Stockholm, Schweden (MaDeRe). Für Stockholm-Liebhaber ist es recht bequem zu fliegen. Von den meisten deutschen Flughäfen erreicht man die schwedische Hauptstadt in wenigen Stunden. Der Weg über Land – ob mit dem Auto oder der Bahn – erfordert mehr Zeit. Seit geraumer Zeit gibt es nun mehrere Angebote mit dem Zug von Deutschland nach Schweden zu fahren: mit Sitzplatz, im Liege- oder Schlafwagen. Wir haben das Angebot der schwedischen Privatbahn „Snälltåget“ im Liegewagen getestet und unsere Reise um Aufenthalte in Berlin, Stockholm, Tallinn sowie Hamburg ergänzt. Im zweiten Teil besuchen wir ungewöhnliche Orte in und um Stockholm.
Frisch erholt erwachen wir in unserem Hotelzimmer im „Downtown Camper by Scandic“ mitten in der Stadt, direkt an der bekannten Fußgängerzone „Drottninggatan“. Kaum in der schwedischen Hauptstadt angekommen, treibt es uns hinaus in die Schären. Der Stockholmer Schärengarten erstreckt sich von Stockholm rund 60 Kilometer nach Osten und besteht aus etwa 24.000 Inseln. Unser Ziel ist Vaxholm und somit quasi die Hauptstadt der Schären. Erreichbar ist die Stadt mit privaten Schiffsverbindungen, aber auch kostengünstig mit dem Pendelbåt 83 der Stockholmer Verkehrsbetriebe SL. Dann reicht ein einfacher Fahrschein wie beispielsweise für die U-Bahn oder das Mehrtagesticket.
Die Stadt mit fast 5.000 Einwohnern liegt in der Provinz „Stockholms län“ beziehungsweise der historischen Provinz „Uppland“. Vaxholm liegt auf der Insel Vaxön und ist ein beliebtes Ausflugsziel der Stockholmer, da sich hier die meisten Fährlinien des Stockholmer Schärengebietes kreuzen. Vaxholm ist eine der 134 schwedischen Städte mit dem historischen Status einer Stadt. Das Stadtrecht wurde ihr im Jahr 1652 verliehen. Hauptattraktion ist das Kastell, das zur Bewachung Stockholms von der Seeseite her errichtet wurde. Die erste Befestigungsanlage entstand in der Regierungszeit von Gustav Wasa. Seine heutige Form erhielt das Kastell im 19. Jahrhundert.
Wir flanieren durch das hübsche, urige Städtchen und genießen die – im Vergleich zur Innenstadt – ruhige Atmosphäre und die viele frische Seeluft. Auch wenn es August ist, ist es recht kühl und unser Bad in der Ostsee am kleinen Badestrand ziemlich erfrischend. Viel Herzenswärme finden wir im „Vaxholms Hembygdsgårds Café“. Oftmals findet man in Schweden Cafés in Bauern- und Gutshöfen und dieses ist ein entzückendes Beispiel dafür. Die Kuchenauswahl ist wunderbar, der Service liebenswert und die Terrasse zieht sich auf eine Nase ins Meer hinaus. Wir sind verzaubert.
Information: Vaxholms Hembygdsgårds Café, Trädgårdsgatan 19, Vaxholm
Unser Tag endet mit einem Abendessen im Restaurant „Made in Sweden“ – siehe Tipp unten. In den nächsten Tag starten wir dank hervorragendem Frühstück im Hotel wieder mit einer Schifffahrt. Dieses Mal eine kurze Strecke von Gamla Stan zur Insel Djurgården, auf der sich zahlreiche Museen und ein entdeckenswertes Café befinden. Wir passieren das Vasa-Museum mit dem berühmten Schiffswrack, das 1628 im Stockholmer Hafen sank. Für jeden Stockholm-Besucher ein Muss, haben wir es schon häufig besucht und unser Interesse gilt dieses Mal dem neuen Schwester-Museum „Vrak – Museum of Wrecks“. Die Macher des Vasa-Museums haben in der „Båthall 2“, einen kurzen Spaziergang von der Vasa entfernt, ein Museum für Schiffswracks in der Ostsee eingerichtet.
Aufgrund der besonderen Wasserbedingungen und der wechselhaften Geschichte der Ostsee gibt es mehr als 100 sehr gut erhaltene Wracks und andere Überreste aus verschiedenen Zeitabschnitten. Die einzigartige Kombination von Brackwasser, Kälte, Dunkelheit und niedrigem Sauerstoffgehalt in der Ostsee ermöglicht es, dass unterschiedliche Materialien, sogar Holz, in sehr gutem Zustand erhalten werden. In den letzten Jahren haben technologische Entwicklungen und moderne archäologische Forschungen dazu beigetragen, das Wissen über dieses kulturelle Erbe deutlich zu erweitern.
