Kalifornien – Meine ersten Eindrücke

© 2017, Foto: Elke Backert

Los Angeles, Kalifornien, USA (MaDeRe). Palmen, Palmen, Palmen – in aller Vielfalt und in Zweier- und Dreierreihen, hochgewachsene schlanke, dickbäuchige, blühende Bäume, Grünpflanzen, Büsche und Hecken. Selbst die Bergrücken des hügeligen Landes am Pazifik sind grün bewachsen, mal flach als Bodendecker, dann wieder Bäumen, deren Äste ungewohnt verwachsen und realitätsfern verwoben sind. Weiße kahle Bäume vermischen sich geisterhaft mit sagenhaften Baumstämmen, deren Rinde in dünnen langen Scheiben vom Wind weggetragen wird. Völlig kahle Bäume sind vollbehangen mit Früchten.

© 2017, Foto: Elke Backert
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Es ist Januar und von Löwenzahn, Veilchen, Osterglocken über Schwertlilien und Magnolien bis zu Rosen stehen Blumen in voller Blüte. Vögel zwitschern in Schwärmen, je sonniger, desto lauter. In den Städten, ob Wolkenkratzer, Mehr- oder Einfamilienhäusern, ist jedes noch so kleine Fleckchen Erde mit Grün bepflanzt. Wo die Wege gepflastert sind, stehen Kübel mit Pflanzen in allen Größen und Variationen. Eine solche Liebe der Bewohner zu Grün ist mir nur hier aufgefallen. Immer wieder und stets ideenreich. Auch die Highways sind nicht nur begrünt, sondern auch voller Autos, die im Stau stecken, obwohl die breiten Straßen, die sich durch das Land wälzen, bis zu sieben Spuren je Richtung aufweisen. Leider sind die Straßen oft in schlechtem Zustand.

© 2017, Foto: Elke Backert
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Man staunt wirklich vor Ort. Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) sind schlicht ein überdimensional großer Staatenbund und selbst Kalifornien allein zieht sich. Wenn man von der Landkarte her glaubt, man ist gleich dort oder dort, so dauert es und dauert. Auf unserer ersten Reise durch den westlichsten Staat der USA von Los Angeles (L.A.) über San Diego, Las Vegas in Nevada und Santa Maria im bergigen Weinbaugebiet bis San Francisco und zurück nach L.A. legten wir knapp 4.000 Kilometer zurück. Günstig ist allerdings der Sprit. Und das Ford-Mustang-Cabrio, das wir in Deutschland über Auto Europe gemietet hatten und das selbst Kaliforniern, die einen BMW fuhren, besonders gefiel, tat gute Dienste. Mir gefiel an dem Wagen auch der springende Mustang, der in der Dunkelheit beim Öffnen der Türen auf die Straße scheint und leuchtet.

Man sieht keine Straßenkreuzer mehr, leider, sondern vorwiegend japanische Autos, ab und an einmal kommt einem ein Oldtimer, Porsche, Lamborghini oder Ferrari ins den Blick.

© 2017, Foto: Elke Backert
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Warum nur sind so viele „Vorsicht“-Schilder an den Straßen angebracht? Das sind Ampel-Signal, also Hinweise noch bevor die echte Ampel erscheint, oder Hinweise auf Stop-Schilder und die gibt ohne Ende. Bevor der gelbe Zebrastreifen mit dem Schild „Ped Xing“ (Amerikaner lieben Abkürzungen) erscheint – was so viel heißt wie „Pedestrians crossing“, also „Fußgänger überqueren die Straße“ bedeutet -, gibt es einen groß auf die Fahrbahn geschriebenen Hinweis darauf.

Von unserem Balkon aus beobachteten wir einmal, wie die Polizei im Automobil und auf dem Motorrad innerhalb einer Stunde 20 Fahrzeuge anhielt und den Fahrer einen Strafzettel verpasste, weil sie am Schild „Ped Xing“ die Fahrt nicht verlangsamt hatten.

© 2017, Foto: Elke Backert
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Schilder mit Hinweisen, dass es Nachbarschaftswachen gibt, die alles sehen und suspekte Personen melden, gibt es auch, und Schilder mit Telefonnummer, dass man betrunkene Fahrer anzeigen soll. Wer rechts fährt, muss auch rechts abbiegen, besagen weitere Schilder. Trotz aller Schilder ist ohne deutsches Navigationsgerät Autofahren in Kalifornien kaum zu bewältigen.

Bei all den Hinweisen und Verboten freut es den westdeutschen Autofahrer, dass er sogar bei Rot rechts abbiegen darf, es sei denn ein Schild verbietet es ihm. Es gibt sogar Schilder, die einen U-Turn genehmigen, aber auch welche, die ihn untersagen.

