„Zur originellen Bleibe“: Achtmal in der Mark Brandenburg

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Brandenburg, Deutschland (MaDeRe). Ob im Zigeunerwagen unter Obstbäumen, im Tipi-Dorf, oben im Kirchturm, im Bahnwaggon am Verladeturm, ganz untypisch im Schlafwagen der Transsibirischen, rund im Gurkenfass, unterwegs auf der Lausitzer Zeitreise im Planwagen oder romantisch im Heu: bunt betten und urig Urlaub machen ist überall im Lande erlebbar – und besonders jetzt wieder nachgefragt.

Barfuß kommt uns Steffi Bartel durch das Grasgrüne entgegen, huscht geschwind hinüber zu den Jurten, zeigt die Zelte, öffnet den Bienenwagen unter dem Apfelbaum unseren neugierigen Blicken. Ansprechend schlicht ist die Einrichtung, ohne Firlefanz, kuschelig gemütlich das Innere. Über der Terrasse baumeln reife Früchte zum Greifen nah. Grüße gehen von unserem zum nächsten Wagen – zum Übernächsten und weiter. Eine fröhliche Gemeinschaft. Der Naturerlebnishof Uferloos ist Umweltbildungsstätte am Oderdeich und ein kleines Paradies nicht nur für Rad- und Wasserwanderer.

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Ein paar Kilometer weiter nördlich stehen in Groß-Neuendorf die Wagen auf Schienen, Bahnwaggons mit Blick auf den Strom. „Nicht abstoßen, nicht ablaufen lassen“ vermeldet es am restaurierten Gefährt. Dunkel gebeiztes Holz, große hohe Fensterflächen, und auch innen erkennt man die gestaltende Hand des Architekten Jens Plate. Draußen Tisch und Stühle, ein schöner Aussichtsplatz. Unterhalb am Wasser versuchen Angler ihr Glück. Wem das zu viel an Idylle ist, geht ins östlichste Theater Deutschlands ein paar Meter weiter. Im einstigen Viehwaggon – jetzt eingerichtet als Salonwagen der 20er Jahre. Und wer im alten Hafen hoch hinaus will bezieht die Ferienwohnung im Verladeturm.

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Gefühlt weit weg ist man im Schlafwagenhotel „Altes Lager“, wo zwei Waggons der Transsibirischen Eisenbahn, ausgestattet mit den originalen Liegen und anderen Elementen, den Gast auf eine Reise durch unendliche Weite führen – bis diese hier nicht ganz ewigen Wälder einen dann doch eher an die Mark erinnern. Seit 2016 ruhen der Grüne und der Rote sowie die „Donnerbüchse“ im Gleis am Bahnhof Rehagen. Die Strecke ist stillgelegt, im Bau ein französisches Restaurant. Historisch echt erscheinen auch die Fachwerkhütten und Planwagen auf dem Gelände der Zeitreise in Lauchhammer. Im weitem Rund stehen eingebettet ins Grüne elf große und drei kleine zur Wagenburg gefügt. Unterwegs durch die Prärie, warten sie wohl auf Winnetous Indianer. Weit gefehlt, hier sind Hussiten zu Hause, sie durchstreifen die Lausitz um reiche Beute zu machen. Die sozial-reformatorische Massenbewegung aus Böhmen konnte 15 Jahre nicht von Papst und Kaiser besiegt werden, führte Feldzüge mit mehreren hundert Wagen, gerüstet oder für Gepäck und Proviant. Frauen und Kinder waren mit an Bord – Familien und Jugendliche sind heute oft Gäste, und es geht ganz friedlich zu bei der spielerischen wie lehrreichen Zeitreise zurück anno 1432. In freier Natur mit den einfachsten Mitteln zu leben und für alles Notwendige selbst zu sorgen ist ein Abenteuer, wie man hier lernt. Die Fachwerkhütten passen ins Bild bei der Zeitreise ins Mittelalter und wem das nicht reicht beamt sich bis in die Mittlere Steinzeit hinein. Im Birkenwäldchen stehen dazu vier Tipi außerhalb der ‚Zivilisation’.

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Ein ganzes Tipi-Dorf empfängt im Umweltzentrum Drei Eichen in der Märkischen Schweiz junge Gäste bis hinzu ganze Schulklassen. Am Lagerfeuer wird gekocht und gesungen und gefeiert – sollte es nass oder kalt sein bietet das Versammlungszelt Schutz. Naturnah und ordentlich ländlich ist das beliebte Übernachten im Heuhotel. Ausstrecken auf der wohligen Wärme und dabei tief einatmen. Es sich am Abend bequem machen bevor die Wirtin Gesine Müller in Tracht vorbeischaut und eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt. Und falls zwei über beide Ohren verliebt sind dann ist die Heukuschel bei Lutzke in Lauschütz so richtig romantisch. Regional stilgerecht ist im Spreewald die Einkehr ins Gurkenfass. Michael Hanschik hat in Lübbenau neben seinem Restaurant fünf ausgebaute Holzfässer schön unter Bäumen platziert. 3,30 m lang, 2,10 m breit, bieten sie mit Doppelbett und kleiner Sitzgruppe genügend Platz für je zwei Personen. Klappfenster hoch, mit Blick aus kuscheligem Rund den neuen Tag begrüßen – und nach der Kahnfahrt in die Hängematte.

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Darin würde auch mancher Pilger gerne ruhen, auf dem Weg nach Bad Wilsnack. Für Fromme und Frohgemute dient der Kirchturm von Barsikow nun als entrückte Raststätte. Nah bei Gott und noch näher dem Glockengeläut (täglich um 18 Uhr außer So.) können zehn Pilger in zwei saalartigen Räumen ihr müdes Haupt betten. Eine einfache Herberge auf zwei Etagen, aber mit Dusche/WC, Küche plus Aufenthaltsraum – und der Blick von hier oben macht Lust auf die nächste Etappe. Im Dorf historische Meilensteine, die Imkerei und, Stab beiseite, das Galeriecafé „Alter Konsum“.

Infos im weltweiten Netz:

www.uferloos.de

www.verladeturm.de

www.bahnhof-rehagen.de

www.lausitzer-wege.de

www.dreichen.de

www.lutzke-heuhotel.de

www.spreewald-hanschick.de

www.alterkonsum.de

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