In die Schweiz zu Johnny und bis zur Pyramide – mit dem Rad

Die Pyramide in Garzau. Quelle: Wikimedia, CC BY-SA 3.0, Foto: Assenmacher - eigenes Werk

Strausberg, Brandenburg, Deutschland (MaDeRe). Strausberg Nord, Endhaltestelle der S 5, ist Startpunkt für eine Rundtour durch den Naturpark Märkische Schweiz. Im Ganzen sind das 53 Kilometer – bei Buckow haben wir die Hälfte hinter uns. Um 9 Uhr kommen wir in die Gänge. Nehmen zuerst die gut ausgeschilderte „Tour Brandenburg“ unter die Räder bis nach Klosterdorf wo wir am Dorfanger rechts abbiegen zum ersten Halt bei Hofe.

Wir kehren ein bei der Bio-Holzofenbäckerei. Ein feuerspeiender Drache ist ihr Symbol. Das Klosterdorfer Drachenbrot gibt’s in vier Sorten, wie die Brötchen. Natürlich Kuchen und Kekse – der Klostertaler ist bei kleinen Gästen besonders beliebt. Wir wollen lieber etwas Herzhaftes, und so fällt die Wahl auf Flammkuchen. Ohne Speck aber mit Schmand und Rosmarin. Auf der Terrasse schmeckt er bestens. Jetzt im Hofladen Proviant für die nächste Etappe einkaufen. Ein Baguette, oder doch Olivenweißbrot?

Zurück zum Dorfanger und vorbei an einer Feldsteinkirche führt unsere Route weiter durch Felder und Wälder über Kähnsdorf bis nach Prädikow. 10 Kilometer auf der Tour Brandenburg sind das ab Strausberg. Zum Biohof in Ihlow wählen wir nun die kürzeste Strecke. Die folgt der Oberbarnimer Feldsteinroute und führt durch Wald wo schon mal ein Baumstamm quer liegt. Aber die fast 5 Kilometer sind schnell geschafft, und mittags sitzen wir vorm Teich am Bach unter Bäumen bei der Brotzeit mit Apfelsaft, aber nicht mehr mit Fleisch vom Sattelschwein. Lassen die Beine baumeln auf der grünen Wiese bevor wir wieder in den Sattel steigen.

www.biohof-ihlow.de

Am Ortsausgang dann links über Pritzhagen hinunter zum Großen Tornowsee und zu Kaffee und Kuchen in der Pritzhagener Mühle. Durch das romantische Tal des Stobbers führt ein landschaftlich schöner aber auch mal aufgeweichter Weg zum Schweizer Haus. Beim Besucherzentrum vom Naturpark am Rande von Buckow gehen wir Wassertreten. Erst Kneippen, dann wieder Brecht und Weigel? Diesmal wollen wir zu John Heartfield. Das Sommerhaus dieses – nicht nur – Fotomontagekünstlers steht oberhalb des Großen Däbersee am Rand von Waldsieversdorf und bietet eine Übersicht von seinem Leben hier und Schaffen. 1956 pachtete der 1891 als Helmut Herzfeld geborene, gesundheitlich angeschlagene Künstler am Ostufer ein Grundstück und gestaltete aus einer ehemaligen abgetragenen Sanitärbaracke sein Refugium. Johnny kam auf Anraten von Brecht in die Schweiz, weilte bereits seit 1953 mit Gertrud genannt Tutti zur Sommerfrische. Erweitert mit Wintergarten und Dachterrasse, entzückt das Domizil mit den fröhlichen Details: Gardinenstangen mit Blättern, dem Kamin mit Krone – sowie Taube und Sonne am Kinderhaus für die Enkel. Im original eingerichteten Kaminzimmer überrascht die Sammlung von Kinderspielzeug und Reisemitbringsel. Bevor wir uns wieder auf den Weg machen werfen wir einen Blick in den Waldgarten – mit Bambus und Chinesischem Angelikabaum.

www.heartfield.de

Ab Buckow folgen wir dem Europaradweg R 1 bis Rehfelde, von wo wir bereits die Bahn zurück nach Berlin nehmen könnten ohne ganz rund zu radeln. 15 Kilometer misst der Streckenabschnitt, von Waldsieversdorf strampeln wir rauf zur Bergschäferei. Bei der Mosterei gibt’s außer Saft auch andere gute Hofprodukte zu kaufen. Über Garzin geht’s nach Garzau, mit dem ganz besonderen exotischen Höhepunkt der Route: eine Pyramide aus Feldstein. Ein Relikt vom Landschaftsgarten die Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau im englischen Stil herrichten ließ. 1784 errichtet, auf einem mit Wein bepflanzten Hügel, diente sie als Eiskeller und Fixpunkt für den gräflichen Geodäten – und sollte wohl auch als sein Mausoleum letzte Ruhestätte sein. Die Begeisterung für das alte Ägypten wurde derart öfters Ausdruck verliehen, aber hier erfreut der helle Stein das Auge. Das klassizistische Portal beruht wohl auf einen Entwurf von Carl Gotthard Langhans und macht das Bauwerk zur weithin einmaligen Symbiose von griechischem Tempeleingang und ägyptischer Pyramide. Lange Ruine, ist nach 14 Jahren Rekonstruktion das gute Stück nun wiederhergestellt. Treppen führen zum Pavillon – von dort oben ist der Blick einfach Spitze. Der nächste Ort ist dann schon Rehfelde.

www.pyramide.garzau.de

www.maerkischeschweiz.eu

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