Kummerow, Deutschland (MaDeRe).Ein Hühnerhof gerät in Aufruhr. Hektisch flattern die Hennen durcheinander. Vergeblich versuchen die Hähne, ihr Völkchen durch Krähen zur Ordnung zu rufen. Enten nehmen den ungewohnten Koloss erst im letzten Augenblick wahr und starten zur Flucht.
Dann wird`s noch enger. MS SANS SOUCI füllt das schmale Flussbett fast vollständig aus, streift beim Kurvenfahren mit dem Heck fast das Schilf. Dessen biegsame Halme neigen sich unter dem Wasserschwall respektvoll zur Seite. Überhängende Zweige knicken ab und landen an Deck. „Blumenpflücken inbegriffen“, meint eine Münchnerin belustigt, während ihre Freundin aus Norwegen es nicht fassen kann, „dass es so etwas Exotisches in Deutschland noch gibt“. Wie zur Bestätigung treiben schwimmende Gras- und Blumeninseln auf das Schiff zu und werden vom Steven zerschnitten: Amazonas-Impressionen en miniature. Sogar die Temperaturen stimmen. Über unseren Köpfen kreist ein roter Milan. Und Myriaden von Bremsen, die sich als blutgierige Plagegeister auf uns stürzen. Dann Einlaufen in den elf Kilometer langen Kummerower See. Anlass für ein Glas Sekt. Beginn der hügel- und seenreichen Mecklenburger Schweiz. Die rote schweizerische Heckflagge mit dem weißen Kreuz knattert wie zur Begrüßung im Wind.
Der Abend klingt aus mit einem (oder mehreren) Gläschen Wein an Oberdeck. In einer Sage heißt es passend: „In der Weihnachtszeit soll das Wasser des Kummerower Sees zu Wein werden…“ So lange können wir nicht warten. Als glutroter Ball taucht die Sonne hinter den gewellten Bornitzbergen unter den Horizont. Später lässt milder Mondschein den elf Kilometer langen See noch romantischer erscheinen. Nebelschwaden wabern. Bilder von Caspar David Friedrich kommen einem in den Sinn. „Hier bliwt allens bi´n ollen!“, stellte auch schon der mecklenburgische Heimatdichter Fritz Reuter auf Plattdeutsch fest. Übersetzt heißt das: „Hier bleibt alles beim alten!“ Ein Glück!