort, zu entdecken. In Teil 2 entdecken wir besondere Museen und die Küche des Nordens inklusive der traditionellen Weihnachtsbüffets.

Unser Zimmer im Scandic Sjöfartshotellet. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 08.12.2022

Die Unterkunft

Es gibt in Stockholm natürlich zahllose Möglichkeiten zur Übernachtung. Für uns hat sich ein Hotel als idealer Ausgangspunkt für unsere Aktivitäten erwiesen. Die Kette Scandic hat derzeit 270 Hotels in sechs Ländern. Einige davon stehen in Stockholm und das „Scandic Sjöfartshotellet“ ist dabei unsere Wahl. Es liegt recht zentral an der U-Bahn-Haltestelle „Slussen“, bietet stets ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis, moderne Zimmer und ein umfangreiches Frühstücksbüffet mit vielen Bio-Produkten.

www.scandichotels.de

Der Bug des 1628 gesunkenen Kriegsschiffes Vasa. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 09.12.2022

Vasamuseet – das Vasa-Museum

Wer an Stockholm und Museum denkt, kommt um die Vasa nicht herum. Es soll das meistbesuchte Museum im Norden sein – weit über eine Million Besucher möchten das majestätische Schiff jährlich besichtigen. Das mächtige Kriegsschiff, der Stolz der schwedischen Marine, ist direkt auf seiner Jungfernfahrt 1628 im Hafen von Stockholm gesunken. Der Meeresarchäologe Anders Franzén suchte die Vasa seit 1951, indem er auf einem Boot die Stockholmer Bucht durchkreuzte und systematisch ein Handlot herabließ. Am 25. August 1956 fand er in der Lotbohrung Holz. Der Taucher Per Edvin Fälting bestätigte, dass es sich bei dem Fund um das gesuchte Schiff handelte. Das Schiff war erstaunlich gut erhalten, was auch daran liegt, dass der sogenannte Schiffsbohrwurm, der sonst alle Holzgegenstände in kürzester Zeit zerstört, aufgrund des niedrigen Salzgehaltes in diesem Teil der Ostsee nicht vorkommt.

Das Schiff war reich verziert und ursprünglich bunt bemalt. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 09.12.2022

Vom Herbst 1957 an spülten Taucher unter Franzéns Leitung zwei Jahre lang sechs Tunnel unter dem Schiff aus. Ende August 1959 vertäute man mehrere Pontons über dem Wrack, zog Stahltrossen durch die sechs Tunnel und hob das Schiff an. Am 24. April 1961 gelang dann die endgültige Hebung. Danach wurde das Schiff von Wasser und Schlamm befreit und zur Insel Beckholmen zu einem Trockendock geschleppt.

Zunächst wurde das Schiff in einer Leichtmetallhalle untergebracht. Dort konnten der Schiffsrumpf und die Fundstücke in jahrelanger Kleinarbeit restauriert und konserviert werden. Um zu verhindern, dass das Holz beim Trocknen schrumpft und reißt, wurde es 17 Jahre lang mit Polyethylenglycol imprägniert.

Das Museum ist schlicht grandios in Architektur und Inhalt. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 09.12.2022

Das Museum wurde schließlich 1990 eröffnet und ist mehr als nur sehenswert. Es ist beeindruckend, dieses mächtige Schiff vor sich zu haben – bzw. aus so vielen Blickpunkten vom Bug bis fast zum Mast zu bestaunen. Zudem erzählen die vielen Ausstellungen drumherum immens viel packende Geschichten und Hintergrundwissen. Ein Film erläutert den Bau und die Fehlkonstruktion, die zum Sinken führte. Für jeden Stockholm-Besucher ein Muss!

Galärvarvsvägen 14, 115 21 Stockholm, www.vasamuseet.se

Der Bau ist seit 1907 das Zuhause des Nordischen Museums. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 09.12.2022

Nordiska Museet – das Nordische Museum

Wenn man vor dem mächtigen Bau steht, der extra für dieses Museum errichtet wurde, ist man schon erstaunt und fühlt sich ein wenig an Hogwarts erinnert. In der riesigen Halle könnte man noch die große Statue von König Gustav Wasa mit Albus Dumbledore verwechseln. Aber Spaß beiseite, das Museum dient der Darstellung der Kulturgeschichte und Volksgruppen in Schweden. Die ältesten Exponate stammen ungefähr vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Das Museum wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts von Artur Hazelius gegründet, der auch für die Eröffnung des Freilichtmuseums Skansen verantwortlich war.

