Ulan Bator, Mongolei (MaDeRe). Auch die Zungen der Gastgeber sind nun gelockert, und so folgt ein Gesang nach dem anderen. Zuerst sind die Frauen dran: “Wo warst Du, Geliebter, als wir bei der Herde verabredet waren?“ Und die Männer antworten mit allen möglichen Erklärungen: „Weil das Tal überschwemmt war und der Kamelhengst sich im Gestrüpp verfangen hatte…“ So wird alles aufgezählt, was die raue Landschaft an unerwarteten Überraschungen bereithält.
Eine Kostprobe dieser Naturgewalten erhalten wir am nächsten Morgen. Das Wetter ist umgeschlagen, und kalter Wind bläst uns ins Gesicht. Die wärmste Daunenjacke ist jetzt gerade gut genug. Hoch auf den fernen Bergkuppen hat es nachts sogar geschneit. Doch – wie zum Trotz – geht der Gesang weiter und bringt Leben in die erstarrten Gesichter. Die Lieder handeln von der Schönheit der Mongolei und dem Alltag der Nomaden in der Wüste Gobi.
Endlich haben wir die lang ersehnte Dünenkette erreicht, die uns schon seit vielen Stunden vom Horizont her den Weg gewiesen hat. Aufwirbelnder Sand scheint uns sagen zu wollen: Vorsicht, jedes Foto geht ab jetzt auf eigenes Risiko! Ein Versagen der Kamera wäre in der Tat tragisch. Denn vor der Kulisse dieser aufgetürmten Sandberge wirkt unsere Karawane wie in einer Erzählung aus 1001 Nacht!
Lagerplatz ist heute ein kleiner See, den wir zunächst für eine Fata Morgana halten. Auf seiner dunklen Oberfläche spiegelt sich seitenverkehrt das geschäftige Treiben am Ufer. Während in der Wüstenküche langsam das Abendessen Gestalt annimmt, bleibt genügend Zeit für Gespräche. Im Schein der Petroleumlampe ist Bimbas Sohn Batsaikhan heute besonders mitteilsam. Er berichtet, dass es sich seit der politischen Wende wieder lohnt zuzupacken. Denn nun gehören die Herden nicht mehr dem Staat, sondern der Familie.
Fotoreportage
Sie auch die Fotoreportage: Mit Nomaden durch die Wüste Gobi von Dr. Bernd Kregel.
Reisehinweise
Siehe auch die Reisehinweise – Serie: Abenteuer Mongolei – Mit Nomaden durch die Wüste Gobi (Teil 7/7) von Dr. Bernd Kregel.