Ohrid, Nordmazedonien (MaDeRe). Als Jugoslawien Anfang der 1990er-Jahre zerfiel, entstanden viele neue Staaten, darunter seit dem 8. September 1991 auch Mazedonien, respektive inzwischen korrekt die Republik Nordmazedonien. Mit gerade mal 25.713 Quadratkilometern ein recht kleines Land – Deutschland hat etwa die vierzehnfache Fläche. Rund 1,8 Millionen Menschen wohnen hier. Für den Tourismus ist das Land recht gut erschlossen, wird aber zumindest in unseren Breiten selten als Ziel wahrgenommen. Wir begeben uns auf eine kleine Rundreise durch die Weinberge, Nationalparks und an den Ohridsee. Der Ohridsee ist Weltkultur- und Weltnaturerbe und der Mavrovo begeistert uns zum Finale mit wilder Natur.
Vom südlichen Zentrum des Landes fahren wir nach Südwesten. Ohrid und Ohridsee zeigen sich im Sonnenlicht von ihrer besten Seite. Rund 40.000 Menschen sind hier zu Hause und der Ort ist einer der wenigen Welterbestätten der UNESCO, die Kultur- und Naturerbe zugleich sind. Eine Kirche für jedes Jahr – so spricht der Volksmund über Ohrid. Tatsächlich sind es nur rund 40 Stück, von denen wiederum nur noch eine wirklich aktiv ist. Aber für Geschichts- und Kulturinteressierte ist Ohrid ebenso ein Eldorado wie für Bade- und Entspannungstouristen.
Der Ohridsee
Der Ohridsee ist der zweitgrößte See der Balkanhalbinsel sowie einer der ältesten der Erde. Nordmazedonien ist der überwiegende Anrainer. Ein kleiner Teil gehört noch zu Albanien. Beeindruckend ist vor allem die Tiefe des Sees mit 288 Metern. Neben Ohrid gibt es noch zahlreiche Orte, die man besichtigen kann wie die Pfahlbauten „The Bay of Bones“ aus der späten Bronzezeit, das orthodoxe Kloster Sveti Naum, gegründet 905, oder die albanische Stadt Pogradec.
Das alte Theater
Die Altstadt von Orhid ist nicht besonders groß, alles ist fußläufig gut zu erreichen, aber es gibt auf kompaktem Raum viel zu entdecken. Mittendrin auf halber Höhe beispielsweise das alte mazedonische Theater. Es wurde vor mehr als zwei Jahrtausenden, irgendwann Ende des 3. oder Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. während des späten Hellenismus erbaut und war für Theater-, Musik- und Poesieaufführungen für Liebhaber der Theaterkunst bestimmt. Erst bei systematischen Ausgrabungen zwischen 1977 und 1984 wurden die Standorte der Eingänge und des Theatergebäudes, des Orchesters mit den Ehrensitzen sowie der Arena mit neun Sitzreihen freigelegt. Im Jahr 1999 wurde beschlossen, das Theater vollständig freizulegen und wieder aufzubauen. Seit 2001 kann und wird es wieder für Open-Air-Veranstaltungen genutzt.
Die Kirche der Heiligen Gottesmutter Peribleptos und die Festung
Die Kirche zählt zu den am besten erhaltenen byzantinischen Denkmälern aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Erbaut wurde sie 1295. Beeindruckend und sehenswert ist die noch gut erhaltene Freskenmalerei. Von hier sind es dann nur noch wenige Schritte bis hinauf zur Festung. Die Festung des Zaren Samuil, wie heute die Zitadelle meist genannt wird, steht auf dem höchsten Punkt der Stadt.
Erste Spuren einer Befestigung stammen von den Encheläern aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Zwischen 992 und 1018 war Ohrid kurze Zeit Hauptstadt des ersten Bulgarischen Reiches und damit Residenz des bulgarischen Zaren Samuil, der die Festung und die Stadtmauern erweiterte. Wie in Skopje ist das Innere der Festung eher unspektakulär, während der Umlauf der Mauer und die Türme einen grandiosen Blick auf Stadt und Festung ermöglichen.
Die Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo
Wer den Berg auf der anderen Seite wieder hinabsteigt, findet sich direkt über der Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo aus dem 13. Jahrhundert wieder. Da die kleine orthodoxe Kirche malerisch auf einen Felsvorsprung steht, ist sie ein beliebtes Fotomotiv von allen Seiten. Im Inneren gibt es Reste von Fresken des 14. Jahrhunderts.
