San Francisco, Kalifornien, USA (MaDeRe). „Summer of Love“ – 50 Jahre ist es her, dass Musik und Protest, Poesie und Rausch, Farbe und Fantasie das Love-and-Peace-Gefühl einer ganzen Generation maßgeblich geprägt haben. Die Hippie-Ära begann 1967 in San Francisco und feiert 2017 fünfzigsten Geburtstag.
Heute in 2017 hat der Urlauber das Gefühl „das war einmal, das kommt nicht wieder“ – auch nicht in San Francisco, wie überall. Immerhin plant Max Hollein, langjähriger Leiter des Frankfurter „Städel“, der „Schirn“ und anderer Museen in Frankfurt eine Ausstellung zum Thema im „de Young Museum“ in San Francisco. Gut, Protest-Demonstrationen begegnet man derzeit öfter auf der Straße – zurückgehend auf die neue politische Landschaft, welche die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) wohl auf den Kopf stellen wird. Auch den gerauchten Duft riecht man ab und an, heute ist er in Kalifornien erlaubt. Wer dann noch Scott McKenzie mit dem von „The Mamas and Papas“ geschriebenen Hit „San Francisco“ mit der Textzeile „If you`re going to…“ hört, ist vollauf hin und weg.
Ansonsten geht das Leben seinen Gang, vielleicht auch, weil ich nicht im Sommer dort war, sondern im Januar. Und dennoch: San Francisco gefällt nicht nur mir, auch alle, die schon mal dort waren, sind hellauf begeistert vom Flair dieser Großstadt. Allein ein halbstündiger Flug und der Blick von oben auf die fast 3.000 Meter lange Golden Gate, die berühmteste Hängebrücke der Welt und Wahrzeichen der Stadt an der Westküste der USA, auf die ältere und erste Brücke Bay Bridge und die bewaldeten Viertel stimmen ein auf schönste Rundgänge und -fahrten durch die Straßen. Doch ich als Nichtautofahrer hätte nie gedacht, dass viele Straßenabschnitte so steil sind, um die 40 Grad, dass ich Angst hatte, wir stehen senkrecht und rollen zurück, zumal wenn am Ende noch ein Stop-Schild zum Anhalten zwang. Ich stand anfangs unglaubliche Angst aus, doch langsam gewöhnte ich mich daran. Zu Fuß glaubte ich, es nicht zu schaffen, und wollte aufgeben, aber die Hauptstraße von Chinatown mit ihren roten Lampions entschädigte mich für die Mühsal des Bergsteigens. Hier könnte man sich mit irrsten Souvenirs und Mitbringseln eindecken.
Das Chinesische Kulturzentrum brachte mir eine weitere neue Erfahrung. Es gab einen Film, in dem ich einen Gorilla auf der Leinwand zum Freund gewinnen sollte. Ich musste auf allen Vieren kriechen, um den Gorilla aus seinem Versteck hinter dem Baum zu locken. Ich sollte mich ihm langsam nähern und Gorilla-Laute ausstoßen. Von der Leinwand kam der Kommentar: „Das machst du gut, weiter so.“ Schließlich stellte er sich vor mir auf, wir waren Freunde. „Gut gemacht“, lautete die Antwort. Nicht nur Chinatown lohnt, auch die ungewohnt schöne und vielfältige Architektur an den steilen Straßen. Die Straßen sind zweisprachig beschildert, genauso wie in Japantown.
Hier sollte man unbedingt in ein japanisches Restaurant essen gehen, wo man zu acht um einen ovalen Tisch mit ovaler Herdplatte in der Mitte sitzt und der Koch das 5-Gänge-Menü vor den Augen der Gäste zubereitet. Einem Artisten gleich operiert er lustig mit seinen Werkzeugen, wirft mal ein Gewürz hoch, während er sich um die eigene Achse dreht, und fängt es wieder auf. Spielerisch brät und schneidet er alles klein – man isst ja mit Stäbchen. Mal formt er aus einer Masse ein Herz, um es sogleich in Portionen zu zerlegen und auf die Schälchen zu verteilen. Für den Spaß, der noch dazu schmeckt, zahlt man gern 50 Dollar.