Die 125 Meter lange und 24 Meter hohe Mittelhalle. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 09.12.2022

Das Nordische Museum startete als skandinavisch-ethnographische Sammlung in einem Haus der Stockholmer Drottninggatan. 1880 wurde die Sammlung in „Nordisches Museum“ umbenannt und zu einer Stiftung des schwedischen Volkes. 1907 zog das Museum in das heutige Gebäude ein. Der Bau des Architekten Isak Gustaf Clason im Renaissancestil fällt vor allem durch seine große Mittelhalle auf.

Djurgårdsvägen 6-16, 115 93 Stockholm, www.nordiskamuseet.se

Das Nationalmuseum – der Eintritt zur ständigen Ausstellung ist frei. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 11.12.2022

Nationalmuseum – Schwedisches Nationalmuseum

Das Schwedische Nationalmuseum ist Schwedens größtes Kunstmuseum. Das Gebäude in Stockholm beherbergt rund 16.000 Gemälde und Skulpturen, dazu rund 30.000 Objekte des Kunsthandwerks und eine Grafiksammlung von Weltrang. Die Geschichte der Sammlungen reicht ins 16. Jahrhundert zurück. Gustav Wasa legte auf Schloss Gripsholm den Grundstock zu einer königlichen Kunstsammlung, die durch Ankäufe, Schenkungen und Kriegsbeute rasch anwuchs.

Skulpturen im Innenhof. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 11.12.2022

Zur Sammlung gehören Meisterwerke der holländischen Kunst des 17. Jahrhunderts, etwa Rembrandts „Küchenmädchen“, und der französischen Kunst des 18. Jahrhunderts, etwa Antoine Watteaus „Liebeslektion“. Die schwedische Kunst ist vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert vertreten, mit Werken wie „Dame mit Schleier“ von Alexander Roslin und dem „Mittsommertanz“ von Anders Zorn. Ferner beherbergt das Nationalmuseum eine Sammlung vorwiegend altrussischer Ikonen vom 14./15. bis zum späten 19. Jahrhundert.

Schon die Treppenhalle nach dem Eingang ist imposant. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 11.12.2022

Da es ein Museum für jedermann sein soll, ist der Eintritt in die ständige Ausstellung seit der Wiedereröffnung 2016 frei. Zuvor hatte es eine sehr umfangreiche Renovierung des einzigartigen Gebäudes gegeben.

Södra Blasieholmshamnen 2, 111 48 Stockholm, www.nationalmuseum.se

Das Fotografiska kann auch spätabends noch besucht werden. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 08.12.2022

Fotografiska

Fotografiska ist ein Fotomuseum in Södermalm direkt am Wasser – im ehemaligen großen Zollhaus. Die Ausstellungsfläche beträgt 2.500 Quadratmeter. Es wurde am 20. Mai 2010 von der US-amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz eröffnet. Es gibt keine feste Ausstellung, vielmehr wechseln die Ausstellung recht kontinuierlich.

In den dunklen Räumen kommen die Bilder bestens zur Geltung. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 08.12.2022
In der Regel sind drei Ausstellungen im Haus zu sehen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 08.12.2022

Meist sind drei Ausstellungen zu Fotografen oder Themen zu sehen. Beeindruckend ist stets die gute Platzierung samt exzellentem Lichtkonzept, sodass die Bilder voll zur Geltung kommen können. Jeder unserer vielen Besuche hat sich bislang gelohnt. Nach eigenen Angaben handelt es sich übrigens um das am längsten geöffnete Museum der Welt – täglich von 10 bis 23 Uhr. Es gibt Dependancen in Tallin und New York, in Berlin ist noch eine geplant.

Stadsgårdshamnen 22, 116 45 Stockholm, www.fotografiska.com

Weitere Museen

Selbstverständlich gibt es noch viele weitere sehenswerte Museen in Stockholm. Hier noch ein paar Ideen: Das königliche Schloss, das Nobelmuseum, das Stadthaus, das Abba-Museum, Junibacken, Schloss Drottningholm samt des Barock-Schlosstheaters und natürlich das Skansen-Freilichtmuseum – zu dem gibt es in Teil 3 noch mehr. Übrigens ist die Stockholmer U-Bahn eine große Kunstgalerie: Mehr als 90 der 110 Stationen sind mit Kunstwerken von rund 150 verschiedenen Künstlern ausgeschmückt. In der SL-App (die App des Nahverkehrs) gibt es dazu einen Artguide.

© Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 08.12.2022
Das Pelikan von innen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 08.12.2022
Der Toast Skagen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 08.12.2022
Die Köttbullar – frisch und handgemacht. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 08.12.2022

Pelikan

Kultur und Stadterkundungen machen hungrig. Daher hier ein paar Tipps für außergewöhnliche und von uns lieb gewonnene Restaurants. Das Pelikan wurde 1664 eröffnet und ist schon über 110 Jahre an diesem Ort – in einem vom Jugendstil inspirierten Ort. Für die Macher des Pelikan ist Hausmannskost eine Kunstform und Handwerk. Das schmeckt man hier auch. Hier stehen die Klassiker der schwedischen Küche auf der Karte – Toast Skagen, Köttbullar oder Gubbröra. Das schmeckt exzellent, die Halle ist gemütlich und wir werden sympathisch versorgt.

