Grenzerfahrung in Finnland – Serie: Finnisches Wintermärchen am Saimaa (Teil 7/10)

Dr. Peer Schmidt-Walther mit einem Tiguan im finnischen Winterwald am Saimaa Anfang Februar 2021.. © Foto: Christian Rödel, BU: Stefan Pribnow

Saimaa, Finnland (MaDeRe). Vielleicht ein winterlicher Ausflug auf den Saimaa-See. Ohne Langlauf-Ski oder Schneeschuhe, aber mit 3000 Tonnen Streusalz durchs karelische Eis. Denn auf dem finnischen Meer herrscht auch im Winter reger Schiffsverkehr.

„Nimm dir Schlaftabletten mit und zieh dich warm an!” Das ist die letzte Mail-Botschaft aus dem hohen Norden. Warnung oder gut gemeinter Ratschlag des Kapitäns? Doch bange machen gilt nicht, wenn man wie ich unbedingt seinen alten Traum realisieren will: ein maritimes Winter-Abenteuer mitten in Finnland. Und das beginnt nur eineinhalb Autostunden von unserem Ferienhaus „Koivurinne“ entfernt. Wobei der bullige Tiguan, VWs Verkaufsspitzenreiter, die verschneiten und kurvenreichen Waldpisten elegant meistert

„Terve, welcome!”, ist von oben herab durch die erstarrten Birken zu hören. METEOR ist in weißen Lettern auf schwarzem eisverkrustetem Stahlrumpf zu lesen. Ein bulliger Hochseeschlepper der soliden, alten Art. Der liegt in Mustola bei Lappeenranta. Hier beginnt der Saimaa Kanal, der den See mit der 58 Kilometer entfernten Ostsee verbindet und zur Hälfte über russisches Territorium verläuft.

Zwei VW im Schnee an der finnisch-russischen Grenze, 30.1.2021. © Foto: Christian Rödel, BU: Stefan Pribnow

Wer sich so wie wir ins Grenzgebiet begibt, muss höllisch aufpassen, dass er nicht die gelben sechssprachigen Schilder mit der roten Hand und SEIS – STOP! übersieht. Versteckte Elektronik spürt hier jeden Neugierigen unerbittlich auf. Plötzlich wird man in the middle of nowhere von einem grünen Wagen gestoppt, peinlich nach dem Woher und Wohin befragt und kontrolliert. Wer nachweislich in der Sperrzone Rajavyöhyke erwischt wird, der muss kräftig blechen. Wir haben noch mal Glück gehabt. Der hohe Schnee vor dem russischen Zaun war sogar für unseren Tiguan eine natürliche Grenze, trotz großer Räder und hochliegendem Chassis. Ansonsten hat er alle Situationen des harten nordischen Winters mit Bravour gemeistert, obwohl die Sensorik zum Einfrieren neigt. Das Terrain ist vielfältig: Neuschnee, gefrorener Spurrillen-Matsch, Schotterpisten, festgefahrene, vereiste Schneedecken, kurvenreiche, unbefestigte Waldwege mit steilen, glatten Auf- und Abstiegen. Bei Temperaturen zwischen null und dreißg Grad minus. In Finnland fährt man dafür mit Spikesreifen, die in Deutschland nicht erlaubt sind.

Wenig später im Saimaa-Kanal. „Eerik Laas”, stellt sich der junge Mann vor, der den Passagier aus Brückenhöhe angesprochen hat, „I am the captain”. Spricht’s und packt mich, als es akrobatisch über einen rutschigen Fenderan Bord geht. „Jetzt brummt die Schifffahrt auf dem See”, sagt er und turnt wieder auf die Brücke zum Ablegemanöver. An der nächsten Pier wartet bereits der deutsche Frachter RMS GOOLE. Er hat 3000 Tonnen Streusalz aus Rostock gebracht. Jetzt soll die METEOR ihm eine Bahn brechen durch den vereisten Saimaa See zum Hafen Joensuu, wo er Zellulose für Lübeck laden soll.

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