Warschau, Nikolaiken, Polen (MaDeRe). Masuren ist seit eh und je Synonym für eine der schönsten europäischen Landschaften. Während der Flusskreuzfahrt über die Masurische Seenplatte erlebt man unberührte Natur und Sehenswürdigkeiten einer mehr als siebenhundertjährigen deutsch-polnischen Geschichte. Und natürlich die nach wie vor deftige ostpreußische Küche.
Der 1. Tag: Warschau – Nikolaiken
Offizielles Programm:
Eigene Anreise (wobei die polnische Hauptstadt dazu verlockt, einen Tag früher anzureisen). Warum nicht mit der Eisenbahn?
Die 1,7 Millionen-Stadt präsentiert sich heute als quirlige, moderne Großstadt, die immer stärker von westlichen Einflüssen geprägt wird. Die verwinkelte Altstadt und die ebenfalls historische Neustadt wurden nach dem Krieg aufwendig rekonstruiert und spiegeln viel vom Charme des alten Warschau wider.
Nach der Ankunft wird (am frühen Nachmittag) eine Stadtrundfahrt unternommen, wobei man u. a. am Haus der Kultur, errichtet im stalinistischen Zuckerbäckerstil, und der Parkanlage mit dem Chopin-Denkmal vorbeifährt.
Fünf Kilometer hinter Kolno passiert der Bus die Grenze zwischen Masowien und Masuren. Hügelauf, hügelab durch Alleen und Wälder rollt er unaufhaltsam nach Norden. Reiseleiter Andrzej Kraszewski nutzt die Busfahrt, um über seine Heimat zu informieren. In bestem Deutsch und – mit „jemietlichem“ Akzent.
Während einer Pause kann man sich schon mal in einem Rasthof mit Zurek stärken, der typischen polnischen Roggenmehlsuppe. Vorgeschmack auf mehr, denn beliebter Auftakt einer Mahlzeit sind Suppen. Besonders verbreitet: Barszcz, die Rote-Beete-Suppe.
Johannisburg – nicht etwa in Südafrika – bleibt rechts liegen. Dieses heißt heute Pisz.
Abends (gegen 18.30 Uhr) schaukelt der Bus auf schmaler Piste durch den Urwald der Johannisburger Heide. Bis es voraus aufblitzt: angekommen in Nikolaiken am gleichnamigen See, der zur Masurischen Seenplatte gehört. Die untergehende Sonne vergoldet See und Schiff.
Arno Surminskis Roman „Jokehnen“ kommt einem in den Sinn, allerdings mit verdrehtem Untertitel: Wie lange fährt man von Deutschland nach Ostpreußen? Spätestens jetzt weiß man es.
Das Willkommens-Abendessen – nach der Begrüßung durch die Besatzung um Kapitän Tomasz Biadun – ist der Start einer Serie von ostpreußischen Köstlichkeiten. Und Andrzej „droht“ schon mal: „Wer hier in Polen seinen Bauch värrliert, der wird ainejespärrt!“
Die regionale Küche ist bekannt für Ihre Vielfältigkeit und die harmonische Verbindung der Geschmacksrichtungen „süß, herzhaft und sauer“. Masurischer Sauerbraten, Linsensuppe mit Backpflaumen oder Mehlklöße mit saurer Soße waren in Deutschland einst weit verbreitet und standen regelmäßig auf dem Speiseplan, während man diese Gerichte heute bei uns kaum mehr findet. Bei Königsberger Klopsen, Beetenbartsch, Dampfspirkel, gefülltem Hecht, Quarkklößchen, Buttermilchflinsen und Schmandwaffeln werden sicher bei manchem Kindheitserinnerungen wach. Küchenchef Henryk Jurowski, ein begeisterter Anhänger altdeutscher Gaumenfreuden mit sieben Jahren Deutschland-Erfahrung, verwöhnt seine Gäste mit fangfrischem Fisch aus den Masurischen Seen und kreiert aus selbst gesammelten Waldbeeren, Pilzen und Kräutern köstliche Speisen. Dabei kann man ihm auch mal über die Schulter blicken. Für die Küche zu Hause gibt er gern Tipps und verrät einiger seiner Rezepte.
Was Tadeusz hier in seiner „U-Boot-Miniküche“ so „komponiert“, lässt einem schon lange vorher das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Seine Kochküste – Rezepte der alten ostpreußischen Küche stehen obenan – sind allein schon ein Grund, um mit der „CLASSIC LADY“ durch Masuren zu schippern. „Jak u baci – wie bei Oma“, betitelt Tadeusz seine „einfache Kieche“, und erläutert wie zu jeder Mahlzeit ihre Zubereitung.
Für heute Abend hat der Meister ein Luciano-Pavarotti-Motto ausgewählt, das ihm aus der Seele spricht: „Kochen ist eine Kunst und keineswegs die unbedeutendste“.
Auftakt: Sauerampfersuppe und Fischsuppe; Vorspeise: Räucherfisch; Salatbüffet mit Sauerkohlsalat; Hauptgang: Wildgulasch mit Kartoffelklößen, Buchweizengrütze und Waldpilzen; Dessert: Glumstorte; Seelenwärmer: Nikolaschka.
Vom Logenplatz an Bord kann man schließlich die abendliche Stimmung der Wald- und Wasserlandschaft genießen, auch das eine oder andere frisch gezapfte polnische Bier. Wozu in diesem Land auch ein „Wässerchen“, sprich: Wodka, gehört. Das Wellengluckern an der Bordwand garantiert anschließend Tiefschlaf. Jedoch nicht ohne zuvor Andrzejs Informationen für den nächsten Tag, Anekdoten und Witze aus Masuren vernommen zu haben. Höhepunkt ist sein „Abendgebet“: „Lieber Gott bestraf´ mich nicht, wenn ich bei Tisch das größte Stück erwisch!“