Göteborg, Schweden (MaDeRe). Am übernächsten Vormittag, nachdem zunächst ein Zwischenstopp in Göteborg eingelegt worden ist, nördlich der Aalands-Inseln: gleißende Sonne, Minusgrade, aber immer noch kein Eis. „Das bekommen wir bald zur Genüge“, grinst Kapitän Kristian, „kann ich euch hundertprozentig garantieren“.
Unablässig schweift sein Fernglas-Blick über die trügerisch glitzernde See. „Seht mal, an Steuerbord treibt die erste Scholle – das ist erst der Anfang, bald hat uns auch das Festeis im Griff“. Voraus reflektiert eine weiße Fläche gegen den grauen Himmel. Wir stehen im Gebiet von Norra Kvarken, der zweiten Engstelle zwischen Schweden und Finnland. Klingt wie „Quark“, und der Eisschlamm passt auch irgendwie dazu; er wiegt sich in den Ostsee-Wellen.
Doch schon bald wird die Piste rauer. Schollen reiben sich knirschend, berstend und reißend an der Bordwand, schieben sich übereinander, bäumen sich auf, versinken und schließen sich hinter uns wieder zu einer Fläche. „Wie Kopfsteinpflaster“, findet Zweiter Offizier Olav. Die Grünpflanzen auf der weitläufigen Brücke zittern wie Espenlaub, in der Messe klirrt wie zur Bestätigung das Geschirr.
Die beiden 12.000-PS-Maschinen, umweltfreundlich mit stickoxidreduzierendem Katalysator und schwefelarmem Schweröl betrieben, wummern jetzt mit voller Kraft. Chief-Ingenieur Lennart kennt den Durst seiner „Pferde“: „Bis zu 80 Tonnen Sprit saufen die in 24 Stunden.“
„Tundraland“ lässt sich vom Eis nur leicht abbremsen. Statt 17 Knoten wie im freien Wasser fällt sie ab auf zwölf. Den Frachter mit der höchsten finnisch-schwedischen Eisklasse 1 A Super ficht das nicht an.