Kalifornien erschien uns sehr sehr teuer, allein die Parkplätze – 20 Dollar pro Stunde sind keine Seltenheit -. Selbst Parkplätze in den von uns gebuchten Hotels, die zwar nicht zu den preiswertesten Häusern gehören, kostet der Stellplatz, ob Valet Parking oder selbst einparken, bis zu 33 Dollar pro Tag. Das summiert sich, da kommt einiges zusammen.

© 2017, Foto: Elke Backert
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Essen und Getränke sind ebenso teuer, sogar die Hamburger, Hotdogs und Pizzen, die es an jeder Imbissbude und in jedem Restaurant gibt, kosten ab zwölf Dollar aufwärts, eine große Pizza gar 30 Dollar. Für eine kleine Lasagne zahlt man 19 Dollar, für ein Glas Wein ab neun bis 16 Dollar, Bier und Cola sind ebenfalls nicht günstig zu haben. Sogar der Wein in den Geschäften kostet ab acht Euro die Flasche, nach oben scheint es keine Grenze zu geben. Auch bei „Walmart“, die ansonsten als einziger Laden recht günstig sind, ist das teuer. Unverständlich, dass selbst für den US-amerikanische Bourbon Jack Daniels viel höhere Preise in den USA gefordert werden als bei uns.

© 2017, Foto: Elke Backert
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Wer die US-amerikanische Küche ungenießbar findet, kann die thailändische, chinesische, vietnamesische, italienische, zur Not auch mexikanische wählen. Wenn ein Thai-Restaurant keinen Alkohol ausschenkt, was oft der Fall ist, braucht es auch keine Toilette zu haben. Das sollte man wissen.

Das einzig Kostenlose sind die Eiswürfel vom Automaten im Hotel – Eiskübel stehen in jedem Zimmer – und das Eiswasser zu jedem Essen, das aber leider nicht trinkbar ist, weil es übermäßig gechlort wird.

In den Hotelzimmern bereiten die Schilder im Bad ein schlechtes Gewissen. „Save our planet“ – bitte die Handtücher so lange benutzen, wie sie möchten, zu viel Waschpulver schädigt unsere Umwelt. Also hängt man sie nach der Dusche schön wieder auf die Stange. Dennoch findet man am nächsten Tag frische. Wie das?

© 2017, Foto: Elke Backert
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Gläser findet man in den Zimmern jedoch keine, auch nicht zum Zähneputzen. Wir kauften uns welche. Pappbecher erfreuen den Anblick, Pappbecher, noch einmal jeder einzeln verpackt in Klarsichtfolie, die zum Wegwerfen ist. Kaffeemaschinen sind vorhanden, auch Kaffeepads, jedes einzeln eingewickelt in bedruckte Folie und in einem Plastikkästchen liegend. Ohne Folie, aber mit Kästchen schiebt man das Pad in die Maschine und wirft es anschließend in den Mülleimer. Kaffeeweißer, Zuckertütchen, Süßstoff und ein kleiner Strohhalm befinden sich in einer kleinen Plastiktüte. Benötigt man nur einen Teil davon, muss der Rest entsorgt werden, oder man packt ihn in den Koffer, weil man ungern etwas wegwirft. Damit man sich nicht die Finger am heißen Kaffee in den Pappbechern verbrennt, liegen schmale Pappumhüllungen auf dem Tablett mit der Aufschrift: „Sie haben es sich verdient, Sie können doch keinen Urlaub genießen mit verbrannten Fingern.“ Wo werden sie zusammen mit den Bechern entsorgt? Na, wo wohl? Gibt es keine Tassen aus Keramik oder Porzellanbecher? Okay, sie müssten abgewaschen werden. Da lässt man doch lieber die clevere Industrielle Ideen haben.

Apropos Hotels: Die Bettwäsche ist eine Qual. Statt Bettbezüge gibt es eine Zudecke, meist eine Wolldecke, die auf der Vorder- und der Rückseite mit je einem Laken belegt ist. Die beiden Laken verrutschen beim Schlafen und am Morgen hat man, so man Pech hat, nur die Wolldecke auf dem Körper. Sehr unangenehm.

In „Walmart“ packt die Kassiererin den Einkauf persönlich ein, sehr angenehm. An einem Drehgestell hängen dünne Plastiktüten. Schwere Sachen packt sie in die erste Tüte, dann diese in die zweite und dritte und so weiter. Wo wir in Deutschland Papiertüten einführen, da ersticken die USA-Amerikaner im Plastikmüll.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Elke Backert ist eine Erstveröffentlichung im Magazin des Reisens.

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