Sophienkirche
Über einen Holzsteg kann man knapp über der Wasseroberfläche wieder zurück zur Altstadt laufen und erreicht die engen Straßen der Altstadt direkt vor der Sophienkirche. Auf den Fundamenten einer frühchristlichen Kirche wurde im 11. Jahrhundert eine dreischiffige Kathedrale errichtet, die Erzbischof Grigorije 1317 erweitern ließ. Die Türken gestalteten die Kirche in eine Moschee um, wobei Glockenturm, Zentralkuppel und Innengalerien zerstört wurden. Nach dem Russisch-Osmanischen Krieg von 1877/78 endete die Herrschaft des Osmanischen Reiches in der Region und die Sophienkirche wurde wieder eine christliche Kirche. Die Kirche ist reich an Fresken.
Kost und Logis
In Altstadt und Hafen ist die Auswahl an Restaurants und Hotels natürlich üppig. Daher hier ein paar von uns für gut befundene Orte. Wer es schick, mit fantastischer Aussicht und Zugang zum Kiesbadestrand möchte, dem sei das Hotel Inex Olgica, etwas ausserhalb der Stadt, empfohlen. Wir haben in der Villa Varosh übernachtet. Sehr moderne, saubere Appartements mit bestem Blick auf den See. Es gibt einen kleinen Gastraum mit Kaffeemaschine, aber kein Frühstück. Das gibt es allerdings in zahlreichen Restaurants in den umliegenden Straßen. Frühstück bekommen wir im Restaurant Kajche mit Terrasse direkt in den See hinein. Zu unseren Lieblingsrestaurants gehört das Restoran Čun, das bei keiner Ohrid-Reise fehlen darf. Auch hier gibt es die üblichen lokalen Gerichte und einen gut gefüllten Weinkeller. Vielen Dank an Aneta Bär und ihre Agentur Generaltourist in Ohrid für die Unterstützung beim Finden einer Unterkunft und eines Stadtführers sowie die Tipps zu Restaurants und Sehenswürdigkeiten.
Der Mavrovo-Nationalpark
Auf dem Weg zurück nach Skopje durchqueren wir noch den Mavrovo-Nationalpark. Wilde Natur, viel Wasser und einige Sehenswürdigkeiten. Er ist der größte der vier Nationalparks in Mazedonien und wurde 1949 gegründet. Er bietet viel Natur zum Wandern, Rad- und Skifahren. Unser erster Halt bringt eine Wanderung mit sich – zu den Duf-Wasserfällen. Vom Dorf Rostusch sind es nur 30 Minuten durch die Duf-Schlucht. Vielleicht ist der Wasserfall am Ende nicht so spektakulär, wie der Weg dort hin: Ein Pfad bergauf und bergab durch ungezähmte Natur.
Nur ein paar Minuten Fahrt von hier ist das Kloster Sveti Jovan Bigorski, das im Jahr 1020 gegründet wurde. Sein guter baulicher Zustand sowie eine große sechsreihige und holzeingefasste Ikonostase und eine dreireihige Galerie orthodoxer Heiliger und biblischer Motive an der Außenwand der Klosterkirche, machen es zu einer der wichtigsten kulturellen Sehenswürdigkeiten des Landes. Wer Stärkung sucht oder Unterkunft, findet sie am Wegesrand im Hotel und Restaurant Tutto. Naturverbunden kann man das nennen. Viel Handgemachtes, ähnlich dem Slow-Food-Gedanken und charmante Zimmer zeichnen das Haus aus. Ebenfalls am Wegesrand liegt Korab Trnica. Auch hier gibt es Essen, Zimmer und ein Geschäft mit den typischen weißen Käsesorten. Unser „gelber“ Käse ist in Mazedonien weit weniger bekannt als die zahlreichen weißen Käsesorten, die wir zum Beispiel als Feta kennen. Hier gibt es sie in großer Auswahl von Kuh, Schaf und Ziege.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir dann wieder Skopje, von wo aus wir den Heimflug antreten. Eine erlebnisreiche Woche, in einem unterschätzten, facettenreichen Land geht zu Ende. Wir kommen sicher wieder.
Hilfreiche Links
Appartements Villa Varosh: www.villavarosh.mk
Anmerkungen:
Siehe auch die Beiträge
- Die Hauptstadt Skopje – Serie: Mazedonien – unentdecktes Land (Teil 1/3) und
- Von Skopje in die Weinberge – Serie: Mazedonien – unentdecktes Land (Teil 2/3) von Daniel M. Grafberger
im MaDeRe.