Da man diese Wracks nicht bergen kann oder möchte, bedient sich das Museum modernster Technik, um sie dennoch lebendig werden zu lassen. Aufgeteilt in drei größere Bereiche gelingt dies grandios. Unsere Guide Iðunn erläutert uns mit viel Herzblut die Konzeption und die Bereiche der Ausstellung. Im ersten Teil wird man auf den Grund der Ostsee versetzt. Ein Foto des mythischen Wracks „Resande Man“ („Reisender Mann“) zeigt als Fototeppich in Originalgröße das Aussehen des Wracks unter Wasser, in dem man sich so quasi bewegen kann. Artefakte werden an der Stelle des Fundes als Hologramm dreidimensional dargestellt. Die Geschichte des Schiffs und seines Untergangs wird an den Wänden erzählt.
In zweiten größeren Teil werden die Geschichten von sechs Wracks von der Steinzeit bis zur Fähre Estonia, die 1994 sank, erzählt. Jeder Raum ist einem Schiff gewidmet und wird mit unterschiedlicher Technik, Texten, Fotos und vielem mehr greifbar gemacht. Der dritte große Bereich ist der Archäologie gewidmet. Hier ist ein Labor nachgebaut, in dem man Techniken, um Wracks zu untersuchen, nicht nur sehen, sondern auch ausprobieren kann. Ein außergewöhnliches Museum, dessen Besuch sich ebenso lohnt wie der des Vasa-Museums.
Weiter Informationen: www.vrak.se
Ein kurze Fahrt mit der Straßenbahn entfernt erreichen wir zum Mittagsstopp „Rosendals Trädgård“, eine idyllische Gartenanlage mit Gewächshäusern mitten im Grünen der Insel Djurgården. Seit fast vierzig Jahren pflegt hier eine Stiftung mit biodynamischen Anbaumethoden die Anlage. Hier gibt es Grünpflanzen und Gartenartikel zu kaufen, das Gartencafé mit weitläufigem Biergarten bietet leckeres Essen und aus der Holzofenbäckerei kommt auch Genussreiches. Hier trifft man tatsächlich eher Stockholmer als Touristen.
Weiter Informationen: www.rosendalstradgard.se
Unser Restauranttipp in Stockholm: Made in Sweden
Für uns gibt es keinen Besuch in Stockholm ohne Abendessen im „Made in Sweden“. Janne Klingestedt bietet in seinem urgemütlichen Pub schwedische Hausmannskost auf grandiosem Niveau. Hier wird nur mit schwedischen Produkten gekocht. Die Bierkarte umfasst eine amtliche Liste von regionalen Brauerzeugnissen. Und uns würde es sehr wundern, wenn hier jemand hungrig wieder rausgeht.
Weiter Informationen: www.madeinswedenbar.se
Unser Hoteltipp in Stockholm: Das Downtown Camper by Scandic
Rund 270 Hotels betreibt Scandic in Europa, die meisten in Skandinavien. Zahlreiche davon wiederum finden sich in und um Stockholm. Mit dem „Downtown Camper” bietet die Hotelkette ein frisches, junges Konzept mit gehobener Ausstattung. Schon die Lobby wirkt eher wie ein riesiges Wohnzimmer als ein Empfangshalle. Die Zimmer sind richtig plüschig-gemütlich ausgestattet und mit vielen Annehmlichkeiten. Ein Rundum-Wohlfühl-Hotel, das auch noch richtig gut gelegen ist: Zwischen Sergels torg und Drottninggatan befindet es sich mitten in der Stadt und alles ist gut erreichbar, denn auch die U-Bahn fährt quasi vor der Haustür. Wenn man den Überblick über das immense Frühstücksbüffet gewonnen hat, kann man es sich hier richtig gut gehen lassen. Wir waren sicher nicht das letzte Mal da.
Weitere Informationen: https://www.scandichotels.de/hotelsuche/schweden/stockholm/downtown-camper-by-scandic
Anmerkung:
Lesen Sie auch die Beiträge
- Von Berlin nach Stockholm – Serie: Perlen der Ostsee mal ganz anders (Teil 1/4),
- Von Stockholm nach Tallinn und zurück – Serie: Perlen der Ostsee mal ganz anders (Teil 3/4) und
- Von Stockholm nach Hamburg – Serie: Perlen der Ostsee mal ganz anders (Teil 4/4) von Daniel M Grafberger
im MaDeRe.
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