Amsterdam, Königreich der Niederlande (MaDeRe). Mit seinen Kunst-Institutionen präsentiert sich das Museumsquartier als ein Epizentrum der Kultur.
Es ist nur ein zartes Lächeln, zurückhaltend und kaum wahrnehmbar. Und doch erreicht es augenblicklich die Herzen der Besucher, die sich seiner Faszination nicht entziehen können. So hat das vom holländischen Meister Vermeer erschaffene „Mädchen mit dem Perlenohrring“ längst seinen Siegeszug durch die Kunstgeschichte angetreten. Und dabei als Kunstikone vielleicht sogar Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ an Popularität übertroffen?
Wenn es dazu eines besonderen Beweises bedurft hätte, dann war es die diesjährige Vermeer-Ausstellung im Amsterdamer Rijksmuseum. Von überall her waren die Vermeer-Kunstwerke herangeschafft worden. Und von überall her strömten die Kunstliebhaber herbei, um persönlich die vom Künstler so unnachahmlich gestalteten Lichteffekte in Augenschein zu nehmen. Bei einem Ansturm, der eine Terminverlängerung der Ausstellung dringend erforderlich machte.
Überbordende Kunstbegeisterung
Ein Konzept, das grundsätzlich aufging, wenn dabei das Mädchen mit dem Perlenohrring nicht eine Ausnahme gemacht hätte. Denn dieses wurde bereits an seinem offiziellen Aufbewahrungsort, dem Maritshuis in Den Haag, sehnlichst zurück erwartet. So macht die übergroße Nachfrage das Bild zum Sonderfall, der die pünktliche Rückgabe erforderlich machte. Anhand dieses Vorgangs lässt sich erahnen,welch hoher Popularität sich dieses Kunstwerk gegenwärtig erfreut.
Von der Kunstbegeisterung, die Amsterdam gegenwärtig überrollt, profitiert natürlich auch das gesamte Museumsquartier der Stadt. Neben dem Rijksmuseum sorgt vor allem das Van-Gogh-Museum mit mehreren Hauptwerken des großen Künstlers für unglaublichen Zuspruch. Nur wenige Meter entfernt erzielt das MoCo-Museum mit seiner modernen zeitgenössischen Kunst ungeahnte Erfolge.
Facetten der Moderne
Ebenfalls eine Klasse für sich ist das traditionelle Stedelijk Museum, das sich gegenwärtig in einer Sonderausstellung mit den unterschiedlichsten Facetten der Moderne auseinandersetzt. Dabei steht die industrielle Revolution im Mittelpunkt, die in den letzten zwei Jahrhunderten das Leben der Menschen wesentlich bestimmt hat. Ob als Segen oder eher als dessen Gegenteil wird dabei allerdings dem Urteil der Zuschauer überlassen.
Für die Erholungspausen zwischendurch bietet sich die Umgebung des Museumsquartiers geradezu an. Einmal der Vondel-Park, dessen alter Baumbestand eine wunderbar entspannende Atmosphäre ausstrahlt. Und natürlich das zentral gelegene Grachtenviertel, in dem sich von leichten Booten aus die prächtigen historischen Häuserfassaden vom Wasser aus bewundern lassen.
Wertschätzung der Musikszene
Und doch ist die Bedeutung des Museumsquartiers damit nur halb erzählt. Denn zu der Kunst, die es repräsentiert, gehört natürlich auch die Musik. Dafür steht besonders überzeugend das mit mächtigen Säulen dekorierte Concertgebouw, in dem das traditionsreiche Concertgebouw-Orchester sein Zuhause hat. Ein Konzertbesuch im großen Saal zeigt, welcher Wertschätzung und Begeisterung sich diese Institution innerhalb der Amsterdamer Musikszene erfreut.
