In unendlichen Phrasen über Produzenten entlang dreier Weinstraßen in der Steiermark – Zum Buch „Genießen in der Südsteiermark“ von Tina Veit-Fuchs

"Genießen in der Südsteiermark" von Tina Veit-Fuchs. © Styria Verlag

Berlin, Deutschland (MaDeRe). Das, was Tina Veit-Fuchs vorlegt, wirkt wie ein Sammelsurium gesammelter Pressemitteilung und ist von der ersten bis zur letzten Seite totale Reklame. Bunte Bilder, die aus wie aus Hochglanz-Prospekten geschleudert wirken mit Personen, die sich in Pose werfen, dass der Schleim nur so tropft.

Dass, was Veit-Fuchs „entlang der Weinstraßen“ entdeckt hat, dass sind Werbetreibende. Dabei hätten Land und Leute an der Sausaler, Klopotetz und Südsteirische Weinstraße von jedem echten Journalisten in Geschichte und Gegenwart besser vorgestellt werden können, als mit auf Papier gedrucktem Bloggerblödsinn in einfältiger Ich-Erzähler-Manier. Wessen Kopf sich vor „Mein einprägsamstes Erlebnis mit Arnold Melcher“ oder „Mein Opa pflegte zu sagen“ nicht wegduckt und wessen Hände Witzigkeiten wie „Simsalagin“ und „Anerkenn-Bar“ noch aushalten können, dessen Hirn und Habitus hält auch „Frau im Spiegel“, „Brigitte“ und also Blätter fürs Kleinbürgerbregen, das es schlicht schätzt und ansonsten Verpackungen.

Der Inhalt ist eine Anhäufung von Phrasen, bei denen man nicht weiß, ob sie erbrochen oder geschissen wurden, wenn man hinausposaunte Bemerkungen beispielsweise über Orte, „an dem Einkaufen wahrhaftig zum Genuss wird“ lesen muss.

„Genießen in der Südsteiermark“ ist ein blödes Buch für die Generation Doof, effekterheischend hier, wo der weise Mann geschwiegen hätte, und inhaltsschwach dort, wo Aufklärung not tut. Doch mit Journalismus haben die 192 Seiten im Pappband nichts zu tun, sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Placebo pur. Das geschäftliche Geschmiere taugen trotz rund 300 kommerziellen Adresse mit Angaben der Rufnummern und einheitlichen Ressourcenzeigern der Heimatseiten im Weltnetz noch nicht einmal als Reiseführer. Ihm fehlt Kultur und Kritik.

Für Werbung, bei der von Anfang bis Ende der Kopf mal Pause hat, 25 Euro zu verlangen, das ist eine Ohrfeige für die Leute, die noch in Buchläden gehen.

Bibliographische Angaben

Tina Veit-Fuchs, Genießen in der Südsteiermark, Entdeckungen entlang der Weinstraßen, 192 Seiten, Format: 21 x 21 cm, Verlag: Styria, 1. Auflage, Wien, 4.4.2019, ISBN 978-3-222-13625-2,Preis: 25 EUR (A)

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Stefan Pribnow
Stefan Pribnow ist Chefredakteur des neuen Magazin des Reisens. Und das ist gut so.