Ägäis, Griechenland, Türkei (MaDeRe). Von den antiken Nussschalen zur Zeit von Odysseus spannt sich ein weiter Bogen zur modernen mediterranen Seeschifffahrt.

Wem gehört das Mittelmeer? Wegen seiner landschaftlichen, klimatischen und wirtschaftlichen Attraktivität erweckte es zu allen Zeiten Begehrlichkeiten, die sich oftmals nur schwer miteinander vereinbaren ließen. Vor allem die Römer und Karthager kämpften in drei Punischen Kriegen verbissen um die Vorherrschaft. Selbstbewusst und nicht ohne Stolz erklärten die Römer nach ihrem Sieg das Mittelmeer als „mare nostrum“, zu ihrem Privateigentum. Damit lehrten sie jeden das Fürchten, der an diesem Anspruch zu rütteln wagte.

Allerdings erweckte die nicht aufzuhaltende Völkerwanderung neue Begehrlichkeiten, die das römische Imperium schließlich zu Fall brachten. An seine Stelle trat das Byzantinische Reich, das sich bis zum Fall Konstantinopels ein ganzes Jahrtausend lang behaupten konnte. Mit dem Sieg der Muslime über die Hauptstadt des Reiches war schließlich der Boden bereitet für wechselnde Machtkonstellationen bis hinein in die Neuzeit.

Die Vasco da Gama auf Reede. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Ägäis, 5.4.2023

Mediterranes Lebensgefühl

Und wem gehört das Mittelmeer heute? Auch jenseits der bestehenden Ländergrenzen kann eine Antwort gefunden werden anhand der zwischen Gibraltar und Bosporus verkehrenden Schiffstypen. Denn seit mehreren Jahrzehnten sind es nicht mehr die Kriegs-, Handels- und Fährschiffe allein, die hier den Ton angeben. Denn vermehrt kommen die eleganten Kreuzfahrtschiffe hinzu, die bis in die letzten Winkel des Mittelmeeres vordringen. Dabei vergleichbar wählerischen Trüffelhunden auf der Suche nach landschaftlichen und kulturellen Höhepunkten, die das Mittelmeer heute zu bieten hat.

Bei diesem Anliegen erweist sich das Ägäische Meer im griechisch-türkischen Einflussbereich als ein besonders attraktives Suchgebiet. Das weiß man natürlich auch auf der VASCO DA GAMA, einem bewährten Kreuzfahrtschiff, das seinen Gästen einen prall gefüllten Korb mit den begehrten Früchten anbietet. Auf ihrem Weg von Athen über Thessaloniki nach Istanbul nimmt sie Kurs auf eine ebenso legendäre wie abwechslungsreiche Inselwelt. Vorbei an Schmuckstücken wie Mykonos und Skiathos, die allein beim Anblick ihres verschachtelten Baustils das erwünschte mediterrane Lebensgefühl hervorrufen.

Opferanlage im antiken Troja. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Ägäis, 10.4.2023

Spielball der Götter

Zweifellos ist Odysseus der bekannteste aller Kreuzfahrer im Mittelmeer. Sich auf seine Spuren zu heften kommt daher einem besonderen Abenteuer gleich. So bietet sich das antike Troja als einstiger Ausgangspunkt seiner zehn Jahre währenden Odyssee geradezu an. Hier hatte er sich mit einem hölzernen Pferd als ein Meister der Kriegslist erwiesen und die Mauern der als uneinnehmbar geltenden Metropole am Eingang zu den Dardanellen mit einem simplen Trick zum Einsturz gebracht. Doch sein grandioser Erfolg machte ihn zugleich zum Spielball der Götter, die nicht alle auf seiner Seite standen und ihn bedenkenlos den Unwägbarkeiten seines Seeabenteuers auslieferten.

Nicht viel besser erging es der Stadt Troja. Viele Jahrhunderte tauchte sie ein in den Dunst der Vergangenheit, und mit jeder neuen Siedlungsschicht fiel sie tiefer hinein in den Orkus des Vergessens. Doch dann brachte die Ausgrabungswissenschaft Licht in das Dunkel der Ereignisse. Nun erfahren die Besucher der freigelegten Stadtmauern, dass nicht der Mythos von der schönen Helena der eigentliche Grund war für den Untergang der Stadt. Deren Zerstörung ist wohl eher zurückzuführen auf die überaus erfolgreiche strategische Lage im Schnittpunkt des damaligen Seehandels, die von der politischen Konkurrenz aus dem Süden nicht länger hingenommen wurde.

Frauenfigur im Troja-Museum. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Ägäis, 10.4.2023

Konkurrierende Frauenbilder

Abenteuerlich verlief auch die Kreuzfahrt des Apostels Paulus, der sich in missionarischem Eifer gleich viermal auf den Weg durch das Mittelmeer machte. Eine dieser Reisen führte ihn nach Ephesus, wo mit der weltweit zweitgrößten Bibliothek nach Alexandria auch die Wissenschaft ein Zuhause hatte. Nicht zufällig stand daher Artemis als Göttin der Weisheit im Götterhimmel der Stadt obenan. Zugleich wurde ihr auch als Göttin der Fruchtbarkeit unter ihren Anhängern eine hohe Verehrung zuteil.