Eine solche ausgeprägte Musikkultur bedarf natürlich eines hohen handwerklichen Standards. Ein festes Standbein städtischen Musiklebens befand sich mehrere Jahrzehnte lang in unmittelbarer Nähe des Concertgebouw am Rande des Museumsviertels. Hier war es eines der traditionsreichsten und sehenswertesten Häuser der Stadt. Errichtet gegen Ende des 19. Jahrhunderts verfügte es über eine reich verzierter Fassade und diente in seiner Anfangszeit als eines der wichtigsten Bankhäuser der Stadt.
Ein Himmel voller Geigen
Dies änderte ich grundlegend, als das Gebäude im Jahr 1976 in ein Conservatorium umgewandelt wurde, in dem die Musikstudenten der Stadt bis in dieses Jahrhundert hinein ihre musikalische Ausbildung erfuhren. Es war eine Zeit, in der die Innenarchitektur des Gebäudes völlig den akustischen Bedürfnissen einer Musikschule untergeordnet wurde. Bis schließlich die Ausweitung des Musikbetriebes eine Verlegung des Conservatoriums in größere Räumlichkeiten erforderlich machte.
Der nun beginnenden Umgestaltung des Hauses wohnte jedoch ein besonderer Zauber inne. Denn geplant war ein Hotel der Luxusklasse, das die bisherigen Nutzungsphasen des Gebäudes von der Bank bis zum Conservatorium in die neue Planung mit einbeziehen sollte. Dieses Konzept beinhaltete zwei Kunstgriffe: zum einen die weitere Beibehaltung der bisherigen Bezeichnung als „Conservatorium“ sowie die optisch überzeugende „Stradivari-Installation“ , bei der 49 Violinen in einem üppigen musikalischen Strauß von der Decke herb grüßen, als hinge der Himmel voller Geigen.
Visionäre Eleganz
Beauftragt mit der Umgestaltung zum einzigen Grand Hotel Amsterdams wurde der Mailänder Star-Designer Piero Lissoni. Als einer seiner Planungs-Schwerpunkte entpuppt sich die Gastronomie, die in einem solchen anspruchsvollen Rahmen ohne visionäre Eleganz niemals auskommen würde. Für diesen hohen Anspruch bietet sich das hoch aufstrebende Glasdach der Eingangshalle als geeigneter Ort für eine elegante Brasserie geradezu an.
Ähnlich hohen Ansprüchen folgt das Taiko-Restaurant. In den Ursprungszeiten des Gebäudes ein Bank-Archiv und Aufbewahrungsort für Wertpapiere, ist es heute der Ort, an dem allabendlich Kulinarik mit asiatischem Akzent zelebriert wird. Wobei allein die Sake-Getränkekarte ein kulinarisches Abenteuer für verheißt, ebenso wie die dazu servierten Feinschmecker-Gerichte.
„Wohnzimmer Amsterdams“
Neben der Gastronomie steht für Lissoni natürlich der Wohnkomfort ganz weit vorn. Bei individueller Ausgestaltung der bisherigen Bausubstanz gleicht kein Raum dem anderen. Hoch hinaus führt beispielsweise die „I love Amsterdam-Suite“ mit ihrem Atem beraubenden Rundum-Blick über die Amsterdamer Innenstadt. Natürlich fehlt auch nicht die zu erwartende“Concert Suite“ als eine Hommage an die ehemalige Musikschule.
Eine Würdigung, auf die man hier besonders stolz sein kann, ist der Titel, den sich die Lounge seit der Eröffnung des Hauses im Jahr 2012 schnell verdiente. Denn für viele Hotelgäste ist klar, dass es sich bei diesem Ort um nichts Geringere als das „Wohnzimmer Amsterdams“ handeln kann. Ein Attribut, dem wohl kaum jemand beim Blick durch die Fensterfront in den kleinen Park seine Zustimmung verweigern wird.
Anmerkung:
Die Recherche wurde unterstützt vom Amsterdamer Conservatorium Hotel.
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