Die Cable Car, die die steilen Straßen mühelos nimmt, ist nach wie vor eine Attraktion. Wenn sie dann noch mit Blick auf Alcatraz zufährt, jene etwa 500 Meter lange und bis zu 41 Meter hohe Insel in der Bucht von San Francisco mit dem berüchtigtsten Hochsicherheitsgefängnis der USA, die inzwischen als museale Touristenattraktion dient, sind schon viele Sehnsüchte erfüllt.
Liebhaber moderner Kunst werden das „Museum of Modern Art“ lieben, das auf sechs Stockwerken Gemälde von Gerhard Richter, Andy Warhol, Sigmar Polke, Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Roy Lichtenstein, David Hockney, Yasumasa Morimura, Takashi Yasumura, Masahika Fukase und vielen anderen zeigt. Man braucht viel Zeit!
Für manche ist auch Silicon Valley ein Muss. Obwohl man gleich ins Staunen gerät ob der riesigen Ausdehnungen der einzelnen Firmen, ob Apple, facebook oder Google – die letztere mit einer Straße auf ihren Namen. In Palo Alto, wo sich die Stanford Universität idyllisch gelegen in einer riesigen bewaldeten Anlage befindet, kann man das Wohnhaus von Steve Jobs aufsuchen, allerdings gut bewacht von einem Sicherheitsbeamten, der einem aber freundlich bestätigt, dass es sich um das richtige Haus handelt, und der auch Fotos zulässt. Die Garage, in der Jobs den ersten iMac erfand, befindet sich jedoch etwas weiter entfernt.
Als Tipp für Reisende mit einem besonderen Hotelwunsch könnte ich „The Queen Anne“ empfehlen, ein Bed-&-Breakfast-Hotel von 1890, das im viktorianischen Stil eingerichtet ist. Wohin man auch blickt, immer erwischt man einen Hingucker, an dem man sich kaum satt sehen kann. Das Frühstück sieht etwas anders aus als bei uns. Wurst, Schinken und Käse sucht man vergeblich, statt dessen warten da kleine Bratwürstchen auf den großen Hunger – und ein Waffeleisen samt Teig-Spender. Am besten guckt man zuerst zu, wie die anderen Gäste das machen, dann zapft man in einem bereitstehenden Becher den Teig aus der Maschine, kippt ihn in das geöffnete Waffeleisen und klappt es zu. Alles automatisch, sie wird Bescheid geben, wenn die Waffel fertig ist. Aber nein, sie piepst jetzt bereits lautstark. Doch Hilfe naht – man muss das Eisen einmal drehen, dann erst backt es seinen Inhalt. Ahornsirup, Erdnussbutter und Nutella stehen zum Süßen bereit. Wer die kleinen Milchkapseln in seinen Kaffee gießt, sollte vorgewarnt sein, wenn er den Kaffee nicht mit Haselnuss- oder Vanille-Geschmack trinken will. Er muss „The Original“ raussuchen, dann bekommt er die richtige Kaffeesahne. Good Appetite! Am Nachmittag von vier bis sechs p. m. ist die typische englische Tea-Time angesagt. Es gibt Sherry zur Selbstbedienung und neben Tee auch Kuchen. Leert sich langsam der Sherry-Decanter, in den der Kellner den Sherry aus der Flasche umgefüllt hat – man ist ja schließlich in einem edlen Hotel -, gießt er nach, und man kann von vorn beginnen. Für Sherry-Liebhaber ein Glücksfall. Sheers!
Anmerkung:
Vorstehender Beitrag von Elke Backert ist eine Erstveröffentlichung.