Kruttinnen, Eckertsdorf, Peitschendorf, Willkassen, Polen (MaDeRe). Masuren ist seit eh und je Synonym für eine der schönsten europäischen Landschaften. Während der Flusskreuzfahrt über die Masurische Seenplatte erlebt man unberührte Natur und Sehenswürdigkeiten einer mehr als siebenhundertjährigen deutsch-polnischen Geschichte. Und natürlich die nach wie vor deftige ostpreußische Küche.
Immer mal wieder blitzen ein paar blaue Seen-Spiegel durch das frische Grün oder duckt sich das rote Ziegeldach eines alten, einsamen Gehöfts oder Gutes in einer Senke. Jeder Quadratmeter ist durchtränkt von Geschichte. Dieses „Land ohne Eile“, wie Arno Surminski seine verschlafene Heimat nannte, steckt aber auch voller skuriller Geschichten. Davon zeugen Siegfried Lenz Erzählungen „So zärtlich war Suleyken“.
Auf unzähligen Firsten thronen Storchennester. Den Spitznamen „preußischste aller Vögel“ haben sich die Tiere wegen ihres schwarz-weiß-roten Federkleids eingehandelt. „Jeder vierte Storch weltweit ist heute Pole“, erklärt Andrzej. Wie auf Bestellung klappern sie mit ihren langen roten Schnäbeln. Meint der Reiseleiter nicht ganz ernst: „Hab´ ich angestellt mit Fernbedienung“. Tierisch geht es oft unterwegs weiter, wenn See- und Fischadler, Kraniche, Reiher oder gar ein Biber vor die Linse kommen.
3. Tag: Kruttinnen, Eckertsdorf, Peitschendorf, Willkassen
Offizielles Programm:
Der nächste Ausflug führt ins Dorf Krutinnen (Krutyn) inmitten der Johannisburger Heide. Man hat die Gelegenheit, das Masurische Museum zu besuchen, einen Bummel zu den charakteristischen Holzhäusern zu unternehmen, Kunsthandwerk und Honig zu erwerben oder einen ausgedehnten Naturpark-Waldspaziergang zu unternehmen. Wer will, legt zu einer romantischen Stocherkahnfahrt auf dem Flüsschen Krutinna ab (10 Euro zahlbar vor Ort). Das Boot gleitet fast geräuschlos durch das kristallklare und fischreiche Gewässer.
Anschließend wird per Bus das russisch-orthodoxe Philipponenkloster von Eckertsdorf angesteuert. Es wurde 1847 von den so genannten „Altgläubigen“ gegründet und zeigt die religiöse Toleranz der damaligen Zeit.
Mittags (ca. 13.30 Uhr) legt das Schiff ab zur romantischen „Fünf-Seen-Tour“ nach Willkassen (Wilkasy; Ankunft ca. 16.30 Uhr) am Löwentin See bei Lötzen (Gizycko).
Tadeusz Mittagsmenü heute: Rote-Beete-Suppe, Zanderfilet mit Gumbinner Kartoffelbällchen und Frühlingsgemüse, abschließend Apfelcreme mit Weingelee. Martin Luthers Worte geben das Motto: „Iss, was gar ist! Trink, was klar ist! Red, was wahr ist!“ Recht hat er – bis heute!
Während der abwechslungsreichen Seh-Fahrt – vom Decksstuhl aus – durch Kanäle und Seen unter hohen Wolkentürmen schwingt es mit, das Ostpreußen-Lied. Es besingt die „dunklen Wälder und kristallnen Seen“, von Lech später im Bus auf seiner Mundharmonika intoniert. Die Gäste sind gerührt. „Einfach scheen!“, bringt es eine gebürtige Ostpreußin auf den emotionalen Punkt. Jetzt können sie nachempfinden, was damit gemeint ist.
Die Reisemotive sind im Übrigen sehr unterschiedlich. Von: „Wir wollten diese Reise immer schon mal machen“, „bin hier geboren“, „Eltern und Großeltern stammen von hier“, „mich interessiert nur die Landschaft“ bis „möchte Omas Küche wiederbeleben“ reicht die Palette.
Die Frischluft-Kur hat mächtig Appetit gemacht, und Nietzsche lieferte das (heute wieder moderne) Motto zum Abendessen: „Du musst nicht nur mit dem Munde, sondern auch mit dem Kopfe essen, damit dich nicht die Naschhaftigkeit des Mundes zugrunde richtet“. Dazu gibt es Linsensuppe mit Backpflaumen, gekochten Aal in Dillsauce, Mehlklöße mit saurer Soße, Mohnstritzel als Dessert – was will man mehr?!