Blekingegatan 40, 116 62 Stockholm, pelikan.se

Das Ekstedt im Stockholm Stadtteil Östermalm. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 09.12.2022
Schon die Grüße aus der Küche verzaubern. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 09.12.2022
„Flambadou“ heißt die Technik, bei der aus dem heißem Trichter tropfenden Fett das Fleisch oder den Fisch gart. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 09.12.2022
Das Dessert: Steinpilzsoufflé mit Waldmeistereis und Kirschen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 09.12.2022

Ekstedt

Wer ungewöhnlichen Genuss auf höchstem Niveau sucht, ist bei Niklas Ekstedt, ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern, richtig. Sein erstes Restaurant eröffnete er mit 21 Jahren in Helsingborg und 2008 zog es ihn nach Stockholm. Den Schweden ist er als Fernsehkoch wohlbekannt, den Deutschen eventuell aus der Kochshow „Kitchen Impossible“. In seinem Restaurant setzt er auf antike Techniken, offenes Feuer und Storytelling am Teller. Eine elektrische Herdplatte benötigt er nicht, es brennen vielmehr offene Feuer in seinem Betrieb – mitten in der Stadt, mitten im Stadtteil Östermalm. Und was dabei herauskommt, ist nichts geringeres als exzellente Küche, ein Erlebnis, das man lange mitnimmt. Wow-Effekt reiht sich an Wow-Effekt. Allerdings muss man dafür euch ein wenig tiefer in die Tasche greifen – sieben Gänge kosten derzeit rund 200 Euro.

Humlegårdsgatan 17, 114 46 Stockholm, ekstedt.nu

Ein Blick übers Büffet in den Innenraum der S/S Stockholm. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 10.12.2022
Der klassische Weihnachtsschinken darf auf keinem Julbord fehlen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 10.12.2022
Ebenso wenig eine reichhaltige Auswahl an Fisch. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 10.12.2022

Stromma – Julbordskryssningar i Stockholms skärgård

Strommas Mission sind Erlebnisse auf dem Wasser – seit 1809 und in vielen Städten, nicht nur in Stockholm. Hier gibt es jedoch eine Vielzahl an Ausflugszielen und im Dezember auch die Möglichkeit, drei Stunden durch den Schärengarten zu schippern und ein Julbord, das typische schwedische Weihnachtsbüffet, zu genießen. Unser Schiff, die „S/S Stockholm“, ist von 1931 und schon deswegen recht charmant mit ihrer holzvertäfelten Innenausstattung. Das Büffet ist üppig und von sehr guter Qualität. Eine lohnenswerte, leckere und entspannte Sache!

www.stromma.com

Das Made in Sweden in Södermalm. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 11.12.2022
Gräddkokt Viltskav – in Sahne gekochtes Wildgeschnetzeltes. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 11.12.2022
Wie bei Großmutter: die Köttbullar. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 11.12.2022
Toast Skagen ist ein Klassiker in Schweden. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Stockholm/Schweden, 11.12.2022

Made in Sweden

Der Name ist Programm. Hier gibt es Produkte und Gerichte aus Schweden – das gilt natürlich auch für die Getränke wie die große, gekonnt zusammengestellte Bierauswahl oder Schnaps sowie Whisky. Und auch hier finden wir sie wieder, die Klassiker der schwedischen Küche: Köttbullar (die berühmten Fleischbällchen), Gräddkokt Viltskav (in Sahne gekochtes Wildgeschnetzeltes), Toast Skagen oder den Signature Dish des Hauses: der „Made in Sweden“-Burger  mit dem typischen Käse aus Västerbotten, Speck und Preiselbeeren. All das wird liebevoll und nach Großmutters Art zubereitet. Ein Besuch Stockholms ohne einen Besuch in Janne Klingestedts wunderbarem Restaurant ist für uns undenkbar.

Folkungagatan 102, 116 30 Stockholm, www.madeinswedenbar.se

Anmerkung:

Siehe auch die Beiträge

im MaDeRe.

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Daniel M. Grafberger
Daniel M. Grafberger ist zu Hause in Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Er ist Redaktionsleiter eines Ulmer Verlags und freiberuflicher Fotograf. Zu seinen Leidenschaften gehören Reisen, Kochen, Gastronomie und Kultur. Zu seinen Lieblingsreisezielen gehören Skandinavien, Südtirol und alle Destinationen, die man auf Kreuzfahrtschiffen (vor allem auf dem Fluss) erreichen kann.