Im Städtedreieck Salisbury, Bath und Wells – Unterwegs in den Grafschaften Wiltshire und Somerset

Ein Blick von der Kathedrale auf Salisbury. © Visit England, Photo: Iain Lewis

Bradford-on-Avon, England, UK (MaDeRe). Unter den südenglischen Landschaften hat sich in den letzten Jahren – vor allem Dank der Pilcher-Verfilmungen – Cornwall als Magnet für deutsche Touristen herausgebildet. Cornwall hat unbestreitbar schöne pitoreske Küstenstädte und Landstriche, aber um England, vor allem das ländliche England, zu erleben, muss man gar nicht so weit fahren. Eine der möglichen Alternativen ist z.B. Wiltshire/Somerset im Städtedreieck Salisbury – Bath – Wells.

Der Linksverkehr ist nicht das Problem

Um England abseits der Metropolen zu erleben, benötigt man unbedingt ein Auto. Der öffentliche Verkehr auf dem Lande hilft da nicht wirklich weiter. An das Fahren auf der linken Seite gewöhnt man sich schnell, problematischer ist die Enge der englischen Straßen. Schon die Landstraßen sind nicht so breit, wie wir das aus Deutschland gewöhnt sind – was aber weder Lastwagenfahrer noch die übrigen Verkehrsteilnehmer groß beeindruckt. Noch enger wird es auf den kleinen Sträßchen zwischen den Dörfern, zuweilen sind diese sogar einspurig mit Ausweichstellen, so dass man als Fahrer nicht unglücklich ist, im eigen PKW jetzt außen zu sitzen und ganz nahe an den Rand heranfahren zu können. Für die Planung von Ausflügen bedeutet dies, dass man sich nicht zu umfangreiche Strecken vornehmen sollte. Ein Schnitt von 55 Kilometern in der Stunde ist schon als gut anzusehen. Was man unbedingt haben sollte ist ein guter Navi, denn die Wegweiser sind spärlich und meist gut versteckt und bei den engen Straßen sind Umwege sehr lästig.

Wohnen beim Herzog

Bradley House, Wohnsitz des 19. Duke of Somerset. © 2018, Foto: Gabriele Burow

Vor diesem Hintergrund schien es geraten, als Ausgangsort eine Unterkunft zu wählen, die von den ausgewählten Besuchszielen etwa gleich weit entfernt ist. Mit Hilfe von Airbnb landeten wir in einem Dörfchen namens Maiden Bradley, nicht weit von Warminster, wo der 19.Herzog von Somerset im Seitenflügel seines Schlosses bis zu drei Zimmer (als Einheit) vermietet. Der Ort könnte Drehort für einen „Barnaby-Krimi“ gewesen sein, auch die Kirche mit Friedhof und dem passenden Glockengeläute fehlt nicht. Sehr große und geschmackvoll eingerichtete ruhige Räume, dazu eine kleine Wohnküche, in der morgens das Wunsch-Frühstück serviert wird. Der Pool des Hauses kann mitbenutzt werden. Sofern der Hausherr, ein Nachfahre des Bruders von Jane Seymour, dritter Frau Heinrichs VIII., anwesend ist, bietet er gerne eine Führung durch den privaten Teil des Schlosses an, bei der man viel über diese spezielle Epoche der englischen Geschichte lernen kann.

Salisbury und Wells – Perlen englischer Gotik

Die Kathedrale von Salisbury in der Dämmerung. © Visit England, Photo: Iain Lewis

Salisbury, die Hauptstadt der Grafschaft Wiltshire, ist in den letzten Monaten in die Schlagzeilen geraten als der Ort, in dem ein ehemaliger russischer Doppelagent und seine Tochter einem Giftanschlag zum Opfer gefallen sind. Aber der Ort ist ungeachtet solcher Vorfälle sehenswert und mit seiner frühgotischen Kathedrale und dem Stadtbild einen Besuch wert. Das alte Tuchhandelszentrum verfügt über eine pittoreske Altstadt mit noch wenig verschandeltem Stadtbild und dem großen mauergeschützten „Dombezirk“, in dem nicht nur die aus Kalkstein erbaute Kirche, sondern auch eine Vielzahl von Wohnhäusern des 13. bis 18. Jahrhunderts stehen.

Eine zweite herausragende Kathedrale findet sich in dem Örtchen Wells, ebenfalls damals durch Tuchhandel reich geworden und mit seinem kleineren, überschaubareren Ortsbild fast noch überzeugender. Die meisten Häuser sind mehrere hundert Jahre alt und die Fassaden nicht verschandelt. Neben dem Dom steht der Bischofspalast und nicht weit davon findet sich die älteste erhaltene „Reihenhaussiedlung“ Englands, „Vicars Close“aus dem 14. Jahrhundert, in dem noch heute Chorherren und Kleriker wohnen.

Bath – barocke Bäderarchitektur vom Feinsten!

Der Royal Crescent in Bath. © 2018, Foto: Gabriele Burow

Ebenfalls in der Grafschaft Somerset liegt die das berühmte Bath, ein Badeort, in dem schon die Römer vor 2.000 Jahren in den heißen Quellen an den Ufern des Avon gerne badeten. Die um die Quellen erbauten Thermen existieren noch heute und sind ein Besuchermagnet, vor dem sich regelmäßig lange Schlangen von Besuchern bilden. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Bath unter der Regie von Beau Nash zum Treffpunkt der feinen Gesellschaft und erlebte eine Blütezeit als Kurstadt. Aus dieser Zeit stammen auch die das Stadtbild prägenden großzügigen Plätze und prachtvollen georgianischen Gebäude – The Circus, Queen Square und Royal Crescent sind die Meisterstücke der Architektenfamilie John Wood. Am Queen Square wohnte auch Jane Austin – heute ist dort für sie ein Besucherzentrum eingerichtet. Und falls Ihnen die Schlange vor den römischen Bädern zu lang ist, um sich hinten anzustellen, gibt es eine Alternative: Gehen Sie zum Lunch in den berühmten Pump Room. Das Essen ist hervorragend und große Fenster erlauben auch einen teilweisen Blick auf die römischen Anlagen.

Bradford-on-Avon

Historische Industriekultur in Bradford-on-Avon. © 2018, Foto: Gabriele Burow

Nur wenige Meilen von Bath entfernt bietet sich die Möglichkeit, noch einen Einblick in das frühindustrielle England zu gewinnen. Das Städtchen Bradford-on-Avon, ebenfalls eine alte Tuchhändlerstadt, ist ganz unter Verwendung einer Steinsorte erbaut, allerdings nicht der freundlichen, honiggelben, die in Bath das Bild bestimmt , sondern ein eher graues Gestein herrscht vor. Große ehemalige Fabrikgebäude, heute teilweise shopping-malls, wechseln sich mit kleineren Wohnhäusern ab. Aber die Einheitlichkeit des Erscheinungsbildes ist faszinierend.

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