Vancouver, Toronto, Kanada (MaDeRe). Rotwild äst ungerührt neben der Strecke – und das mitten in der Stadt. Wir laufen nach 273 Bergan-Meilen in den historischen Bahnhof von Jasper ein, vor der sogar noch die letzte 2D1-Dampfschnellzuglok als Denkmal an glorreiche Eisenbahnzeiten erinnert. Von ihnen schleppten einen Express durchs Gebirge. Verbrauch auf der Coast-to-coast-Strecke: satte 250 Tonnen Steinkohle. Eine logistische Meisterleistung.
Kanadier nehmen gern den Zug zum weltbekannten Skiort mit seinem gleichnamigen Nationalpark. Eineinhalb Stunden kann man sich hier bei frostiger Temperatur die Beine vertreten und einkaufen. Vorsicht: Alkohol ist teuer! „Wegen der wenigen Menschen kassiert der kanadische Staat über 60 Prozent Steuern auf Alkohol. Eine Flasche Wein für unter zehn Kanada-Dollar zu bekommen, wäre geradezu ein Glücksgriff.
Auf dem Eis des erstarrten Athabasca Rivers, der bei „seinem“ Gletscher 100 Kilometer weiter entspringt, tummelt sich, unbeeindruckt von der dröhnenden Zugschlange, eine Herde Elche. „Die kommen sogar bis in die Stadt rein“, sagt der Schaffner, „nichts Besonderes hier“. Doch die wenigen ausländischen Mitpassagiere sind völlig aus dem Häuschen. Auch von dem Anblick der wie Gardinen gefalteten Berge, denen man quasi ihre geologische Jugend noch ansieht. Der CANADIAN schleicht sich durch immer lichtere Fichtenbestände bis fast an die Baumgrenze heran, wobei er bis zum Sonnenuntergang dem legendären Athabasca folgt, der einem noch aus jugendlicher Indianerlektüre bekannt ist. Zu guter Letzt schiebt sich noch ein honiggelbeer Riesenvollmond über die gezackten Berge. Die Rocky-Szenerie ist komplett. Nur noch Kojoten müsste man dazu heulen hören. Diesen Soundpart übernehmen die Loks.
Fotoreportage
Mehr Bilder in der Fotoreportage: Mit dem Canadian von Vancouver nach Toronto von Dr. Peer-Schmidt-Walther.