Frankfurt am Main, Deutschland (MaDeRe). Unter Kultur wird weitestgehend das verstanden, was der Mensch gestaltend hervorbringt. Durch diese Brille betrachtet gestalten Menschen Natur- zu Kulturlandschaften. Die meisten Menschen jedoch, so möchte man meinen, verwalten diese. Doch davon soll hier und heute nicht die Rede sein. Wir schreiben vielmehr über eine deutschsprachige Kulturlandschaft, die neben der Neckarmetropole Stuttgart, den Elbestädten Dresden und Hamburg, der Italo-Isar-Instadt München, den Rheinstädten Bonn, Düsseldorf und Köln sowie der deutschen Haupt-, Spree- und Weltstadt Berlin auch international besteht, bekannt ist und wie die genannten Metropolen zugleich als Stadtlandschaft gilt. Wir informieren in dieser Serie über Frankfurt am Main, weniger im Allgemeinen als vielmehr über Kunst und Kultur.
Geld und Gilde
Die Mainmetropole zeigt sich anreisenden Besuchern zu Wasser, zu Land und in der Luft wie Manhattan, denn in ihrer Mitte stehen viele hohen Häuser, die an Wolken kratzen. Weil diese meistens Banken beherbergen wird Frankfurt als Bankfurt bezeichnet. So betrachtet sind die Bürotürme Symbole für Macht und Moneten, die himmlischen Wachstum beschreien, und Sinnbild für den Charakter des aktuellen Kapitalismus: den Monetarismus.
Der 1999 eröffnete Main Tower und der 2011 eröffnete Tower 185 mit jeweils 200 Metern dürfen bereits als Wolkenkratzer bezeichnet werden, denn ab einer Höhe von 200 Metern gelten Häuser üblicherweise als Wolkenkratzer. Darauf folgt mit 208 Metern Höhe die Westendstraße 1 von 1993. Der Messeturm, der 1991 fertiggestellt wurde, ist 256,5 Meter hoch. Doch mit 259 Meter ist der Commerzbank Tower, der 1997 eröffnet wurde, das derzeit höchste Haus in Mainhattan. Höhe ist nur noch der 1979 fertiggestellte Europaturm mit 337,5 Metern (vgl. Liste der Hochhäuser in Frankfurt am Main in Wikipedia).
Die größte Stadt des Bundeslandes Hessen, die dennoch nicht dessen Landeshauptstadt ist, bietet als fünftgrößte Kommune der deutschen Bundesrepublik neben Wahrzeichen des monetaristischen Metropolenkapitalismus als Ballungsraum der Rhein-Main-Region vor allem Bauwerke des Bürgertums. Doch weil Frankfurt am Main seit dem Mittelalter als ein urbanes Gemeinwesen gilt, ist sie nicht nur Stadt des Geldes sondern auch Stadt der Gilde.
Weniger die Zünfte als vielmehr Kaufleute prägten dieses Zentrum von Zaster und Zins wie auch Zahlemann & Söhne. Noch heute zeugen Patrizierhäuser vom Reichtum, der gemehrt und zur Schau gestellt wurde.
Patrizier und Römer
Der Römer ist seit dem 15. Jahrhundert das viel fotografierte Rathaus von Frankfurt am Main und seine Treppengiebelfassaden das markanteste Wahrzeichen. Zum Gebäudekomplex mit der berühmten Dreigiebel-Front am Römerberg vor dem Justitia-Brunnen zählt auch das Haus Alt Limpurg. Dort residierte die Gesellschaft Alten Limpurg als eine Vereinigung ehemals patrizischer Familien in Frankfurt am Main, die 1357 gegründet wurde und bis heute existiert. Laut Wikipedia vertrat sie bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches als adlige Ganerbschaft die Interessen ihrer Mitglieder im Rat der Freien Reichsstaat. Bis zur Reform der Ratsverfassung nach dem Fettmilch-Aufstand 1613, einer am Ende judenfeindlichen Revolte der Zünfte unter Lebkuchenbäcker und Kleinkrämer Vinzenz Fettmilch die sich anfangs gegen die Patrizier, die den Rat der Stadt dominierten, richtete, stellten die Mitglieder der Gesellschaft Alten Limpurg die Mehrheit des aus 42 Mitgliedern bestehenden Rates, danach durften nur noch höchstens 14 Ratsherren Limpurger sein.
Heute widmet sich die Familienvereinigung kulturellen Aufgaben, insbesondere dem Stiftungswesen. Der Aufstand der Zünfte gegen die Patrizier mit dem Effekt der Vertreibung der Juden brachte ihnen letztendlich einen Bürgervertrag und mehr Macht. Doch Fettmilch und seinem Gefolge wurden am Ende nicht nur der Schwurfinger sondern auch der Kopf abgeschlagen und sein Torso gevierteilt.