Kein Wunder also, dass die christliche Missionsreise des Paulus unter vollem Risiko stand, zumal seine Gegner gute Geld mit dem Artemiskult verdienten. Und dennoch sollte sich Paulus langfristig durchsetzen mit einer weiblichen Konkurrentin, jener Maria, die hier in späterer Zeit durch ein ökumenisches Konzil zur „Gottesgebärerin“ erhoben und dadurch mit höchsten theologischen Ehren ausgestattet werden sollte.

Architektur im antiken Pergamon. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Ägäis, 5.4.2023

Götterglaube und Christentum

Als noch gefährlicher entwickelte sich seine Missionstätigkeit im nordgriechischen Philippi nahe der heute pulsierenden Hafenstadt Kavala. Auch hier zeugt ein großflächiges Ausgrabungsareale von jenen antiken Zeiten, als alter Götterglaube und neu entstandenes Christentum unmittelbar aufeinander prallten. Eine üppige Theaterkonstruktion und dekorative Bodenmosaike dokumentieren bis heute ein Stück jener aufregenden Zeit. Daneben beweist ein unkomfortables Felsengefängnis, wie weit es um die persönliche Sicherheit und Freiheit des Paulus während seiner Gefangenschaft wirklich bestellt war.

Und doch ist es einer der Höhepunkte seines Wirkens, dass sich eine Bewohnerin der Stadt namens Lydia von dem Apostel taufen ließ und mit dieser einfachen heiligen Handlung offiziell al erste europäische Christin in die Annalen der Kirchengeschichte einging. Von der Christenverfolgung jener Zeit bis hin zum Christentum als Staatsreligion Ende des 4. Jahrhunderts war es jedoch noch eine lange Epoche, die in der Tat in eine Zeitenwende einmündete

Meteora-Felsenkloster. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Ägäis, 6.4.2023

Ausgefallene Klosterkulisse

Eine der auffälligsten Ausformungen späteren christlichen Lebens sind die Meteora-Klöster im griechischen Thessalien. In vielen tausend Jahren heraus erodiert aus den Sedimentschichten eines urzeitlichen Meeres, ragen mächtige Sandsteintürme mächtig hinauf in den Himmel. Bei näherem Hinsehen lassen sich auf ihnen Gipfeln verwinkelte Bauwerke ausmachen, die sogleich auf großes Interesse stoßen. Es sind die nur schwer erreichbaren Anlagen der Meteora-Klöster, die sich seit dem Mittelalter aus Felshöhlen früher Eremiten heraus entwickelt haben. Offensichtlich führten die Mönche an diesen herausragenden Orten ein Leben meditativer Ruhe fernab aller störenden Geschäftigkeit.

Im Ansatz hat sich diese Lebensweise bis heute grundsätzlich erhalten. Doch wer wollte die vielen Besucher übersehen, die sich zumindest tagsüber einen Einblick verschaffen möchten in diese alternative Lebensweis? Vor allem faszinieren die Innenbemalungen der Kirchenwände. Sie hinterlassen in ihrer apokalyptischen Eindeutigkeit den Eindruck einer Wirklichkeit zwischen irdischer und himmlischer Existenz. Noch heute geeignet als Ausgangspunkt für ein anhaltendes spirituelles Erlebnis?

Kulisse der Hagia Sophia. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Ägäis, 11.4.2023

Stadt der zwei Kontinente

Demgegenüber steht am Ende der Kreuzfahrt in all ihrer Lebendigkeit die türkische Hauptstadt Istanbul. Mit ihren Palästen und Moscheen gelegen an der Nahtstelle von Dardanellen, Goldenem Horn und Bosporus überstrahlt sie eindrucksvoll die gesamte ägäische Region. Der Blick vom Oberdeck der VASCO DA GAMA auf den Topkapi-Palast, die Blaue Moschee sowie die Brückenverbindung mit der asiatischen Seite der Stadt vervollkommnen das Bild.

Und doch ist es ein ganz besonderes Gebäude, das seit seiner Entstehung unter Kaiser Justinian der gesamten Stadt seinen besonderen Stempel aufsetzt. Es ist das Jahrtausendbauwerk der Hagia Sophia, die mit ihrer architektonischen Großzügigkeit die Aufmerksamkeit auf sich zieht und Bewunderung auslöst. So endet die Reise mit der Frage, ob die mächtige Kuppel des Gebäudes nicht auch weiterhin als ein Symbol für das friedliche Miteinander der Religionen dienen kann.

Reise-Informationen zur „Vasco da Gama“:

Kapazitäten: Mit einer Aufnahme-Kapazität von maximal 1 000 Gästen gehört die Vasco da Gama zu den kleineren Hochsee-Kreuzfahrtschiffen. An Bord befinden sich fünf Restaurants, dazu sieben Bars und Cafés.

Ein umfassendes Ausflugs- und Unterhaltungsprogramm bereichert das Bordleben. Die Bordsprache ist deutsch.

Anmerkung:

Die Recherche zu „Odysseus und seine Nachfolger“ wurde von Nicko Cruises Schiffsreisen GmbH unterstützt.

Sie zur Ägäis auch die Beiträge

im MaDeRe.

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