Kambodscha (MaDeRe). Erging es nicht ähnlich auch der gesamten Kultur Kambodschas, die seit den mächtigen Khmer-Reichen alle südostasiatischen Kulturen an Schönheit und Eleganz stets überflügelte? Angkor-Kenner Chy sieht beim Rundgang durch die Tempelstadt als persönlich Betroffener eine Parallele zwischen dem mörderischen Umklammerungsgriff der Würge-Feigenbäume und dem rücksichtslosen Vorgehen des Steinzeit-Kommunismus unter seinem Diktator Pol Pot. Denn auch dieser schickte sich an, im Chaos des gesellschaftlichen Umbruchs die schönsten kulturellen Zeugnisse der Vergangenheit zu zerstören oder zumindest dem Verfall preiszugeben. Eine drei Jahrzehnte andauernde Katastrophe am Ende des letzten Jahrhunderts, die bis in die Gegenwart hinein ihre traumatischen Spuren hinterlässt.
Nur Chy hat, wie er augenzwinkernd berichtet, Grund zur persönlichen Freude. Denn nach Schließung aller Klöster zwangen die damaligen Machthaber seinen Vater, einen ehemaligen Mönch, zur Heirat mit einer jungen Frau, die dieser nicht kannte. Beide erhielten den offiziellen Auftrag, für Nachwuchs zu sorgen. Und da es bei Nichterfüllung dieser Verpflichtung ernsthafte Schwierigkeiten gegeben hätte, machten sich beide sofort ans Werk – mit einem Ergebnis, das seinen gebannt lauschenden Zuhörern am Ende dieser anrührenden Geschichte gelassen entgegen lächelt. Und da der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, bereitet auch Chy sich gerade vor auf seinen baldigen Eintritt in ein buddhistisches Kloster.